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Eintracht-Remis gegen Gladbach: Bundesliga im Schatten

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Von: Ingo Durstewitz, Daniel Schmitt

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„Sonntagsschuss“ zum Ausgleich: Goncalo Paciencia.
„Sonntagsschuss“ zum Ausgleich: Goncalo Paciencia. © IMAGO/Jan Huebner

Eintracht Frankfurt holt ein Remis gegen Mönchengladbach, aber alles dreht sich nur ums große Finale in der Europa League.

Ganz zum Schluss trat dann der zuvor geschonte Kapitän aufs Feld, in kurzer Jeans und weißem Shirt, er ergriff das Mikro und richtete ein paar Worte an die Eintracht-Gemeinde, die nach dem letzten Heimspiel der Saison extra gebeten wurde, im Stadion zu bleiben. Nun ist Käpt’n Sebastian Rode kein Peter Fischer, der mitreißend-pathetische Reden aus dem Stegreif rausschleudert, dafür kann der Seppl ein bisschen besser kicken, und trotzdem kam der nette Bursche aus Südhessen seiner Pflicht routiniert nach, indem er sich herzlichst für die Unterstützung bedankte. „Wir haben noch so viel Großes vor“, rief der Eintracht-Anführer unter dem Jubel der Fans und meinte das Europapokalfinale am Mittwoch in einer Woche in Sevilla gegen die Glasgow Rangers. „Am Donnerstag wollen wir dann mit Euch auf dem Römer feiern.“

Anschließend ging es mal wieder auf die Ehrenrunde – nach einem 1:1 (0:1) in der vorletzten Saisonpartie gegen Borussia Mönchengladbach. Das Spiel und das Ergebnis waren, natürlich, zweit- oder drittrangig, aus Frankfurter Sicht ist bis auf den Festtag am 18. Mai in Spanien sowieso alles zweit- oder drittrangig. Sevilla überlagert alles, stellt alles andere in den Schatten.

Aus dieser Begegnung gegen Adi Hütters Gladbacher lassen sich daher gar keine Rückschlüsse ziehen – das war aber auch vorher schon sonnenklar. Die Bundesliga hat die Eintracht abgehakt, sie dient nur dazu, sich fitzuhalten, den Rhythmus nicht zu verlieren und nicht ohne Spannung dem Finale entgegenzuschippern. Elfter, Zwölfter, Dreizehnter? Interessiert kaum.

Coach Oliver Glasner hatte sein Team auf gleich acht Positionen verändert, bis auf Erik Durm und Ragnar Ache kamen alle Spieler aus dem zweiten oder dritten Glied zum Einsatz, in Aymen Barkok sogar einer, der in diesem Jahr noch gar nicht auf dem Feld stand. Auch Danny da Costa, Stefan Ilsanker und Sam Lammers waren in der Rückrunde nur Randfiguren. Sie alle werden den Verein am Saisonende verlassen (siehe weiteren Artikel auf nächster Seite). „Ich wusste, es wird nicht perfekt“, sagte Glasner und war mit der Leistung der Mannschaft dennoch einverstanden.

Das konnte er nach einem äußerst dürftigen ersten Abschnitt zumindest im zweiten Durchgang sein – da wechselte er aber auch sukzessive einige seiner Stammspieler wie Filip Kostic, Daichi Kamada oder Djibril Sow ein. Prompt wurde das Spiel deutlich besser. Der lange Zeit äußerst matte Stürmer Goncalo Paciencia war es schließlich, der mit einem fulminanten „Sonntagsschuss“ (Hütter) seiner Mannschaft den 14. Rückrundenpunkt sicherte (66.) und die frühe Führung der Gäste durch Alassane Plea (4.) ausglich. „Das Spiel war ein Spiegelbild der gesamten Saison“, befand Glasner und meinte die Nehmerqualitäten und das Stehvermögen seines Teams. „Dieser Charakter und diese Willensleistung beeindrucken mich, das macht mich mächtig stolz“, betonte der 47-Jährige. Schließlich sei sein Ensemble ja erst vor wenigen Tagen gegen West Ham ins Europa-League-Finale gestürmt und habe es mächtig krachen lassen. „Einige sind erst ins Bett gegangen, als die Sonne schien.“ Haben sich ja ganz gut erholt.

Kramny geht

Jürgen Kramny , bisheriger Trainer der Frankfurter U19, und sein Assistent Andreas Ibertsberger verlassen die Eintracht-Jugend. Mit ihrer Mannschaft belegten sie in der kürzlich aufgelaufenen Runde den dritten Rang der Junioren-Bundesliga. (FR)

Und doch ist diese Bundesligaspielzeit eine höchst mittelmäßige, mit den Ansprüchen des Vereins nicht kompatibel. Vor allem die Bilanz im heimischen Waldstadion ist niederschmetternd, in 17 Spielen sprangen nur vier Siege heraus. „Das ist überhaupt nicht zufriedenstellend“, urteilte Sportvorstand Markus Krösche. „Wir wollen zu Hause eine Macht sein.“ In Zukunft dann wieder.

Nun gilt es, erst einmal gut zu regenerieren. Der von der Uefa eingeschobene Media-Day am Montagnachmittag ist da eher störend, aber so ein Finale will ja anständig beworben werden. Am Dienstag und Mittwoch dürfen sich die hochbelasteten Spieler über zwei freie Tage freuen, „es wird aber keinen Partyausflug geben“, merkte Glasner mit Blick auf Bayerns Ibiza-Trip lächelnd an. Ab Donnerstag wird sich die Eintracht dann in den Tunnel begeben, „dann ziehen wir bis Sevilla durch“.

Und auch das letzte Saisonspiel am Samstag in Mainz soll seine Mannschaft mit entsprechender Haltung angehen, Glasner will mit voller Kapelle antreten. „Wir werden die beste Elf spielen lassen“, kündigt er ab. „Mainz wird unsere Generalprobe.“

Und auch Sportvorstand Markus Krösche betont die Wichtigkeit des Spiels: „Wir wollen mit einem Erfolgserlebnis im Rücken nach Sevilla reisen.“ Bis dahin wird vielleicht auch Jesper Lindström wieder hergestellt sein. Der an einer Oberschenkelverletzung laborierende Däne wird mit Hochdruck behandelt. „Mal sehen, wie wir ihn eingliedern“, sagt Sportchef Krösche. „Wir tun alles, dass er einsatzbereit ist.“

Gegen die Rangers wird auch Ex-Coach Hütter die Daumen drücken, der die Eintracht ja in der vergangenen Saison auf Rang fünf und also in den Europacup führte. Der im Unfrieden geschiedene Österreicher wurde bei seiner Rückkehr nach Frankfurt erwartungsgemäß mit Pfiffen bei der Mannschaftsverlesung empfangen, sonstige Missfallensbekundungen blieben aber aus, was den 52-Jährigen freute.

Auffällig war, wie herzlich er seine Ex-Spieler begrüßte und herzte und wie sehr er seine „tolle Rückkehr“ genoss. „Im Vorfeld wurden die Wogen geglättet, das war sehr wichtig“, sagte der fast schon gerührte Ex-Trainer. Er, Hütter, habe die eine oder andere Aussage „bereut“, räumte er nun ein. Über die Einladung zum Halbfinale habe er sich daher „wahnsinnig gefreut, es hat mich bewegt und berührt.“

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