Transfer-Endspurt bei Eintracht Frankfurt: Das ist der Stand bei St. Juste und Max

Eintracht Frankfurt verpflichtet auf den letzten Drücker einen Linksverteidiger. Ein weiterer Verteidiger wird indes wohl nicht zur SGE wechseln.
Update vom Dienstag, 31. Januar, 12.45 Uhr: Mittlerweile wurde der Transfer von Philipp Max zu Eintracht Frankfurt offiziell vermeldet. Der Linksverteidiger wechselt auf Leihbasis an den Main. Am Dienstag schließt das Transferfenster am Deadline-Day, möglicherweise gibt es noch Bewegung auf dem Transfermarkt.
Erstmeldung vom Montag, 30. Januar, 12.00 Uhr: Frankfurt – So langsam, aber sicher trennt sich die Spreu vom Weizen in der Bundesliga. Natürlich ist auch jetzt, unmittelbar nach Beginn der Rückserie, für alle Mannschaften noch alles drin, doch so ein paar Tendenzen lassen sich ableiten. Hinten wird es für sechs, sieben Teams ganz schön eng, ein paar haben sich im Niemandsland eingerichtet, und vorne kristallisieren sich ebenfalls sechs, sieben Mannschaften heraus, die, wenn nicht alles täuscht, die Spitzenplätze unter sich ausmachen werden.
Eintracht Frankfurt grüßt zurzeit von Rang sechs, was unter normalen Umständen die Teilnahme an der Conference League bedeuten würde. Das Minimalziel also, und eigentlich nicht das, was man sich so vorstellt am Main. Es soll etwas mehr sein, Europa League wäre cool, besser aber noch Königsklasse. Die Hessen sind auf den Geschmack gekommen, und Sportvorstand Markus Krösche gab erst unlängst die Losung aus: Platz vier verteidigen.
Eintracht Frankfurt zeigt Interesse an Philipp Max
Das hat tabellarisch erst einmal nicht so gut geklappt, ist aber kein Beinbruch, weil die Frankfurter voll im Soll liegen. Sie sind, zumindest punktemäßig, sehr solide aus der Winterpause gestartet, fünf Zähler in drei Partien, dabei jeweils 1:1 gegen den Topklub aus Freiburg und den Dauermeister aus München. Das ist okay, zumal auch die Leistung bei den Bayern wieder ansprechend war. „Die Jungs kommen langsam in den Fluss“, umschreibt es Trainer Oliver Glasner.
Der 48-Jährige ist es auch, der darauf drängt, für den langzeitverletzten Eric Dina Ebimbe (OP nach Syndesmosebandverletzung) noch einen Ersatzmann zu holen. Ins Visier ist nun ein Spieler geraten, der ins Profil passen könnte: Philipp Max von PSV Eindhoven. Der 29 Jahre alte Linksverteidiger schloss sich 2020 nach fünf Jahren beim FC Augsburg dem niederländischen Spitzenklub an. Zuletzt lief es eher mäßig für den dreifachen A-Nationalspieler, in den letzten vier Spielen stand er nicht in der Startelf, zweimal schaffte er es gar nicht in den Kader. In Augsburg aber hatte der Sohn des früheren Stürmers Martin Max durchaus seine Befähigung unter Beweis gestellt. Das könnte passen.

Eintracht Frankfurt: Leihe mit Kaufoption bei Philipp Max?
Die linke Abwehrseite ist bei der Eintracht eher überschaubar besetzt, Luca Pellegrini ist in Ungnade gefallen, spielt sowieso keine Rolle und soll den Klub möglichst noch verlassen. Christopher Lenz ist eher ein defensiver Spieler, ohnehin eher solide, zudem verletzungsanfällig. Das ist der Grund, weshalb Rechtsfuß Ansgar Knauff auf links aushilft. Dass das nicht seine Paraderolle ist, liegt auf der Hand. Der 21-Jährige macht zwar Betrieb auf links, doch Flanken bringt er kaum hinein. Kommt Max, könnte Knauff wieder auf seine angestammte Position wechseln und in den Konkurrenzkampf zu Aurelio Buta treten.
Interessant: Philipp Max wird von Volker Struth vertreten. Der bekannte Spielerberater ist auch für die Belange von Kevin Trapp verantwortlich, der ja seinen Vertrag langfristig verlängern soll. Zwischen Sportchef Krösche und Struth krachte er unlängst, doch inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Es wäre keine Überraschung, wenn Trapp in Kürze ein neues Arbeitspapier unterschreiben würde. „Ich bin relativ positiv, dass wir das hinbekommen“, sagt Krösche, der sicherlich ein paar Forderungen der Trapp-Seite erfüllen muss. Womöglich gibt es dafür Philipp Max als Zuschlag obendrauf. Am Montag verhandelten die Parteien über die Konditionen, Max ist in Holland bis 2024 gebunden, da ist dann die Frage, ob es eine Leihe plus Kaufoption oder -verpflichtung gibt.
