Eintracht ist endlich dicht

Eintracht Frankfurt setzt notgedrungen auf die Abwehr des Saisonbeginns und ist plötzlich sattelfest - allerdings gegen komplett harmlose Mainzer.
Es geht doch - zumindest gegen angriffsmüde Mainzer. Die Frankfurter Eintracht blieb am 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga tatsächlich ohne Gegentor, erst zum sechsten Mal in der langen Runde, woran vor dem Anpfiff einige Zweifel hegten, offenbar sogar der Trainer selbst. „Wir wussten nicht so genau, ob es funktionieren wird“, gab Oliver Glasner nach dem 3:0 offen zu. Er sprach schließlich aus Erfahrung.
Gemeint war die Besetzung der Abwehrkette. Namentlich von rechts nach links: Almamy Touré, Tuta, Evan Ndicka. Zu Saisonbeginn hatte eben jenes Trio vier Pflichtspiele gemeinsam starten dürfen, im DFB-Pokal gegen Magdeburg (4:0), im Supercup gegen Real Madrid (0:2), beim Ligastart gegen den FC Bayern (1:6) und bei der Hertha in Berlin (1:1). Danach galt der Versuch, das Karriereende von Martin Hinteregger, mit internen, jüngeren Kräften aufzufangen und keinen erfahrenen Profi mit Startelfpotenzial zu verpflichten, weitgehend als gescheitert. Zumindest für den Trainer Oliver Glasner, dessen Bewertung der Abwehrlage ja kein ganz unwesentlicher Punkt in den Differenzen mit Sportvorstand Markus Krösche war und letztlich hinführte zur bald anstehenden Trennung.
Jedenfalls: Da Makoto Hasebe laut der Eintracht am Tag vor dem Mainz-Spiel leicht kränkelte, die Kraft nicht für 90 Minuten reichen würde, schickte Glasner in Abwesenheit anderer Alternativen (Smolcic, Jakic) mal wieder seine einst eingemottete Formation auf den Platz. Und sie hielt den Angriffen stand.
Eine Stunde lang kamen die Mainzer im Grunde nicht vor den Frankfurter Kasten, kaum in den Sechzehner. Erst dann, bei einem Kopfball von Danny da Costa, musste die Eintracht-Katze im Kasten, Kevin Trapp, reflexartig eingreifen. Die zweite Gästechance ließen die Hessen in der Schlussminute zu, als die Partie längst entschieden war.
„Wir waren mutiger im Verteidigen, konsequenter“, sagte Glasner: „Großes Kompliment.“ Es sei eine im gesamten Defensivverbund, der ja bekanntlich für alle Trainern bereits in der Sturmspitze beginnt, „unglaublich stabile“ Leistung gewesen. „Du kannst hinten nur brillieren, wenn du vorne deine Arbeit machst“, so Glasner. Mainz kam im Spielverlauf auf neun Torschüsse, die meisten davon der harmlosesten Art.
Und trotzdem war es eine erstaunliche Leistungssteigerung der abwehrenden Frankfurter Abteilung. Wer Ndicka und Touré vor Wochenfrist in Sinsheim gegen Hoffenheim rumstolpern sah, oder Tuta in etlichen Spielen der Rückrunde, der konnte kaum glauben, dass es sich bei ihnen um die identischen Personen handelte. Wie ausgewechselt traten die Profis auf, bissiger, konzentrierter, härter zu sich selbst und den Gegnern. Ein Effekt der geklärten Glasner-Zukunft? Möglich, klar, doch es ist letztlich auch irgendwie müßig darüber zu diskutieren, schließlich werden etwa Ndicka und Touré in der kommenden Runde sowieso nicht mehr für die Eintracht am Ball sein.
Plötzlich wird hingelangt
Ndicka entschied 56 Prozent seiner direkten Duelle für sich, darunter alle wichtigen, ebenso Tuta, der auf eine noch bessere Zweikampfquote von 67 Prozent kam. Und Touré (44 Prozent) wirkte zwar nicht in jedem Mann-gegen-Mann-Duell wackelfrei, alles in allem lieferte er aber ein grundsolides Spiel ab.
Gerade der Nationalspieler Malis war ja lange Zeit in dieser Saison außen vor, erst verletzungsbedingt, dann von Glasner so befohlen. Touré habe, erklärte der Trainer unlängst, nicht die passende Form gehabt, um für Einsätze in Frage zu kommen. Meist reichte es nicht mal mehr für einen Platz im Kader. Vor einigen Wochen schließlich erinnerte sich Glasner an die Vergangenheit, an die Europa League und die starken Auftritte des 27-Jährigen. Er, Touré, könne womöglich noch wichtig werden im Endspurt, dachte sich Glasner.
Ein (Erfolgs-)Trio also für die verbleibenden drei Partien? Oliver Glasner hat mit Makoto Hasebe nun immerhin vier Optionen für drei Startplätze - ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.