Dortmund oder Barcelona? Kamada könnte Frankfurt bald verlassen
Der Musterschüler Daichi Kamada wird nicht nur in Dortmund gehandelt, sondern sogar beim FC Barcelona. Eintracht Frankfurt hat derweil Julian Brandt im Blick.
Frankfurt – Den Dienstbeginn am 3. Januar 2023 schwänzt der Frankfurter Spielleiter Daichi Kamada einfach mal. Auf Geheiß seines direkten Vorgesetzten sogar. Eintracht-Trainer Oliver Glasner gewährt dem Japaner einen Tag Sonderurlaub. Das hat freilich nichts mit seinen herausragenden Leistungen in diesem Jahr zu tun, sondern lediglich geographische Gründe. Der 26-Jährige darf am 4. Januar direkt von Nippon aus ins Trainingscamp nach Dubai reisen und muss nicht den Umweg über Frankfurt nehmen. Nette Geste.
Wenn nicht alles täuscht, dann wird das zehntätige Trainingslager das letzte sein, was Daichi Kamada mit seinem aktuellen Arbeitgeber bezieht. Denn der Regisseur ist auf dem Sprung, es gilt als sicher, dass er seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag in Frankfurt nicht verlängern wird. Aussichtsreich im Rennen liegt nach wie vor Ligarivale Borussia Dortmund. Ein entsprechender Medienbericht aus Italien, wonach der filigrane Spieler einigen Serie-A-Klubs abgesagt habe und kurz vor der Unterschrift beim BVB stehe, ist in Teilen richtig, aber nicht vollumfänglich.
Eintracht Frankfurt: Kamada hat noch Asse im Ärmel
Denn Kamada, beraten von Thomas Kroth und Roberto Tukada, hat noch einige andere Asse im Ärmel, er kann sich den Verein quasi aussuchen. Im Spiel sind neben dem Dortmunder Bundesligisten noch zwei absolute europäische Topklubs. Einer davon ist, man lese und staune, der FC Barcelona.

Die Eintracht hat ihrem geschätzten Mittelfeldakteur zwar ein sehr gutes Angebot unterbreitet, stößt aber an natürliche (wirtschaftliche) Grenzen und kann in diesen Dimensionen schlicht nicht mithalten. Zumal für Kamada und seine Agenten beim aufnehmenden Verein eine dicke Antrittsgage wartet, die kann schon mal im hohen einstelligen Millionenbereich liegen. Das ist nicht zu verachten, zumal auch eine exorbitante Gehaltssteigerung zu erzielen ist.
Ganz schwache WM 2022
Die aktuelle Sportliche Leitung trifft keine Schuld am wahrscheinlichen Abgang des begehrten Fußballers, die Eintracht hätte sich schon vor zwei Jahren um eine Vertragsverlängerung bemühen müssen. Doch da deuteten sich bereits gewisse Absetzbewegungen der damaligen Sportführung an. Langfristige, strukturelle Planungen können da schon mal aus dem Fokus rutschen.
FR-Zwischenzeugnis
Europa-League-Triumphator , Champions-League-Achtelfinalist, Tabellenvierter in der Bundesliga – Eintracht Frankfurt blickt auf ein außergewöhnliches, ja historisches Jahr zurück, das beste und schönste seit einer ganzen Ewigkeit. Grund genug, die Mannschaft zu würdigen, die ein Zwischenzeugnis mit der Note eins erspielt hat.
Das große Klassenbuch der Eintracht zum ersten Saisonteil, dieses Mal in Serienform und loser Folge. Spieler für Spieler im Einzelporträt – vom Musterschüler bis hin zu jenen mit einem Blauen Brief. Diesmal: Musterschüler Daichi Kamada. Alle weiteren Spielerbewertungen unter: fr.de/eintracht-zeugnis
Die Eintracht hat Zeit, sich auf den Abgang des Kreativspielers vorzubereiten, und sie trifft die aktuelle Entwicklung natürlich nicht unvorbereitet. Die Vertragsverhandlungen, die sich ganz verheißungsvoll anließen, stocken schon seit Wochen. Als Nachfolger haben die Frankfurter einige Kandidaten im Blick, darunter auch den Dortmunder Nationalspieler Julian Brandt. Der 26-Jährige würde ins Profil und zu den gestiegenen Ambitionen passen, die Entwicklungsschritte hin zu einem Topklub dokumentieren. Finanziell müsste sich die Eintracht aber bis zur Decke strecken, und natürlich müsste auch Brandt erst einmal vom Frankfurter Weg überzeugt sein.
Eintracht Frankfurts Allrounder
Daichi Kamada hat sich seinen Stellenwert durch außerordentlich gute Darbietungen in den vergangenen Spielzeiten absolut verdient. Der 26-Jährige, Marktwert 30 Millionen Euro, gehört seit Jahren zu den absoluten Leistungsträgern und ist eine prägende Figur im Eintracht-Spiel – als Torschütze und Vorlagengeber. In dieser Saison kommt er auf zwölf Tore und vier Vorlagen in 22 Partien, in jeder der drei letzten Champions-League-Begegnungen steuerte er wichtige Treffer bei. Auf internationalem Geläuf fühlt sich der Asiate ohnehin pudelwohl, drückt dem Spiel seinen Stempel deutlicher auf und ist noch mal torgefährlicher, weshalb er in Frankfurt auch „Euro-Daichi“ genannt wird.
Bei der Eintracht ist er über jeden Zweifel erhaben, selbst die Versetzung auf eine etwas defensivere Position im Mittelfeld nahm ihm nichts von seiner Stärke und auch nichts von seiner Torgefahr. Daichi Kamada ist ein wichtiger Mosaikstein im Eintracht-Gebilde und einer der Erfolgsgaranten. Gerade das Zusammenspiel mit Mario Götze hat ihn noch mal auf ein anderes Niveau gehoben, die beiden bilden ein kongeniales Duo.
Umso überraschender, dass Kamada jetzt bei der WM 2022 so blass blieb. Vier Spiele, keine Torbeteiligung, gar nix. Über so viel Harmlosigkeit rätselte er selbst: „Keine Ahnung, was mit mir los ist.“ (Ingo Durstewitz=