Endspurt Richtung Königsklasse

Eintracht-Frauen kämpfen bei Turbine Potsdam um die letzte Chance, neben dem VfL Wolfsburg und Bayern München die Champions League zu erreichen.
Es geht um den großen Traum. Daran werden die Bundesliga-Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt in jeder Trainingseinheit erinnert. Seit Dienstag üben sie, statt wie gewohnt im Rebstockpark, an der Arena im Stadtwald für das Saisonfinale. Unter perfekten Bedingungen, was den Rasen angeht, aber vor allem im Schatten des in der Regel den Männern vorbehaltenen Stadions, das für die Frauen bald Austragungsort für Königsklassenduelle werden könnte.
An diesem Samstag (14 Uhr), beim Gastspiel bei Turbine Potsdam, fällt eine Vorentscheidung darüber, wer neben Spitzenreiter VfL Wolfsburg und Verfolger Bayern München das dritte deutsche Ticket für die Champions League lösen wird. Die Brandenburgerinnen liegen als Tabellendritter drei Punkte vor den viertplatzierten Hessinnen. Nur mit einem Erfolg an diesem vorletzten Spieltag könnten die Adlerträgerinnen die Chance noch wahren, sich den begehrten Startplatz eine Woche später beim letzten Heimspiel gegen den Neunten Werder Bremen zu sichern, wären aber auch dann auf die Schützenhilfe von Turbine-Gegner München angewiesen. Der Klassiker zwischen Potsdam und Frankfurt - seit fast einem Vierteljahrhundert stets ein heißes Duell, in dem es zu Zeiten des 1. FFC oft um nationale oder internationale Titel ging - erhält damit zusätzliche Brisanz.
„Jede von uns weiß um diese Tradition“, sagt Eintracht-Kapitänin Tanja Pawollek, die nach ihrer schweren Knieverletzung im verlorenen Pokalfinale gegen Wolfsburg vor einem Jahr beim 2:1-Erfolg gegen Leverkusen im April erstmals wieder in der Startelf stand. Zu viel Druck wollten sich die Frankfurterinnen jedoch nicht machen. „Es ist wichtig, dass wir Spaß haben, denn dann spielen wir am besten“, sagt die 23-Jährige, die 2016 zum FFC kam und damit eine der Dienstältesten im Team von Trainer Niko Arnautis ist.
Potsdam kommt aus einem Lauf heraus, hat seit der 0:3-Niederlage gegen Wolfsburg Ende Januar kein Spiel mehr verloren und steht im Pokalfinale. Die Eintracht baute nach einer erschreckend schwachen Vorstellung gegen den VfL (1:4) zuletzt ihr angeknackstes Selbstbewusstsein mit Triumphen über Jena (4:0) und Leverkusen wieder auf. Während die Verantwortlichen das Thema Champions League gerne umgehen, hatten einige Spielerinnen wie Laura Freigang und Nationalkeeperin Merle Frohms schon vor Beginn der Spielzeit klargemacht, dass ihnen der Schritt aufs internationale Parkett vorschwebt.
„Jede von uns lebt diesen Traum“, sagt Pawollek. Ihn zu verwirklichen, wäre „eine Belohnung“ für eine Saison, in der die vor einem Jahr mit 30 Punkten sechstplatzierte Eintracht mit jetzt schon 40 Zählern einen weiteren Schritt nach vorne gemacht habe. Zudem ist die Teilnahme an dem kontinentalen Wettbewerb, abgesehen von den damit verbundenen wirtschaftlichen Vorteilen, ein wichtiger Werbefaktor, wenn es um Neuzugänge geht, und gerade für die Nationalspielerinnen, von denen es am Main mehr als ein Dutzend gibt, eine bedeutende Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.
Pawollek spielt für Polen
Dass man so kurz vor dem Ziel scheitern könnte, daran will Pawollek, die nach vielen Jahren in den Nachwuchsteams des Deutschen Fußball-Bundes in Zukunft für Polen auflaufen will, nicht denken. „Es liegt sowieso nicht allein in unserer Hand, ob wir das schaffen.“ Sie selbst werde jede Rolle, die ihr Arnautis in der Partie zuweist, zu 100 Prozent ausfüllen und fühlt sich fit genug, gegen die robusten Kontrahentinnen auch 90 Minuten lang dagegenzuhalten. Es werde auf beiden Seiten vermutlich nicht zu viele Chancen geben. Aber die eigenen gelte es zu nutzen.