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Eintracht-Gegner West Ham: Hör mal, wer da hämmert

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Von: Daniel Schmitt

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Oben auf: West-Ham-Star Declan Rice, auf dem Rücken von Vladimir Coufal.
Oben auf: West-Ham-Star Declan Rice, auf dem Rücken von Vladimir Coufal. © AFP

Nach Jahrzehnten des Darbens klopft Frankfurts Europa-League-Gegner West Ham oben an – doch der Preis für die neuen Finanzkraft ist ein (zu) hoher.

Und dann kam der Tod. Was für die einen (zu) dramatisch klingen mag, fühlte sich für die anderen so an. Nur die Hartgesottenen wagten sich damals, Frühjahr 2017, noch ins tiefste Ostlondon, Borough of Newham, sie weinten dann, nicht alle, aber etliche. Es gibt diese Bilder der menschlichen Fleischberge, von Tattoos übersäht, mit Nacken breiter als anderer Oberschenkel, kahlrasierte Schädel, und wie ihnen die Tränen inmitten der Betontrümmer über die Wangen fließen. Als die Tribünen des Upton Parks fielen, diesem Relikt englischer Fußballfankultur, alt, laut, nah, erbaut inmitten von Imbissbuden und Pubs, starb für sie ein Teil ihrer großen Liebe: die Seele von West Ham United.

Bis heute, fünf Jahre später, sind die Wunden nicht verheilt, ist der Schmerz geblieben. Jeder Gang ins Londoner Olympiastadion, einst erbaut für die Sommerspiele 2012, modern, chic, ist für die allermeisten der alten Anhängerschaft ein Stich ins Herz. Manche kommen gar nicht mehr, verharren weiter dort, wo sie früher verharrten, in den wenigen Pubs, die übrig geblieben sind. Dort, wo früher der Upton Park stand, wohnen jetzt Familien. Zwischen Alt und Neu liegen nur knapp fünf Kilometer, für die Fans der Hammers, so der Spitzname des Arbeiterklubs, eine Unendlichkeit. Der Verkauf der Seele brachte Geld, viel Geld. Ins Olympiastadion mietet sich West Ham für nur 2,2 Millionen Euro jährlich ein, Peanuts, lässt sich die Arena doch mit bis zu 60.000 Fans füllen (im Upton Park waren es 35.000). Auch am 28. April im Halbfinalhinspiel der Europa League gegen Eintracht Frankfurt werden wieder alle Plätze besetzt sein. Es sind nun andere Fans da als früher. Sie sind jünger, zahlungskräftiger, eventbezogener.

West Ham United: „Dildo Boys“ führen Klub

Der Klub sah die Möglichkeit und ergriff sie, so wie es die Eigentümer zeit ihres Lebens tun. Die vom Boulevard „Dildo Boys“ getauften Bosse, der Milliardär David Sullivan, ehemaliger Besitzer einer Sexshop-Kette, und David Gold, früher in der Porno-Industrie tätig, kauften sich 2010 bei West Ham ein. Und sie gaben seitdem reichlich Geld für Spieler aus, am meisten für den Frankfurter Sebastien Haller, der keine großen Spuren hinterließ, lediglich einen Zwist mit dem hessischen Klub über nicht eingehaltene Zahlungstermine, und der längst nicht mehr da ist. Sie holten aber auch andere, Stützen des heutigen Teams: Tomas Soucek zum Beispiel, 23 Millionen Euro teuer, Mittelfeld. Oder Kurt Zouma, 35 Millionen, Abwehr, unlängst unangenehm aufgefallen durch Katzenmisshandlungen. Nikola Vlasic, 30 Millionen, Mittelfeld. Issa Diop, 25 Millionen, Abwehr. Bester Mann des Teams von Trainer David Moyes ist jedoch ein Eigengewächs: Declan Rice, 23, englische Nationalkraft, die die Mannschaft im Mittelfeld als Stratege anführt und gerade in Europa mit herausragenden Leistungen vorangeht.

West Ham spielt die zweite gute Saison in Folge, ist aktuell Sechster, nur die Dauergäste der Champions League liegen vor ihnen. Wenn man so will, sind sie die Besten des Rests. Im Europacupa winkt gar der erste Titel seit 57 Jahren. Die Hammers klopfen unüberhörbar oben an – auch wenn der Klub für manch einen Fan vor fünf Jahren gestorben ist.

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