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Makoto Hasebe: Und ewig spielt die Eintracht-Lichtgestalt

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Von: Ingo Durstewitz

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Makoto Hasebe mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Training.
Neuerdings mit dem Fahrrad zum Training: Makoto Hasebe, Eintracht-Anführer. © Jan Huebner

Makoto Hasebe geht auch in seiner 20. Saison eisern voran und fühlt sich besser als je zuvor. Das Kapitänsamt bei Eintracht Frankfurt strebt er nicht an.

Frankfurt – Auf seine alten Tage hat der unverwüstliche Makoto Hasebe in seinem angestammten Revier noch mal etwas ganz Neues kennengelernt. Der frisch bezogene und hochmoderne Kabinentrakt im Proficampus am Waldstadion hat es dem 37 Jahre alten Bundesliga-Methusalem im Dienste von Eintracht Frankfurt schwer angetan. „Die Bedingungen sind überragend“, sagt ein begeisterter Makoto Hasebe. Seit Montag residieren die Eintracht-Profis in dem Hightech-Gebäude unweit der Arena, „da ist alles super, alles top.“ Der Weg zum Trainingsplatz wird jetzt übrigens mit dem Fahrrad zurückgelegt.

Makoto Hasebe: Wenn der Körper wie eine gut geölte Maschine läuft

Makoto Hasebe geht auch in seinem 20. Jahr als Fußballprofi voran, wie immer eigentlich, nicht nur auf dem Feld, auch abseits des Rasens. In diesen Tagen spürt er, wie sich der junge türkische Neuzugang Ali Akman auffällig an ihn hält, die Aufwärmübungen absolviert der 19-Jährige immer in seinem Rücken, um sich etwas abzuschauen und nichts falsch zu machen. Auch im täglichen Umgang orientiert sich der Jungspund an dem Routinier, hängt an seinen Lippen. „Ich muss auch in der Kabine ein Vorbild sein“, sagt der Führungsspieler aus Japan, die Lichtgestalt im Stadtwald.

Makoto Hasebe weiß, dass er nicht mehr ewig auf diesem Niveau Fußball spielen wird, aber ein bisschen schon noch. Eigentlich wollte er ja vergangenes Jahr Schluss machen, aber weil sein Körper weiter wie eine Maschine läuft, er seinen dritten, vierten oder fünften Frühling erlebt, er nicht nur mithalten, sondern oft genug auch eine Stütze sein kann, hing er noch ein Jahr dran. Und dann noch eins. Und vielleicht noch eins. Er legt sich da nicht mehr fest. Denn: „Ich fühle mich jetzt besser als vor eineinhalb Jahren.“ Warum also etwas beenden, was noch nicht beendet ist?

Große Ziele verfolgt er weiterhin. „Ich will mein Spiel mit 38 noch mal weiterentwickeln.“ Andere Kollegen in diesem Alter schippern da schon mit einer Yacht übers Mittelmeer. Hasebe geht lieber in die Badewanne. Hält ihn fit und jung.

Eintracht Frankfurt: Hasebe beeindruckt von Glasner

In diesem für Fußballprofis fast schon biblischen Alter hat er jetzt mal wieder einen neuen Trainer kennengelernt, über Oliver Glasner verliert der Bundesliga-Dino, logisch, nur gute Worte. „Ich bin sehr beeindruckt“, sagt Hasebe über seinen Vorgesetzten und lobt gerade die Persönlichkeit des Österreichers. „Das ist für mich das Wichtigste“, sagt der Mann aus Nippon. „Er ist offen, ehrlich, kommunikativ.“

Erst kürzlich führten die beiden ein langes Gespräch auf dem Trainingsplatz, allzu viel will Hasebe nicht davon preisgeben. Es ging, nur so viel, um die generelle Ausrichtung, die Fußballphilosophie. „Er wollte auch wissen, wie wir gespielt haben.“ Und eines ist Hasebe aufgefallen, etwas, das jeder Eintracht-Profi in Bezug auf Glasner erwähnt. „Bei ihm geht es um Kleinigkeiten, er geht ins Detail.“

Makoto Hasebe überrascht von sich selbst

Stabilität sei für den 46 Jahre alten Coach ein zentrales Thema, befindet Hasebe. Im Hurra-Stil werde man in Zukunft wohl eher nicht auftreten. „Wolfsburg hat sehr wenige Gegentore bekommen“, sagt er. „Wir haben zwar viele Tore geschossen, aber auch viele gefangen. Hinten müssen wir uns verbessern.“ Die Inhalte in den ersten Trainingswochen drehten sich auch eher um das Verhalten in der Defensive.

Mit welcher taktischen Ausrichtung der Trainer seine Mannschaft auflaufen lassen wird, hat er noch nicht entschieden. Dreierabwehrkette oder Viererriegel? Hasebe ist das relativ egal, er kann, wie in den Jahren zuvor, hinten zentral den modernen Libero geben. Aber auch noch als Sechser vor der Abwehr das Spiel lenken, obwohl er auf dieser Position sehr viel mehr laufen muss. Doch selbst das steckt er im hohen Alter, wie er in der zurückliegenden Spielzeit bewiesen hat, locker weg. „Das hat mich selbst überrascht“, sagt der frühere Nationalspieler lächelnd. Ein Phänomen, der alte Hase.

Die Konkurrenz ist gerade im Mittelfeld gewachsen, in Ajdin Hrustic und Rodrigo Zalazar sind zwei ernsthafte Konkurrenten hinzu gekommen. Hasebe nimmt es sportlich. „Jeder fängt wieder bei Null an“, sagt er. „Konkurrenz gibt es immer. Aber das ist nichts Besonderes, das gehört dazu.“ Er weiß, wovon er nach zwei Jahrzehnten Profifußball spricht.

Eintracht Frankfurt: Hasebe überlässt Kapitänsamt gerne jüngeren Spielern

Und natürlich steht die Frage im Raum, ob er nicht Ambitionen hegt, das Kapitänsamt zu übernehmen. Nach dem Abgang von Spielführer David Abraham im Januar führte Hasebe die Mannschaft aufs Feld – wenn er denn spielte. Genau hier könnte jetzt der Hase im Pfeffer liegen, denn es liegt in der Natur der Sache, dass Hasebe mit fast 38 nicht in jeder Partie in der Startformation stehen wird. Andererseits wäre das bei seinem Status kein großes Problem. Der Altmeister selbst ist gar nicht so heiß aufs Kapitänsamt. „Wenn der Trainer das so bestimmen würde, würde ich es gerne machen“, sagt er, schränkt aber deutlich ein: „Meiner Meinung nach sollten junge Spieler mehr Verantwortung übernehmen, die nächste Generation.“ Er, jahrelanger Anführer des japanischen Nationalteams, bringe sich durch seine Erfahrung ohnehin ein. Dafür braucht eine Ikone wie Makoto Hasebe keine Binde am Oberarm. (Ingo Durstewitz)

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