Eintracht Frankfurt holt keinen Verteidiger mehr
Und, Überraschung, der Verein hätte auf den letzten Drücker auch gerne noch einen Innenverteidiger verpflichtet. Als Wunschkandidat galt der ehemalige Mainzer Jeremiah St. Juste, der mit den Portugiesen in der Champions League zweimal gegen die Eintracht antrat. Der Abwehrmann war erst im vergangenen Sommer für einen zweistelligen Millionenbetrag zu Sporting Lissabon gewechselt und hat eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag – die liegt aber bei 45 Millionen Euro. Auch Yann Aurel Bisseck vom dänischen Klub Aarhus GF soll auf dem Zettel gestanden haben. Am Montagabend aber die Wende: Die Eintracht teilte mit, es werde kein Innenverteidiger mehr kommen. Im Fall von St. Juste hieß es aus Portugal, Sporting habe die Eintracht-Anfrage abgeblockt. Wie dem auch sei.
Eintracht Frankfurt: „Sind extrem interessant“
Krösche werkelt aber nicht nur an kurzfristigen Lösungen, die den ehrgeizigen Trainer zufriedenstellen. Er baut schon den Kader für die neue Spielzeit. Sicher ist: William Pacho wird aus Antwerpen kommen und wahrscheinlich Evan Ndicka ersetzen. Ansonsten aber glaubt Krösche nicht an einen großen Umbruch, die Mannschaft soll im Kern zusammenbleiben, und selbst wenn Daichi Kamada und Ndicka den Klub verlassen, treibt das dem 42-Jährigen keine Sorgenfalten auf die Stirn: „Wir sind extrem interessant für externe Spieler.“
Ein Grund ist der immense Erfolg, aber auch die innere Stabilität des Klubs; Ruhe und Kontinuität sind wichtige Faktoren. Das hat die Eintracht anderen Vereinen voraus, auch und in besonderem Maße dem nächsten Gegner Hertha BSC, wo das Chaos regiert und jetzt Fredi Bobic freigestellt wurde. Krösche wundert das schon ein wenig. „Es geht auch um Stabilität. Jetzt haben sie, wo sie sportlich Probleme haben, noch mal eine andere Baustelle“, sagt er und hält die Entlassung seines Vorgängers für „überhaupt nicht verständlich“.
Bei Eintracht Frankfurt herrscht eine Kultur des Miteinanders
Auffällig ist in diesem Zusammenhang aber allemal, dass nicht nur Spieler wie Luka Jovic, Ante Rebic oder Filip Kostic an anderen Standorten nicht so funktionieren wie in Frankfurt, sondern auch Funktionäre und Trainer. Coach Adi Hütter, für 7,5 Millionen nach Mönchengladbach gewechselt, ist am Niederrhein krachend gescheitert und nach wie vor auf Jobsuche. Und Fredi Bobic, in Frankfurt zweimal Manager des Jahres, ist nach nur eineinhalb Jahren in Berlin vom Hof gejagt worden. Die Herzen sind ihm in der Kapitale nie zugeflogen, das Klima soll frostig gewesen sein. Vor seiner Frankfurt-Zeit lief es für ihn beim VfB Stuttgart auch nicht gerade reibungslos.
Das kann Zufall sein, oder auch nicht. Es kann genauso gut daran liegen, dass die Eintracht zwar keine Wohlfühloase und kein Hort der Barmherzigkeit ist, aber sehr wohl eine Atmosphäre bietet, in dem nachhaltiges und ruhiges Arbeiten möglich ist – mit dem Leistungsgedanken als oberstes Prinzip. Aber auch einer Kultur des Miteinanders.
Führungskräfte bei Eintracht Frankfurt krisenerprobt
Die Strukturen sind gewachsen, die Führungskräfte schon lange dabei, krisenerprobt und weitsichtig, egal ob im Aufsichtsrat, dem Vorstand oder der Ebene darunter. „Das Einhalten von Positionen ist wichtig“, sagt Vorstandssprecher Axel Hellmann. „Und es hilft, dass Leute dabei sind, die Erfahrung und früher genug Fehler gemacht haben, so dass sie irgendwann verstanden haben, wie man sie vermeidet.“
Es könne im Innenleben durchaus mal Eitelkeiten geben, „es kann mal Funken schlagen, aber alle wissen, wie die Rollen sind und wer welche Entscheidung zu schultern hat. Dadurch bekommst du Stabilität, die es anderen, die total im Wind stehen, Spieler, Trainer oder Sportverantwortliche, erlaubt, gewisse Phasen durchzuziehen“. Wenn man von etwas oder jemandem überzeugt sei, „ziehen wir durch“, sagt Axel Hellmann. Ohne Rücksicht auf Verluste. „Aber dann darfst du auch nicht rumeiern.“ (Ingo Durstewitz)