Trapp, ein Tausendsassa in grün

Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp behält seine weiße Weste und hält überragend.
Leipzig/Frankfurt – Und, Zack, schnellte der rechte Arm hoch, so schnell konnte kaum einer gucken. Eine gute Stunde war gespielt im Leipziger Stadien, längst war die Partie zu einem Privatduell zwischen Kevin Trapp und RB geworden, der Torwart der Frankfurter war es allein, der sein Team überhaupt noch im Spiel gehalten hatte. Eine gute Stunde also war absolviert, als Konrad Laimer - nach einem der vielen, vielen schlampigen Ballverluste von Eintracht Frankfurt – abgezogen hatte und eigentlich alle die Kugel ins Netz hatten rauschen sehen, doch der Tausendsassa in grün machte selbst diese Gelegenheit zunichte. Martin Hinteregger klatschte den Ballfänger ab, Tuta kam hinzu, draußen applaudierte Trainer Oliver Glasner. Sie alle wussten, auf wen Verlass war in diesen 90 Minuten, sie alle wussten, dass der Punkt dem famosen Schlussmann zu verdanken gewesen war, und niemandem sonst.
Und es war ja nicht die einzig gute Tat des 31-Jährigen. Ein gutes halbes Dutzend gefährlichster Schüsse wehrte Trapp ab, mal hielt er den Kasten sauber mit Hilfe des Pfostens (26.), mal klärte er mit dem Fuß, und wenn selbst er mit seinem Latein am Ende zu sein schien, war noch die Latte (41,) oder Yussuf Poulsen (81.), der so lange herumtändelte, bis auch diese Chance vertan war. Dessen ungeachtet: Kevin Trapp war der Mann des Spiels, endlich hatte er wieder eine weiße Weste behalten, zum vierten Mal in dieser Saison. Lob kam prompt von oberster Stelle. Sportvorstand Markus Krösche hob den Daumen: „Wir haben sicherlich die eine oder andere Chance zugelassen, hier hat Kevin Trapp wieder überragend gehalten.“ Und selbst RB-Trainer Domenico Tedesco konnte nicht umhin, die klasse Leistung des Keepers zu würdigen. „Kevin Trapp hat es im Frankfurter Tor aber auch einfach gut gemacht.“
Eintracht Frankfurt: Kevin Trapp in Bestform
Seit Wochen, ja Monaten ist Trapp in bester Form, im Grunde seit der vorübergehenden Ausbootung aus der Nationalmannschaft und dem Sensationssieg bei Bayern München in der Hinrunde. Trapp selbst sagte, er habe einiges geändert, nichts Gravierendes. Zuvor hatte er sich viele, viele Gedanken gemacht, hatte als einer der Frankfurter Führungsspieler über den Tellerrand hinaus geguckt. Seit er sich aber verstärkt auf sein Spiel konzentriert habe, mehr darauf achte, was er verbessern könne, laufe es wieder, hat er unlängst gesagt. „Ich fühle mich momentan sehr gut in Form“, betonte er erst vor dem Europa-League-Rückspiel gegen Betis Sevilla. „Mein Teil der Aufgabe ist es, der Mannschaft zu helfen.“ Und das tut er im Augenblick auf sehr eindrucksvolle Weise. Es ist vor allem auch die Sicherheit, die er ausstrahlt und die auf seine jungen Vorderleute ganz offensichtlich abstrahlt.
Eintracht Frankfurt: Kevin Trapp hat noch ein Hühnchen zu rupfen
In den nächsten Tagen steht Kevin Trapp wieder im Kreis der Nationalmannschaft, Bundestrainer Hansi Flick hat ihn für die Spiele gegen Israel und die Niederlande nominiert. Den Kampf um einen Rang hinter Platzhirsch Manuel Neuer hat er längst angenommen. „Wer mich und meinen Ehrgeiz kennt, weiß, dass ich mir immer hohe Ziele setze.“
Und ein ganz großes könnte sein, in drei Wochen eine uralte Rechnung zu begleichen und mit der Eintracht in Barcelona jenen Moment zu tilgen, der als einer seiner schwärzesten gilt: Seinerzeit kassierte er in Camp Nou mit Paris St. Germain nach einem 4:0-Hinspielsieg noch sechs Treffer und flog a la longue aus dem PSG-Tor. (Thomas Kilchenstein, Ingo Durstewitz)