Eintracht-Trainer stützt Ndicka: „Am Gipfel des Tales“

Eintracht-Trainer Oliver Glasner kann vor dem Gastspiel beim 1. FC Köln personell aus dem Vollen schöpfen und gibt dem kriselnden Evan Ndicka eine Einsatzgarantie.
Lob ist ja zuletzt in großen Füllhörnern massenhaft über Eintracht Frankfurt ausgeschüttet worden, über die Art und Weise wie man Fußball spielt, über den wieder erweckten Zauberfuß Mario Götze, über den die halbe Welt von Joachim Löw bis Bastian Schweinsteiger schwärmt, über die Dynamik und Torgefahr eines Randal Kolo Muani - da wollte auch der Trainer des kommenden Gegners, der leicht aufbrausende Steffen Baumgart, nicht hinter dem Berg halten: „Das ist mit das Beste, was wir haben“, hob der Kölner Coach die Hessen auf den höchsten Thron. Und wie diebisch würde er sich freuen, dieser Frankfurter Mannschaft mit seinem 1. FC Köln am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn) ein Schnippchen zu schlagen. Aber das sagte Baumgart natürlich nicht laut.
Lindström wieder dabei
Rund 200 Kilometer entfernt sagt das sein Kollege durchaus laut und öffentlich. Man reise ins schöne Rheinland, um dieses Spiel zu gewinnen, postuliert Eintracht-Trainer Oliver Glasner. Er sagt das vor jedem Spiel und auch das ist Ausdruck eines gewachsenen und zu Recht vorhandenen Selbstbewusstseins. Seit sieben Bundesligaspielen ist die Eintracht ungeschlagen, in Champions League und DFB-Pokal hat sie sich zuletzt ebenfalls schadlos gehalten und dabei meist einen hochattraktiven, technisch feinen Offensivfußball gespielt.
Aber die Erfolge kommen ja nicht von ungefähr, sind nicht das Produkt von glücklichen Zufällen, sondern Ergebnis harter Arbeit. Glasner nennt ein paar Zahlen: Im Schnitt sei seine Mannschaft in den ersten Spielen dieses Jahres 121 Kilometer gelaufen, habe zudem 245 intensive Läufe eingestreut, habe in den fünf Pflichtspielen zwölf Tore erzielt, daran war die komplette Offensivabteilung beteiligt.
„Weil jeder Spieler bestmöglich seine Aufgabe erfüllt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt“, sagt der 48 Jahre alte Österreicher und lobt seine „coolen Superjungs“ . Und er nimmt Rafael Borré als leuchtendes Beispiel. Obzwar der Kolumbianer seien Stammplatz im Team verloren habe, gehe er im Training voran, lasse sich nicht hängen und belohne sich selbst mit einem Spiel wie im Pokal am Dienstag gegen Darmstadt 98. Dort traf er zum wichtigen 2:2. Und da spielte es für Glasner auch keine Rolle, dass Borrés Berateragentur derzeit ständig im Hintergrund Gerüchte schürt, der Spieler sei zutiefst unzufrieden, weil er auf zu wenig Einsätze komme.
Er, Glasner, habe in Gesprächen mit Borré einen ganz anderen Eindruck gewonnen, „deshalb geht mein Puls in dieser Frage keinen einzigen Schlag in die Höhe“. Dessen ungeachtet wird der kolumbianische Stürmer mutmaßlich in Köln erstmal nicht zur Anfangself gehören. Jesper Lindström, sein direkter Konkurrent, hat seine leichte Blessur auskuriert, ohne Probleme trainiert und dürfte in Müngersdorf beginnen.
Eine Einsatzgarantie gab der Frankfurter Fußballlehrer auch Linksverteidiger Evan Ndicka, dem aktuell einzigen kleinen Sorgenkind. „Er spielt definitiv von Anfang an“, stellte Glasner klar. Der Franzose, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, hängt im Augenblick durch, steht ein bisschen neben der Spur. Im Pokalspiel am Dienstagabend wurde er nach schwacher Vorstellung zur Pause ausgewechselt, auch in den Partien zuvor war der 23-Jährige öfter nicht auf der Höhe, er steckt ein bisschen in der Krise. Für Glasner noch kein Grund, ihn auf die Bank zu setzen. „Wenn jemand gerade hingefallen ist, bin ich derjenige, der ihm die Hand reicht und aufhilft.“ Evan Ndicka sei einer jener Spieler, der in den vergangenen Jahren fast immer durchgespielt habe, da gebe es „halt mal so eine Phase“. Ob seine weiterhin ungeklärte Zukunft womöglich Auswirkungen auf die Leistungen auf dem Rasen haben, wollte Glasner nicht beurteilen. Er sprach lieber von einem „kleinen Durchhänger“, im übrigen habe er den Eindruck, dass Ndicka „den Gipfel des Tales“ erreicht habe, also wieder auf dem Weg zu alter Normalform ist.
Die wird er brauchen in diesem emotionalen Aufeinandertreffen zweier Traditionsklubs und einer brodelnden Atmosphäre im vollen Kölner Stadion, die der im Stadtwald ähnelt. Glasner erwartet „wahnsinnig viel Intensität, wahnsinnig viel Druck“ von Kölner Seite, die den Gegner auf dem ganzen Feld beackern und piesacken würden - und zuweilen zu Hause schon mal sieben Tore schießen (gegen Werder Bremen zu Beginn des Jahres). „Es wird ein Spiel sein, das von enormer Physis geprägt ist.“
Narhallamarsch in Köln
Ganz zum Schluss verriet Oliver Glasner angesichts der Auswärtsreise in die Karnevalshochburg Köln eine Woche vor Rosenmontag, dass er, der Österreicher, eigentlich „ein begeisterter Karnevalist“ sei, der sich schon in alle möglichen Kostüme gezwängt habe, in seinen vier Jahren in Deutschland aber umständehalber noch nie zum Feiern gekommen sei.
Und auch im diesen Jahr wird es nichts mit der Narretei. Am Fastnachtsdienstag steht das Achtelfinalhinspiel gegen SSC Neapel auf dem Spielplan, und das, sagt er schelmisch, sei wohl einen Ticken „wichtiger als der Rosenmontagsumzug“. Wenn aber freilich der 1. FC Köln vielleicht an diesem Samstag schon mal eine Fastnachts-Party machen will, „wäre uns das nur recht.“