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Eintracht Frankfurt und ihre Leihspieler: Von Giraffen und Wühlmäusen

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Von: Daniel Schmitt

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Soll in Liga zwei beim FC St. Pauli reifen, um die Eintracht in Liga eins künftig besser zu machen: Igor Matanovic (li.), 18, Stürmer. imago images
Soll in Liga zwei beim FC St. Pauli reifen, um die Eintracht in Liga eins künftig besser zu machen: Igor Matanovic (li.), 18, Stürmer. © Lobeca/Imago Images

Wie sich die verliehenen Spieler von Eintracht Frankfurt entwickeln – ein Überblick.

Frankfurt – Während sich in diesen wenigen vermeintlich ruhigeren (Fußball-)tagen des Jahres im Umfeld von Eintracht Frankfurt das Gerüchtekarussell wieder zu drehen beginnt, obwohl das Transferfenster nicht mal geöffnet ist, bleiben sie im inneren Zirkel des hessischen Fußballklubs tiefenentspannt. Diese Hektik von außen, die wollen und dürfen sie nicht reinlassen, das wäre der Sache nicht dienlich, schlicht nicht professionell. Und so werden sie beim Ligasechsten gewagte, ja fast irritierende Thesen manch Mediums („Verzockt Eintracht das Bobic-Erbe?“) wohl einfach mit den Schultern wegzucken. Was soll’s, ist halt das Geschäft.

Eintracht Frankfurt fühlt sich gut gerüstet für die jetzige Runde wie perspektivisch – trotz Pandemie, trotz der daraus resultierenden finanziellen Zwänge. Bekanntlich wird Dribbler Faride Alidou, 20, vom Hamburger SV sehr, sehr wahrscheinlich kommen, ob schon im Winter oder erst im Sommer, sei mal dahingestellt. Dazu stehen die Chancen auf eine Verpflichtung von Stürmer Randal Kolo Muani, kürzlich 23 geworden, vom FC Nantes ebenfalls ordentlich. Junge Spieler also, die exakt ins Frankfurter Anforderungsprofil passen, die einigermaßen erschwinglich zu erwerben sind, die reifen können und das Team weiterbringen sollen, und bestenfalls auch in fernerer Zukunft noch einen Markt besitzen.

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Als weiteres Standbein ihrer Personalpolitik bauen die Frankfurter zudem seit längerem auf Leihen. Talentierte Spieler sollen bei kleineren Klubs ihr Niveau steigern, um später der Eintracht zu helfen. Ein Modell, natürlich auch an vielen weiteren Standorten praktiziert, das funktionierte in der näheren Vergangenheit.

Derzeit schauen die Eintracht-Macher wieder recht erfreut nach Hamburg, zum FC St. Pauli. Dort nimmt Igor Matanovic, 18 Jahre, 1,94 Meter groß, Stürmer, die erhoffte Entwicklung. Der jüngste Torschütze in der Vereinsgeschichte der Kiezkicker, der in Frankfurt bis 2026 unter Vertrag steht und noch eineinhalb Jahre ans Hamburger Millerntor verliehen ist, deutet in Liga zwei an, dass er künftig einer für Liga eins sein könnte.

Der giraffenartige Schlaks mit dem drahtigen Körper und dem etwas schlurfenden Gang kommt erstaunlich beweglich und fußballerisch begabt daher, er wirkt reifer und abgezockter als manch wesentlich älterer Kollege. Über einen „guten Schuss“ verfüge er, sagt er, das Auge für den Mitspieler lässt sich ebenfalls erkennen. Nach einer langwierigen Schambeinentzündung, die ihn zu Saisonbeginn am Spielen hinderten, stand er zuletzt vermehrt in der Startelf des Zweitligatabellenführers, zwei Treffer bereitete er in sechs Einsätzen direkt vor, weitere leitete er mit klugen Pässen ein.

Vor allem aber gefällt das Durchsetzungsvermögen des jungen Mannes, der im rauen Hamburger Stadtteil Harburg aufwuchs, mit sechs Jahren vom FC St. Pauli bei einem Hallenturnier entdeckt wurde und seitdem für die Hamburger kickt. „Er muss noch viel lernen. Das ist das Schöne an ihm. Das will er“, sagt Pauli-Coach Timo Schultz: „Er hat Bock zu arbeiten. Das ist seine größte Stärke, dass er jedes Training brennt.“ Keine ganz schlechten Voraussetzungen für eine ordentliche Karriere. „Igor ist ein sehr talentierter Spieler, der technisch versiert und physisch stark ist“, nennt Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche die Vorzüge seines künftigen Spielers.

Die Physis ist dagegen nicht die Stärke von Ali Akman, 19, ebenfalls Stürmer, aber zwanzig Zentimeter kleiner als Matanovic. Der willensstarke Türke, vor einem Jahr aus Bursaspor nach Frankfurt geholt und nach einem Trainingshalbjahr in die Niederlande zu NEC Nijmegen weiterverliehen, traf in der Hinrunde zwar fünfmal, es bedarf bei aller Vorsicht vor einem verfrühten Urteil aber doch einer ordentlich Portion Vorstellungskraft, um an dessen Durchbruch in der Bundesliga zu glauben. Akman, der sich immer so ein bisschen durch die gegnerischen Verteidigungen zu wühlen versucht, ist jung, das schon, er hat auch bis 2025 bei der Eintracht unterschrieben, fehlendes Tempo gepaart mit seinem gedrungenen Körper aber sind nicht gerade kleine Hindernisse auf dem Weg nach oben.

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Zumal ja nicht vergessen werden darf, dass die Frankfurter in den vergangenen Jahren ihr Grundniveau erheblich gesteigert haben, sie in anderen Sphären unterwegs sind als noch vor fünf, sechs Spielzeiten. Talente müssen da schon recht viel mitbringen, um die Arrivierten verdrängen zu können. Rodrigo Zalazar zum Beispiel spielte als Leihkraft eine Superrunde für den FC St. Pauli, legte dann eine gute Vorbereitung im Hessenland hin und wurde doch an Schalke 04 abgegeben. Djibril Sow, Kristijan Jakic, Sebastian Rode - an ihnen wäre er im Mittelfeld wohl nicht vorbeigekommen.

Nach Startschwierigkeiten in Gelsenkirchen steigerte sich Zalazar zuletzt zwar deutlich, das fehlende Tempo des Mittelfeld-Irrwichs und auch dessen taktische Zügellosigkeit sind jedoch Makel, die auf gehobenen Bundesliganiveau eher selten zu erkennen sind. Sollte sich Zalazar künftig wider der Frankfurter Erwartung doch zu einem Topmann für Erstligakickerei entwickeln, besitzen sie eine Rückkaufoption. Klug, sollte sich der Wert des Spielers künftig erheblich steigern.

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