Neuzugang Jakic – Über die Eintracht in die kroatische Nationalmannschaft

Der 24-jährige Eintracht-Neuzugang Kristijan Jakic über seinen späten Wechsel ins Ausland, den Frankfurter Pokalhelden Ante Rebic und die besondere Mentalität der Menschen in einem kroatischen Bergdorf.
Herr Jakic, ihr Engagement bei Eintracht Frankfurt fängt ja gut an. Gleich mit vier Tagen Urlaub. So lässt es sich leben, oder?
Ja, das ist toll (lacht). Aber im Ernst: Ich hatte hier vorher schon ein paar Trainingseinheiten absolviert, dann war frei. Ich habe aber darum gebeten, einen Plan zu bekommen, damit ich was für meine Fitness tun kann in dieser freien Zeit. Den haben mir die Athletiktrainer dann mitgegeben.
Waren Sie zu Hause?
Ja, ich war zu Hause in Imotski, habe ein paar Tage mit der Familie verbracht, und ein paar organisatorische Dinge gab es auch noch zu erledigen.
Ist es nicht seltsam, mit so wenigen Mitspielern zu trainieren. Für die Integration im neuen Klub ist das sicher nicht ideal.
Das kenne ich schon von Dinamo Zagreb, auch da sind die Nationalspieler auf Reisen. Ich bin es also gewohnt. Hier ist es aber eine andere Situation, weil alles neu ist, ich alleine im Ausland bin und auch die Sprache noch nicht kann. Ich wurde aber sehr gut aufgenommen und freue mich darauf, jetzt auch die anderen Kollegen kennenzulernen.
Sie sind zunächst ausgeliehen. Haben Sie vor, sich in Frankfurt eine eigene Wohnung zu suchen?
Aktuell bin ich noch im Hotel, aber ich bin auf Wohnungssuche. Ich möchte in den eigenen vier Wänden sein, ich brauche meine Privatsphäre, um mich wohl zu fühlen. Dann kann ich auch mal Besuch empfangen.
Sie stammen aus demselben Ort wie Ante Rebic, haben im selben Verein gespielt wie der frühere Eintracht-Spieler. Welche Rolle spielt Rebic für Sie?
Ich habe schon immer den Werdegang von Ante Rebic verfolgt, als er bei der Eintracht spielte und jetzt beim AC Mailand. Ante und ich sind keine dicken Freunde, aber als das Angebot aus Frankfurt kam, habe ich ihn angerufen und mich über den Klub informiert. Ante hat mir gesagt: ,Das ist der beste Schritt, den du in deiner Karriere machen kannst.‘ Er hat das Umfeld gelobt, die Mitarbeiter, die Fans, das Stadion – das sei alles außergewöhnlich. Ante hat von der Eintracht geschwärmt und mir stark ans Herz gelegt, nach Frankfurt zu gehen.
Sie wissen, dass Ante Rebic durch seine zwei Tore im Pokalfinale fast schon Legendenstatus in Frankfurt genießt?
Ich weiß, dass Ante einen großen Anteil am Pokaltriumph hatte. Seine Physis, sein Kampfgeist und seine Präsenz auf dem Feld sind erstaunlich. Das ist der Stil, den Ante Rebic verkörpert.
Vielleicht sind das auch die Gene. Es gibt Leute in Dalmatien, die der festen Überzeugung sind, Menschen aus Imotski seien ganz speziell, sie ziehen nie zurück, sind zäh und enorm willensstark. Stimmt das?
Ich bin auch so erzogen. Nur wer arbeitet und alles gibt, wird am Ende dafür belohnt und wird Erfolg haben. Ob das jetzt mit der Mentalität der Menschen aus Imotski zusammenhängt, weiß ich nicht. Kann auch Zufall sein. Aber ich bin, wie Ante, auch einer, der nicht zurückzieht und alles gibt für das Team. Vielleicht sind wir Kroaten von der Mentalität her generell kämpferischer.
Sie haben den Schritt ins Ausland relativ spät gewagt. Sie sind 24 Jahre alt, viele kroatische Spieler sind deutlich früher gegangen, mit 18, 19, spätestens 20. Warum brauchten Sie so lange?
Mit 18, 19 Jahren war ich, ehrlich gesagt, noch nicht auf diesem Niveau wie jetzt. Erst in den letzten zwei Jahren habe ich einen mächtigen Leistungssprung gemacht, ich bin Stammspieler bei Dinamo gewesen. Dadurch ist Eintracht Frankfurt erst auf mich aufmerksam geworden. Und ich glaube auch, der Schritt wäre für mich mit 18, 19 noch zu früh gewesen. Da fühlte ich mich noch nicht reif und erwachsen genug, ins Ausland zu gehen. Jetzt ist der Zeitpunkt genau der richtige, ich habe eine gewisse Erfahrung, bin selbstständig genug. Und schließlich bin ich dreieinhalb Jahre nahezu verletzungsfrei. Ich hatte das Gefühl, jetzt etwas Neues wagen zu können.
