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Kommentar: Eintracht Frankfurt steht vor wegweisenden Wochen

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Von: Ingo Durstewitz

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Das Aus in Neapel markiert das Ende einer wunderbaren Reise für die Frankfurter Fußballer. In den kommenden Wochen entscheidet sich nun viel für die Zukunft des Klubs. Ein Kommentar.

Für Eintracht Frankfurt ist die Reise beendet. Ein märchenhafter Trip quer durch Europa, der, wenn man so will, mit einem schnöden 1:1 gegen Fenerbahce Istanbul im September 2021 begann, seinen Höhepunkt im Mai 2022 in Sevilla erreichte (Stichwort Europa-League-Champion) und nun am 15. März 2023 im altehrwürdigen Stadio Diego Armando Maradona seinen Schlusspunkt fand: Aus im Achtelfinale der Champions League beim übermächtigen italienischen Bald-Meister SSC Neapel, chancenlos im Hinspiel (0:2), chancenlos im Rückspiel (0:3). Sehr viel deutlicher geht es nicht.

Das ist nichts, wofür sich Eintracht Frankfurt schämen müsste. Schämen muss sich der Klub höchstens für die Chaoten, die in der Hafenstadt am Fuße des Vesuvs wieder einmal übel aus der Rolle fielen und, mal überspitzt formuliert, halb Neapel in Schutt und Asche legten. Ein Dilemma, diese immer wiederkehrenden Übergriffe. Schändlich.

Eintracht Frankfurt: Die Sehnsucht nach internationalen Festspielen bleibt groß

Rein sportlich hat der Bundesligist die Erwartungen erfüllt oder vielleicht sogar übertroffen. Allein das Überstehen der Gruppenphase ist ein großer Erfolg, der nicht als selbstverständlich verbucht werden sollte. Am Ende hat es nicht gereicht. Weil die Luft an der absoluten Spitze zu dünn ist. Dort gehört die Eintracht nicht hin, das ist nicht ihr natürlicher Lebensraum.

Und doch hat, bei Licht betrachtet, diese internationale Saison von Tag eins an nicht das Feuer entfacht, ihr wohnte nicht der Zauber und der Glanz der Vergangenheit inne. Gerade der Schlussakkord rund um das Neapel-Spiel wurde fast schon zu einer Farce, in dem das Spiel als solches gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielte. Das kann es nicht sein, das darf es nicht sein. Gerade nicht bei einem Verein wie Eintracht Frankfurt, der Europa immer als etwas ganz Besonderes begriff.

Wohin des Weges, Oliver Glasner?
Wohin des Weges, Oliver Glasner? © dpa

Dessen ungeachtet bleibt die Sehnsucht nach internationalen Festspielen groß, die Königsklasse hat den Mund wässrig gemacht und so gut geschmeckt, dass ein Wettbewerb wie die Conference League schal munden würde. Die Erwartungen sind gestiegen. Intern wie extern. In den kommenden Wochen steht Europa auf dem Spiel.

Eintracht Frankfurt: Was wird aus Glasner?

Um ein neues, erfolgreiches Kapitel aufzuschlagen, müsste der ganze Verein aber zur Ruhe kommen, wieder ins Gleichgewicht und zu Geschlossenheit finden. Bis Mai entscheidet sich nicht weniger als die nahe Zukunft des Klubs. Es stehen wichtige Entscheidungen an, auf dem Transfermarkt sowieso, aber auch auf anderen Ebenen: Was passiert mit Trainer Oliver Glasner? Bleibt er? Geht er? Verlängert er? Können Sportvorstand Markus Krösche und der Fußballlehrer aus Österreich einen gemeinsamen Nenner finden, nachdem es im Binnenverhältnis schon mehrfach ruckelte? Schaffen sie es, auch mal mit einer Zunge zu sprechen?

Und, noch viel entscheidender: Was wird aus Vorstandssprecher Axel Hellmann? Wird das Mastermind dem Lockruf der DFL folgen und der Eintracht nach mehr als zwei Jahrezehnten den Rücken kehren? Dem Frankfurter Klub wäre das nicht zu wünschen, es würde ihn massiv schwächen. Vielleicht nicht sofort, aber mittelfristig gesehen.

Insofern wäre es ratsam, die Eitelkeiten runterzudimmen, sich auf den eigenen Job zu konzentrieren und die Reihen wieder zu schließen. Es geht in einem Klub nie um den Einzelnen, seine Stellung und Wichtigkeit, sondern um ein höheres Interesse. Das sollten alle verstehen. Daher war es schon mal förderlich, dass die beiden über Kreuz liegenden Bosse Axel Hellmann und Philip Holzer miteinander gesprochen und versucht haben, Dissonanzen auszuräumen. Das ist zwar nur ein erster Schritt. Aber besser als nichts.

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