Eintracht verzichtet freiwillig auf Tickets

Nach Ticket-Posse: Eintracht Frankfurt nimmt das Gästekontingent nicht in Anspruch.
Am späten Sonntagabend hat die Präfektur Neapels abermals Fakten geschaffen und einen neuen Erlass aufgesetzt, wonach keine Tickets für das Champions-League-Spiel der Eintracht am Mittwoch in Neapel für Menschen mit Wohnsitz Frankfurt am Main verkauft werden dürfen. Zuvor bezog sich der Beschluss auf Bürger:innen aus Deutschland. Der wurde nach Einspruch der Eintracht vom kampanischen Verwaltungsgericht kassiert. Nun die modifizierte Auflage. Die Eintracht reagierte noch in der Nacht und teilte mit, dass sie freiwillig auf das Gästekontingent, das 2700 Tickets umfasst, verzichten wird.
„Der neue Erlass ist in Inhalt und Begründung nicht minder rechtswidrig und zudem auch völlig untauglich, weil zwei Drittel unserer Fans bekanntermaßen aus der Rhein-Main-Region und nicht aus Frankfurt kommen“, sagte Vorstandsmitglied Philipp Reschke und begründete die Entscheidung zum Verzicht: „Es gäbe womöglich unzählige Wege, diesen Erlass faktisch zu umgehen und Teile unserer Fans ins Stadion zu bringen. Aber erstens werden wir uns nicht in Postleitzahlengebiete aufspalten lassen. Und zweitens möchten wir niemanden vor Ort der offensichtlichen Gefahr behördlicher Willkür aussetzen, wie wir sie jetzt seit dem Hinspiel in beispielloser Form mit allen Verantwortlichen in Neapel erleben.“
Die Eintracht befürchtet Übergriffe in der Stadt, wird ein eigenes Funktionsteam nach Italien schicken, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Von Reisen nach Neapel rät sie dringend ab.
Dass sich an dem derzeitigen Status quo noch mal etwas ändern wird, glaubt der 50 Jahre alte Reschke nicht. Die Eintracht war schon zuvor davon ausgegangen, dass das letzte Wort in der wenig erquicklichen Angelegenheit noch nicht gesprochen ist und auf politischer Ebene ein Weg gefunden wird, um die stattgegebene einstweilige Verfügung des Verwaltungsgerichts zu umgehen. Insofern ist die neue Entwicklung keine Überraschung.
Eintracht Frankfurt wird auch gegen die neue Verfügung der Präfektur Rechtsmittel einlegen. Aber das ist eher als symbolischer Akt zu verstehen. „In Anbetracht der Zeit geht es jetzt vor allem ums Prinzip und um die Zukunft“, sagte Reschke. Für die Eintracht und ihre Fans geht es aber auch um mögliche Schadenersatzforderungen in der Zukunft. Das kann ein zäher und langwieriger Prozess werden, der mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Ausgang offen.