Zur Person
Kristijan Jakic , 24 Jahre alt, stammt aus Imotski, einem kroatischen Dorf hinter dem mächtigen Biokovo-Gebirge. Dort ist auch Ex-Eintracht-Dampfmacher Ante Rebic aufgewachsen. Menschen aus diesem Teil Dalmatiens gelten als zähe, eiserne Arbeiter. Der Mittelfeldspieler, von Dinamo Zagreb gekommen, bestätigt das, ein furchtloser Typ sei er so alles in allem. „Ich ziehe mein Bein nicht zurück“, sagt der zunächst für ein Jahr ausgeliehene Spieler, für den die Eintracht eine Kaufoption (3,5 Millionen Euro) erwirkt hat. Abseits des Feldes kommt Jakic freundlich, locker und aufgeweckt daher.
Eintracht-Trainer Oliver Glasner baut auf den Kämpfer, der aber „kein reiner Zerstörer“ sei, sondern seine Stärken auch mit dem Ball habe. „Er hat eine sehr gute Vororientierung, kann das Spiel öffnen.“ Vielleicht schon am Sonntag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart.
Und wie waren die ersten Tage im Ausland?
Gut. Klar, es ist ein anderes Land, eine andere Umgebung, andere Spieler. Aber ich habe das Gefühl, dass es hier gut werden kann und es der richtige Schritt ist.
War für Sie immer schon klar, Fußballprofi zu werden?
Ja. Mein Vater war schon Fußballer, im alten Jugoslawien noch. Da war es viel schwerer, ganz nach oben zu kommen. Aber durch ihn bin ich zum Fußball gekommen, mit sechs Jahren habe ich mich im Verein bei NK Mracaj Runovic angemeldet, seitdem hatte ich nur Fußball im Kopf.
War Eintracht Frankfurt für Sie auch deshalb ein Begriff, weil viele Balkan-Spieler hier kickten oder noch spielen, wir nennen mal Gacinovic, Rebic, Jovic, jetzt noch Hrustic und Kostic.
Natürlich ist mir das auch schon aufgefallen. Aber als es ernst wurde mit dem Wechsel, habe ich eher darauf geschaut, was die Ziele des Klubs sind, wo er sportlich steht und was man im und mit dem Klub erreichen kann. Und das hat mich überzeugt. Das spielte für mich eine größere Rolle als dass zwei, drei Landsleute schon da sind. Natürlich wird es für mich in der Kabine einfacher sein, wenn zwei, drei Spieler da sind, mit denen ich mich in meiner Muttersprache unterhalten kann.
Was sind Ihre Ziele hier in Frankfurt?
Ich habe erst ein paar Trainingseinheiten absolviert, da kann ich noch nicht sagen, welche Ziele realistisch zu erreichen sind. Für mich geht es erst mal darum, mich anzupassen und richtig anzukommen. Ich brauche jetzt ein bisschen Zeit, es ist die erste Auslandsstation für mich. Trotzdem ist mein Ziel, die Mannschaft schnell zu unterstützen und mir das Vertrauen des Teams und des Trainers zu erarbeiten. Durch Leistung.
Was versprechen Sie sich persönlich von dem Wechsel nach Frankfurt?
Ein großes Ziel ist, in die Nationalmannschaft berufen zu werden. Dafür muss ich hier in Frankfurt meine Leistung bringen. Natürlich möchten wir in der Bundesliga und in der Europa League eine gute Rolle spielen. Und persönlich wäre es natürlich ein Traum, irgendwann für einen der größten Klubs der Welt zu spielen, aber das geht nicht von heute auf morgen und darüber mache ich mir natürlich keine Gedanken. Ich bin glücklich, dass ich in Frankfurt bin, will jetzt erst mal bei der Eintracht ankommen und zeigen, was ich kann. Dann wird man sehen, wie es weitergeht.
Sie haben bis zum letzten Tag für Dinamo Zagreb gespielt, sogar ein Tor geschossen. Es gibt auch Spieler, die aus Angst vor einer Verletzung nicht mehr für ihren alten Verein auflaufen. War es für Sie selbstverständlich, noch mal das Dinamo-Trikot überzustreifen.
Ja, natürlich. Ich gebe, wie erwähnt, immer alles – egal, in welcher Situation. Ich habe gar nicht daran gedacht, nicht zu spielen, weil ich mich vielleicht verletzten könnte. So bin ich nicht. Es war für mich selbstverständlich, bis zum letzten Tag alles für Dinamo zu geben.
Wie war der Abschied generell? Mit Wehmut oder gab es böses Blut, weil Sie sich für einen Wechsel entschieden haben?
Ich habe zwar nur ein Jahr für Zagreb gespielt, aber die Entscheidung, den Verein zu verlassen, war nicht einfach für mich. Es war alles sehr familiär, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Deswegen ist auch die eine oder andere Träne geflossen. Ich war letzte Saison Stammspieler, ein wichtiger Spieler. Aber die Verantwortlichen wussten, dass es für mich eine großartige Gelegenheit ist, ins Ausland zu wechseln. Daher haben sie mir keine Steine in den Weg gelegt.
Haben Sie manchmal Befürchtungen, es hier nicht schaffen zu können?
Ich habe ein großes Selbstbewusstsein, aber das nutzt mir ja nichts, wenn ich das auf dem Platz nicht zeige. Ich haue einfach alles raus. Ich weiß, dass die Konkurrenz hier groß ist, aber ich will mich durchsetzen. Vielleicht ist das die Imotski-Mentalität (lacht). Ich werde immer mein Bestes geben. Das kann ich versprechen. (Interview: Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein; Übersetzung: Marijo Majic)