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Nach Kokain-Vorwürfen: Zukunft von Eintracht-Präsident Fischer ungewiss

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Von: Ingo Durstewitz, Georg Leppert

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Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Drogenbesitzes gegen Eintracht-Präsident Peter Fischer. Und das kurz vor dem ohnehin bristanten Pokalspiel gegen Darmstadt 98.

Frankfurt – Eigentlich wollten sie bei Eintracht Frankfurt am Montag nur über das am Dienstag anstehende Pokalspiel gegen Darmstadt 98 reden. Ein bisschen was zur besonderen Brisanz des Spiels sagen, auf die Feindschaft zwischen den Fangruppen aus Frankfurt und Darmstadt eingehen und viel zu sportlichen Fragen erklären. Das taten die Verantwortlichen der Eintracht dann auch. Doch zunächst dominierten ganz andere Schlagzeilen den Vormittag: Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Eintracht-Präsident Peter Fischer wegen Drogenbesitzes. Eine Lappalie ist das nicht. Nach Paragraf 29 des Betäubungsmittelgesetzes drohen dem 66-Jährigen bis zu fünf Jahre Haft. Auch gegen Fischers Ehefrau und seinen 25 Jahre alten Sohn, der mit dem Eintracht-Präsidenten zusammenlebt, wird ermittelt.

Polizei und Staatsanwaltschaft wurden allerdings vom zweiten Sohn Fischers auf den Plan gerufen, der ebenfalls beim Präsidenten lebt und mit 13 Jahren noch strafunmündig ist. Der Junge soll in der Schule mit einem Freund Kokain konsumiert haben, wie Oberstaatsanwältin Nadja Niesen im Gespräch mit der FR berichtete. Die Mutter des Schulfreundes stellte daraufhin Verhaltensauffälligkeiten bei ihrem Kind fest. Am Dienstag voriger Woche rückte die Polizei frühmorgens in Fischers Wohnung an. Bei der Hausdurchsuchung schlug der Drogenspürhund an. Die Staatsanwaltschaft geht deshalb von Kokain-Rückständen auf dem Nachttisch des Eintracht-Präsidenten aus.

Kokain-Skandal: Eintracht-Präsident Peter Fischer äußert sich nicht zu Vorwürfen

Was das für ein mögliches Strafverfahren gegen Fischer bedeutet, blieb am Montag unklar. Zumal der Eintracht-Präsident sehr wenig zur Aufklärung beitrug. „Da gibt es nichts zu sagen“, ließ Fischer die FR wissen. Eine solche Aussage ist zum einen sein gutes Recht und zum anderen wahrscheinlich auch klug. Denn die Ermittlungsbehörden können – Stand jetzt – vermutlich beweisen, dass sich im Hause Fischer Kokain befand. Für eine Strafbarkeit müsste die Justiz den Stoff aber einer konkreten Person zuordnen. Und die Beweislast liegt bei der Staatsanwaltschaft, nicht bei Peter Fischer.

Unter Druck: Peter Fischer.
Unter Druck: Peter Fischer. © Eibner/Imago

Unabhängig von der Frage, wie das Ermittlungsverfahren ausgeht, wird über Fischers Zukunft als Eintracht-Präsident diskutiert. Vorstandschef Axel Hellmann erklärte dazu am Montag das Erwartbare: „Dazu sage ich nichts – nicht als Freund, nicht als Mitglied, nicht als Vereinsverantwortlicher.“ Doch Fakt ist, dass der Fall Peter Fischer überhaupt nicht zu Eintracht Frankfurt passt. Der Verein hat sich gewandelt, er ist hochprofessionell aufgestellt, er spielt in der Champions League. Und dann ein Präsident mit Ermittlungsverfahren wegen Drogenbesitzes? Derartige Vorfälle hätte man in den Jahren der Skandale und Peinlichkeiten vermutet, die bis in die 2000er reichten. Für einen Klub, der sich anschickt, ganz oben mitzuspielen, kommen sie äußerst ungelegen.

Aktive Fanszene schon länger gegen Eintracht-Präsident Peter Fischer

Gleichzeitig war und ist Peter Fischer bei den Eintracht-Mitgliedern sehr beliebt. Seit fast 23 Jahren (!) steht der Unternehmer dem Verein vor. Sein bestes Wahlergebnis holte er 2018: 99 Prozent der Anwesenden unterstützen ihn. Das dürfte auch mit seiner klaren Haltung gegen Rassismus und Antisemitismus zu tun gehabt haben. Ende 2017 stellte er öffentlich die Frage, ob Anhänger:innen der AfD Mitglied bei der Eintracht sein könnten. Die Ideologie der Partei vertrage sich nicht mit der Satzung des Vereins. Im Sommer 2020 war Fischer Redner bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau. „Diese Scheiß-AfD“, brüllte er von der Bühne aus.

Im September vorigen Jahres wurde Fischer dann für eine achte Amtszeit als Präsident bestätigt. Allerdings fiel sein Ergebnis wesentlich schlechter aus als vier Jahre zuvor. Auf 420 Ja-Stimmen kamen 106 Nein-Stimmen und 99 Enthaltungen. Ein wesentlicher Faktor: Die aktive Fanszene rund um die einflussreichen Ultras hatten Fischer nicht gewählt und ihm das zuvor auch mitgeteilt. Grund war vor allem Fischers Rede auf dem Fanfest vor dem Supercup-Finale in Helsinki.

Dort hatte Fischer, der 2019 mit einer unglücklichen Äußerung („Das Stadion muss brennen“) einen überharten Polizeieinsatz in der Arena auslöste, ungewohnt pauschal über Verfehlungen der Eintracht-Fans gesprochen. Zudem stellte er eine härtere Reaktion des Vereins in Aussicht.

Zukunft von Peter Fischer bei Eintracht Frankfurt ist ungewiss

Dennoch: In Frankfurt ist Fischer bekannt und beliebt – weit über den Fußball hinaus. An Partys der Stadtgesellschaft nimmt er oft und gerne teil – und er ist so gut wie nie der Erste, der nach Hause geht. Doch jenseits dieses Images als Lebemann spielt er eine politische Rolle. Nicht umsonst nominierte ihn die hessische SPD als Mitglied der Bundesversammlung, so dass der Eintrachtler den Bundespräsidenten wählen durfte. Nicht umsonst bekam Fischer vor einem knappen Jahr die Buber-Rosenzweig-Medaille.

Ob Fischers Amtszeit, die wohl ohnehin seine letzte gewesen wäre, nun endet? Darüber werden die Gremien von Eintracht Frankfurt beraten. Vermutlich erst nach dem Spiel gegen Darmstadt. Trainer Oliver Glasner sagte am Montag jedenfalls: „Das beeinflusst uns nicht. Man wird auch ganz schnell vorverurteilt. Gerade wenn es einem nicht so gut geht, brauchst du jemanden, der zu dir hält. Er hat alle Unterstützung im Verein.“ (Georg Leppert, Ingo Durstewitz)

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