Hellmann bleibt: Ein wichtiges Signal für Eintracht Frankfurt

Es ist elementar, dass die lange über Kreuz liegenden Eintracht-Bosse Axel Hellmann und Philip Holzer ihre Streitigkeiten im Sinne des Vereins beigelegt haben – ohne dass jemand sein Gesicht verliert oder beschädigt wird. Ein Kommentar.
Vielleicht war es bloß Zufall, dass Eintracht Frankfurt die Nachricht „Axel Hellmann bleibt“ genau einen Tag vor dem wichtigsten Spiel in diesem Halbjahr, dem Pokalhalbfinale in Stuttgart, in die Welt hinaus schickte. Sehr wahrscheinlich ist das freilich nicht. Viel Gutes gab es zuletzt nämlich rund um die ins Schlingern geratene Eintracht nicht zu berichten, und da kommt so ein Stimmungsaufheller gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Okay, es ist jetzt nicht zu erwarten, dass Rafa Borré plötzlich den Turbo zündet oder Daichi Kamada aus den Puschen kommt und zum Daichi aus der Vorrunde wird, nur weil dieser Herr Hellmann seinen Vertrag bis 2027 erfüllen und nicht zur DFL wechseln wird. Das wäre eine leicht vermessene Annahme. Doch für den Verein als Gesamtkonstrukt ist Hellmanns Bekenntnis ein enorm wichtiges Signal – für die Gegenwart, aber gerade für die Zukunft. Wer erfolgreich sein will, braucht Geschlossenheit, Ruhe und Stabilität auf allen Ebenen, aber vor allen Dingen in der Führungsetage. Ein Unternehmen kann nur wachsen und prosperieren, wenn es an der Spitze stimmt. Und genau da bröckelte die Eintracht zuletzt. Nun weiß man: Es bricht nichts zusammen.
Hellmann kennt den Klub aus dem Effeff, er ist aus ihm herausgewachsen, die Eintracht ist für ihn mehr als ein Verein, sie ist sein Lebenswerk. Auch deshalb konnte er dem Werben der DFL widerstehen, was nicht viele gekonnt hätten. Der Jurist hätte zu einem der mächtigsten Männer im Weltfußball aufsteigen und gut drei Millionen Euro per annum einfahren können. Er entschied sich dagegen, weshalb nun der Bundesliga-Dachverband nicht unbedingt als Gewinner aus der Geschichte hervorgeht.
Die Eintracht hat sich in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen neu aufgestellt oder zumindest die Weichen (für Wachstum) gestellt. Auch deshalb geht der Boss nicht von Bord. Es wird Umbaumaßnahmen in verschiedenen Gremien geben, die Verjüngung vorangetrieben. Das ist richtig, es ist unabdingbar, mit der Zeit zu gehen, um den gestiegenen Anforderungen im hochkomplexen Fußballgeschäft gerecht zu werden und eine zukunftsfähige Vision zu entwerfen. Das ist geschehen.
Hellmann ist der Strategie-Kopf an der Spitze, lenkt den Klub aus einer Position der Stärke. Der 51-Jährige, ein Vorausdenker, ist bekannt für seine Weitsicht. Die Eintracht ist auf Führungsebene gut aufgestellt, mit einem noch stärkeren Hellmann ganz oben und darunter einem Sportvorstand Markus Krösche, der autark arbeiten und seine Ideen verwirklichen kann. Hellmann ist Freund der „Gewaltenteilung“.
Und es ist ebenfalls elementar, dass die lange über Kreuz liegenden Bosse Hellmann und Philip Holzer ihre Streitigkeiten im Sinne des Vereins beigelegt haben und in entscheidenden Sachthemen übereingekommen sind – ohne dass jemand sein Gesicht verliert oder beschädigt wird. Dass Aufsichtsratschef Holzer, in einer vielleicht etwas defensiveren Rolle, bleibt, ist ebenfalls zu begrüßen. Der 57-Jährige hat sich Verdienste um den Verein erworben und gerade im Prozess der Verjüngung kann er als erfahrener Funktionär eine maßgebende Rolle einnehmen.
Insofern: Dieser Dienstag Anfang Mai ist ein guter Tag für Eintracht Frankfurt.