Eintracht muss aufpassen: Bayer ist schnell und wieder in Form

Leverkusens Trainer Xabi Alonso hat Bayer in die Spur gebracht. Am Samstag kann die Werkself die Eintracht von einem Europapokal-Platz schubsen.
Kein halbes Jahr ist es her, da überschlugen sich die Negativschlagzeilen. Gerade drei Spiele hatte er, Xabi Alonso, an der Seitenlinie von Bayer Leverkusen verbracht, das erste locker gewonnen, 4:0 gegen Schalke, und dann binnen vier Tagen zwei Abreibungen allerübelster Güte erhalten. 0:3 in der Champions League gegen den FC Porto und – dramatischer, weil nach noch schlechterer Leistung – 1:5 bei Eintracht Frankfurt.
Nicht gerade wenige Medien stellten die Trainerfähigkeiten des ehemaligen Weltklassespielers darob zackig in Frage, bemängelten Alonsos Unerfahrenheit als Fußballlehrer (vorher U14 von Real Madrid sowie zweites Team von Real Sociedad), eine fehlende Spielidee, falsche Auswechslungen. Auch die FR stimmte in Teilen ein in den Kanon der Kritik, schrieb vom „Leverkusener Systemausfall“.
Bloß: Es ist dieses Fußballmetier bekanntlich ein ultra-schnelllebiges, in dem sechs Monate eine halbe Ewigkeit sein können. Eine, in denen die Leverkusener Entwicklung wider alle Untergangsszenarien ans Licht führte. Zwar in Wellenform, gerade zu Beginn, als Alonsos Wirken gepflastert war von Rückschlägen. Von der Klatsche in Frankfurt, an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) im eigenen Stadion der nächste Gegner, von Pleiten gegen die Topteams Leipzig und Dortmund, und später, von Ausrutschern gegen Augsburg und Mainz.
Doch, so alles in allem: Xabi Alonso und Bayer Leverkusen haben sich zusammengerauft, machen das mittlerweile gut. Seitdem der spanische Weltmeister von 2010 die Werkself coacht, holten nur Bayern und der BVB mehr Punkte. In der Europa League steht die Mannschaft im Viertelfinale, in der Liga robbte sie sich aus dem Tabellenkeller heran ans internationale Geschäft. Platz sieben aktuell, zuletzt feierten die Leverkusener sechs Pflichtspielsiege in Serie.
„Die Energie der Mannschaft hat sich verbessert“, sagt Alonso, auch habe seine Truppe eine „bessere Kontrolle“ als im Herbst 2022. Was der 41 Jahre alte Baske meint: Die Balance im Spiel stimmt weitestgehend. Offensiv wird ohnehin unterm Bayer-Kreuz seit Jahren drauflosgesprintet, die Rückwärtsbewegungen aber leisteten die Profis dann oft eher im Trab. Etwas, das der Spielidee des einstigen Mittelfeldstrategen, des Abfangjägers hinter den Stürmerstars beim FC Liverpool, Real Madrid und Bayern München, widerspricht.
Alonso verglich einmal in der Rückschau seine beiden letzten Arbeitgeber als Spieler - und wählte eine Analogie zur Musik: Als er bei Real Madrid gespielt habe, so Alonso, sei der Fußball näher am Rock ‚n’ Roll gewesen, beim FC Bayern habe er eher dem Jazz geglichen. Und als Trainer? Irgendwas dazwischen, sagt er. Er ist noch auf der Suche, „ich bin ein junger Trainer und habe Hunger auf Erfolg“. Düstere Untergangsszenarien freilich waren übereilte Fehleinschätzungen.