Holzer und Hellmann: Eintracht-Führungsstreit wird zur Posse

Der Eintracht-Aufsichtsrat hält sich im Machtkampf zwischen Holzer und Hellmann erst mal raus – doch die Zeit drängt.
Die anberaumte Außerordentliche Aufsichtratssitzung der Eintracht Frankfurt Fußball AG fand dann doch schneller statt als gemeinhin angenommen. Deutlich schneller sogar. Schon eine gute Stunde, nachdem Philip Holzer, der Chef des Kontrollorgans, am Mittwochnachmittag erklärt hatte, er wolle das Gremium zeitnah zu einem Treffen einladen, kam es schon zusammen. Nicht real, sondern virtuell, aber immerhin. Das ging ratzfatz.
Zu besprechen gab es einiges, das Rücktrittsangebot des Philip Holzer etwa, um den Machtkampf mit Vorstandssprecher Axel Hellmann zu beenden und ihn davon abzuhalten, seine Zelte bei der Eintracht abzubrechen und weiter zur DFL zu ziehen. Streng genommen war es in jener Sitzung an den Räten, die Rolle ihres Vorsitzenden Holzer zu definieren. Will sagen: Ihm den Rücken stärken. Oder ihm das Vertrauen entziehen. Also: Rücktritt ablehnen, Rücktritt einfordern. Oder im besten Mediatorensinne versuchen, die beiden Mächtigen an einen Tisch zu zitieren und die unschöne Geschichte per Diskurs aus der Welt zu schaffen.
Was aber macht das Kontrollorgan? Nichts!
Die Standpunkte wurden ausgetauscht, die jüngsten Entwicklungen geschildert und das Meeting dann ergebnislos abgebrochen. Das ist schon ein recht kläglicher Vorgang, wenn man bedenkt, dass es um eine handfeste Führungskrise beim amtierenden Europa-League-Sieger geht, bei einem Bundesligisten, der in den vergangenen Jahren einen sagenhaften Aufschwung hingelegt und eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Kein anderer Verein ist so schnell gewachsen wie die Eintracht. Axel Hellmann und Philip Holzer haben entscheidenden Anteil daran.
Aber sie sind sich nicht mehr grün, und weil der Zoff längst auf offener Bühne ausgetragen wird und nun einfach auf mittlerer Flamme weiter vor sich hinköchelt, weitet sich der Führungsstreit nun zu einer echten Posse aus. Ausgang ungewiss. Nach wie vor.
Fakt ist: Axel Hellmann ist über die Holzer’sche Job-Interpretation kreuzunglücklich, ihm geht in letzter Zeit einiges gegen den Strich. Das ist längst kein Geheimnis mehr, auch wenn sich Vorstandssprecher Hellmann dazu bisher nicht einmal öffentlich geäußert hat.
Wird erneut gesprochen?
Das machte Holzer am Mittwoch per Presseerklärung, weil er sich durch eine Medienanfrage bezüglich seines Rücktrittsangebots gegenüber Hellmann unter Druck und Zugzwang gesetzt sah. Diesen Zug konnten nicht alle verstehen, im Führungszirkel herrschte Verwunderung darüber, weshalb der 57-Jährige damit an die Öffentlichkeit gegangen ist. Offenkundig aber wollte der frühere Investmentbanker die Zügel in der Hand halten und sich nicht Spekulationen über eine mögliche Demission ausgesetzt sehen. Geholfen hat ihm das in der Bewertung von außen bisher eher nicht – obwohl er seine Karten so ziemlich auf den Tisch legte.
Nicht nur, aber auch durch das Nicht-Votum des Aufsichtsrats ist Philip Holzer weiter geschwächt, er ist angeschlagen. Und zurzeit ist nur schwer vorstellbar, wie Holzer und Hellmann wieder zueinander finden sollen. Die Frage ist auch, ob es überhaupt noch zu einem weiteren Gespräch kommt oder die Angelegenheit nicht schon vorher durch eine persönliche oder von einem Gremium herbeigeführte Entscheidung geklärt wird. Der Druck wächst.
In jedem Fall ist Eile geboten, dieser Zustand an der Spitze ist nicht haltbar und schädlich für einen Traditionsverein, der fast 300 Millionen Euro umsetzt, 120 000 Mitglieder umfasst und dessen Mannschaft um die internationalen Startplätze mitspielt. Es ist an der Zeit, für klare Verhältnisse zu sorgen. Besser gestern als heute.