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Glasners Großmut hat Grenzen

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Von: Ingo Durstewitz

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Vor dem Derby gegen die Lilien aus Darmstadt blendet der Eintracht-Trainer die Brisanz einfach aus: „Außen rum hat keine Relevanz“

Frankfurt – So ein kleines Herz für die Lilien hat Oliver Glasner bei sich entdeckt. Dem Eintracht-Trainer imponiert die Entwicklung beim kleinen Nachbarn aus Darmstadt, die Südhessen hätten „eine klare Linie beim Trainer, im Kader, im Klub, und wer klar und konsequent ist, der ist erfolgreich.“ Daher wünscht er dem souveränen Zweitligatabellenführer nur das Beste, den Aufstieg im Mai als Krönung. Nur bei einem Thema bleibt der Frankfurter Trainer aus nachvollziehbaren Gründen unerbittlich: „Im DFB-Pokal soll dieses Mal im Achtelfinale Endstation sein.“ Man kann es ja auch übertreiben mit der Großmut.

Das ist, klar, nun nicht die allergrößte Überraschung, schließlich kann es nur einen geben, und weil die Eintracht am Dienstagabend (20.45 Uhr/ARD) den SVD im heimischen Waldstadion zum DFB-Pokal-Duell erwartet, verbalisiert der Fußballlehrer das auf der Hand liegende noch einmal: „Es gibt nur ein Ziel: Aufstieg ins Viertelfinale.“ Da sei der Gegner völlig nebensächlich, das zugeloste Derby zwar eine „coole Konstellation“, doch an der Herangehensweise ändere die lokale Nähe nichts. Und überhaupt: Champions-League, Bundesliga, Pokal, Freundschaftsspiel? „Wir gehen es immer gleich an, das hat die Mannschaft verinnerlicht.“

Natürlich geht der Champions-League-Teilnehmer als haushoher Favorit ins brisante Nachbarschaftsduell, das seinen Reiz auch aus der traditionellen Rivalität bezieht. Die Fans sind sich nicht grün. Auch das ist für den Coach nur eine Randnotiz. „Alles außen rum hat keine Relevanz.“

Eintracht Frankfurt gegen Darmstadt: Lindström fällt aus

Als klassischen Zweitligisten verortet er die Lilien nicht, streng genommen liegen zwischen dem samstäglichen Bundesligagegner Hertha BSC auf Rang 17 und den 98ern auf Platz eins im Unterhaus nur ein Platz. „Sie haben sich Respekt verdient.“ Die Darmstädter, man weiß es inzwischen, sind seit 20 Pflichtspielen ungeschlagen. Das ist ein klares Statement. „Wir werden alles daran setzen, dass die Serie reißt“, sagt Glasner.

Fällt gegen Darmstadt aus: Jesper Lindström.
Fällt gegen Darmstadt aus: Jesper Lindström. © Jan Huebner/Imago

Verzichten muss er dabei auf Jesper Lindström, den Speedy Gonzales im Angriff. Der Däne laboriert an einer Oberschenkelverhärtung. Bis zum Auswärtsspiel am Sonntag in Köln sollte der 22-Jährige wieder hergestellt sein. „Wir wollten aber jetzt kein Risiko eingehen.“ Drängt sich die Frage auf, wer Lindström ersetzt.

Die sinnvollste Lösung wäre, Daichi Kamada eine Position weiter nach vorne zu ziehen, dann könnte er mit Mario Götze den Halbraum hinter Randal Kolo Muani bespielen. Einen Einsatz von Beginn an hätte sich freilich auch Edelreservist Rafael Borré verdient, der seit Wochen hervorragend trainiert und eine tadellose Einstellung zeigt. „Er ist eine sehr ernste Option.“

Weit weniger clever wäre es, einen Strafraumstürmer (Lucas Alario oder Borré) einzubauen und dafür Kolo Muani auf rechts zu stellen. Der Trainer brachte diese Variante selbst ins Spiel. „Kolo hat das in Frankreich früher häufiger gespielt.“ Damit würde sich die Eintracht aber ihrer mit Abstand größten Stärke selbst berauben. Einmotten also, die Idee.

Eintracht Frankfurt vor Derby gegen Darmstadt: Buta kann fliegen

Aufstellen würde der Trainer am liebsten gleich zweimal elf Profis, weil es eben auch mal andere verdient hätten zu spielen als die, die immer spielen. Aber so geht das halt nicht. Und so erzählte Glasner freimütig, wie er manche Entscheidung trifft. Zum Beispiel für Aurelio Buta und gegen Ansgar Knauff als rechtes Glied der Fünferkette. Buta habe aktuell einen Lauf, „er hat die totale Euphorie in sich, er fliegt förmlich über den Trainingsplatz, und wenn jemand fliegt, soll man ihn fliegen lassen.“ Der 25-Jährige hat Glasner voll überzeugt. „Ich bin aber überrascht, dass er so konstant und stabil auf diesem Level spielt.“ Auch körperlich, gegen Berlin zog er 40 Sprints an, mehr als jeder andere. Und er ist sogar torgefährlich. „Neben Kolo unsere heißeste Aktie im Toreschießen“, witzelt Glasner.

Nicht für alle läuft es so geschmiert. Almamy Touré etwa stand zuletzt zweimal nicht mal im Spieltagskader, weshalb der Trainer proaktiv das Gespräch mit dem Franzosen suchte. „Er ist niedergeschlagen und traurig, das ist doch klar“, berichtet Glasner, der seinen Verteidiger aber an die letzte Saison erinnerte, als dieser im Endspurt eine feste Größe war. „Alma war der Einzige aus unserer Dreierkette, der im Finale in Sevilla 120 Minuten auf dem Platz stand.“ Deshalb gelte es, „trotz aller Enttäuschung“ dranzubleiben, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. „Wenn der Moment gekommen ist, muss man bereit sein, alles zu geben.“ Für Touré wird der Moment gegen Darmstadt eher nicht kommen. Hinten sind alle fit. (Ingo Durstewitz)

Für negative Schlagzeilen sorgte unterdessen der Präsident von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer. Wie bekannt wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den 66-jährigen wegen Drogenbesitz.

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