Eintracht muss den Spirit konservieren

Die Eintracht macht in Stuttgart einen Riesenschritt, aber der Alltag sollte jetzt keines falls abgeschenkt werden.
Der Frankfurter Sportchef Markus Krösche hatte seine Gedanken recht schnell sortiert am Mittwoch in Stuttgart, er wählte trotz des hektischen und bis in die allerletzte Minute hochspannenden Semifinals in den Katakomben des Stadions nicht etwa Worte aus der Emotion heraus, aus der puren, überbordenen Freude ob des Einzugs ins DFB-Pokalfinale, sondern wohlbedachte, die Gesamtsituation von Eintracht Frankfurt einordnende.
Natürlich lobte Krösche die Spieler, auch die Sportliche Leitung um Trainer Oliver Glasner für das Erreichte, sie hatten es sich verdient, bleibt solch ein Endspiel um einen funkelnden Pott doch immer etwas Großes für die Eintracht, wenngleich es in den vergangenen Jahren häufiger mal welche davon gab. Es wird das vierte Finale seit 2017 sein, das ist aller Ehren wert, verdient Respekt, großen sogar.
Markus Krösche erinnerte gleichwohl an das, auf was es jetzt ankommen wird, will man sich tatsächlich gegen Leipzig durchsetzen: nicht nachzulassen, dranzubleiben, das Erfolgserlebnis mitzunehmen und darauf weitere gute Leistungen zu gründen. Am besten, so der Manager, sollten nun die vor dem Finale anstehenden vier Bundesligapartien ebenfalls siegreich gestaltet werden, das müsse jedenfalls das Ziel sein, den Alltag also nicht abschencken, sondern ihn ernst nehmen. Kein Spannungsabfall, sondern Selbstvertrauensaufbau. Klingt theoretisch sinnvoll, könnte praktisch nicht ganz so leicht werden.
Gute Woche für die Eintracht
Krösche aber weiß, dass bei der Eintracht (noch) nicht alles Gold ist, was für den Moment wieder glänzt. „Die Kritik der vergangenen Wochen war berechtigt und sollte auch jetzt noch da sein“, sagt er und legt den Finger in die Wunde. Gut so. Selbstzufriedenheit wäre der falsche Ansatz. Auch die erste Hälfte von Stuttgart reihte sich ja ein in die schwachen Auftritte der vergangenen Wochen. Erst dann, gerade rechtzeitig, legte die Eintracht den Schalter um, gelang es Glasner in der Pause die richtigen Worte wie taktischen Feinjustierungen zu finden, die der Mannschaft neues Leben einhauchten. Damit mal eben in 45 Minuten die Saison gerettet? Sicher nicht ganz, ein erster Riesenschritt aber ist gegangen. Es soll am Ende Europa sein, dorthin ist ein einzig gewonnenes Spiel im Vergleich zur Liga der leichtere Pfad.
Es war so alles in allem eine gute Woche für die Hessen, nicht nur wegen des Sieges in Stuttgart. Dass Vorstand Axel Hellmann den Klub in den kommenden Jahren weiter führen wird, und er im Übrigen im Schwäbischen Seite an Seite mit Aufsichtsrat Philip Holzer zitterte, beide zeitgleich vor Anspannung ihre Gesichter in den Händen vergruben, passt ins positive Bild des Aufbruchs.
Es geht wieder was voran bei der Eintracht, gemeinsam an einem Strang soll der nächste Erfolg her, das nächste Autokorso zum Römer. Diesen Spirit gilt es zu konservieren - im gesamten Klub, beim Trainerteam, vor allem bei den Spielern. Ganz offenbar steckt er gerade in jenen Kickern besonders tief drin. Die Höhepunktspiele, die besonders prickelnden Momente sind der Profis allerliebstes Ding, da blühen sie auf, darin sind sie erprobt. Eine Qualität, die freilich wieder und wieder zu beweisen wäre. Nächste Chance: 3. Juni, Olympiastadion zu Berlin.