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Kevin Trapp: Das Ein-Mann-Bollwerk von Eintracht Frankfurt

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Von: Thomas Kilchenstein, Ingo Durstewitz

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Mittendrin in der Partyzone: Torwart Kevin Trapp.
Mittendrin in der Partyzone: Torwart Kevin Trapp. © dpa

Für Torwart Kevin Trapp ist das Erreichen des Europa-League-Endspiels der Höhepunkt: „Schönster Tag meiner Karriere“.

Natürlich konnten die völlig ausflippenden Eintracht-Fans ihre Finger nicht von Kevin Trapp lassen. Wie auch? Trapp, der Weltmann in Signalfarbe, mittendrin im Tollhaus, das Objekt der Begierde, fix und foxi, maximal glücklich. „Nicht in Worte zu fassen, was wir erleben dürfen“, sagte der überwältigte Ballfänger mit brüchiger, sich überschlagender Stimme. Da hatte er sich seine ganz persönliche Streicheleinheit schon abgeholt, seine Verlobte Izabel Goulart herzte, busselte und umarmte ihren Kevin, der sein fünf Jahre altes Patenkind Lia auf dem Arm trug. Traute Glückseligkeit. „Sehr wichtig, dass meine Familie und meine Verlobte hier sind“, sagte der Trapper. „Das ist ein Abend, den niemand vergessen wird. Das ist etwas ganz Besonderes.“

Ja, so war das in der Nacht zum Freitag im Waldstadion, großer Gefühlskino, Ekstase in Reinkultur. Für den deutschen Nationaltorwart war dieses Spiel ein spezielles Erlebnis auf seiner ausgiebigen Reise durch die Fußballwelt. Trapp ist ja kein Greenhorn mehr, war bei WM und EM dabei, holte mit Paris St. Germain Meisterschaften und Pokalsiege, hütete in der Champions League den Kasten, für die Eintracht absolvierte er 36 Europa-League-Spiele und ist damit alleiniger Rekordhalter. Kein anderer deutscher Spieler kann mehr Einsätze in diesem Wettbewerb vorweisen. „Ich habe ja schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und ein bisschen was mitgemacht“, sagte der 31-Jährige und verortet den Donnerstag auf seiner ganz persönlichen Skala an die Spitzenposition. „Das ist definitiv das schönste Spiel und der schönste Tag meiner Karriere“, befindet er und schiebt nach: „Bis zum 18. Mai.“ Dann wird in Sevilla das Finale angepfiffen.

Für Trapp ist das Endspiel die vorläufige Krönung, die Eintracht ist für ihn mehr als nur ein Verein, ein Arbeitgeber. Er hatte damals, 2018, als er in Paris die Segel strich, andere Optionen, er hätte zu einem Topklub gehen oder im Ausland bleiben können. Doch zur Eintracht hat der Routinier eine tiefe Bindung, dort ist er zum Bundesligatorwart gereift, dort war er in jungen Jahren Kapitän, ehe er sein Glück in Frankreich suchte.

Der polyglotte Mann aus dem Saarland ist das Gesicht der Eintracht, das Aushängeschild des Vereins. Für Spieler wie Trapp oder Sebastian Rode bedeutet solch ein Erfolg noch ein bisschen mehr als für andere, weil die Identifikation und auch die Weitsicht, die Einordnung eine andere ist. „Wir hatten den großen Traum vom Finale. Und jeder, der daran gearbeitet hat, hat sich das verdient“, sagt Trapp, ein feinfühliger Typ, der sehr genau spürt, was dieser Meilenstein auch für die Menschen bedeutet. „Allein diese Freude zu merken – das ist Wahnsinn.“

Der Keeper selbst hat seinen Beitrag geleistet, er war der Mannschaft stets ein verlässlicher Rückhalt, mehr als das: Er war ein Ein-Mann-Bollwerk in letzter Instanz. Auch das braucht ein Team, wenn es Großes vollbringen will, einen herausragenden Torwart, zurzeit vielleicht der beste in Deutschland.

Trapp blickt dem Finale voller Vorfreude entgegen. Gegner Glasgow Rangers ist eine harte Nuss, „sie haben zwei große deutsche Mannschaften eliminiert“, nämlich Dortmund und Leipzig. „Wir wissen, was auf uns zukommt.“ Aber bange machen gilt nicht, weshalb auch nach einer bockstarken Europapokalsaison mit zwölf ungeschlagenen Spielen im Wettbewerb? „Wir haben noch ein Spiel zu gehen, um das Ding nach Hause zu holen.“ Nach 42 Jahren.

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