Eintracht: Jetzt auch in der Liga siegen

Eintracht Frankfurt will den Schwung aus dem Pokal dazu nutzen, durch den Hintereingang doch noch nach Europa zu gelangen.
Nein, nein und nochmals nein: Die Bundesliga werde nicht abgeschenkt! Ausrufezeichen. Kein Austrudeln, kein Laissez-faire, kein nur noch Einspielen für das große Finale in Berlin. „Unser voller Fokus liegt auf der Bundesliga“, sagt Eintracht-Trainer Oliver Glasner, und er klingt sehr entschlossen. „Wir gehen mit voller Kraft, Leidenschaft und Konzentration in den Endspurt der Liga.“ Der Pokal spiele (noch) keine Rolle. Ist auch noch zu weit weg, fast vier Wochen.
Auch personell werde er, der Frankfurter Fußballlehrer, nicht großartig rotieren oder den Spielern lange Pausen gönnen. Man könne keinen Akteur für vier Wochen schonen, „dann wird er mit Sicherheit nicht in bester Verfassung sein.“ Außerdem: „Du musst im Wettkampfmodus bleiben.“ Auch im vergangenen Jahr habe er sein Team nur wenige Tage vor dem bedeutsamen Europa-League-Endspiel kaum verändert. „Wir haben gegen Mainz mit voller Kapelle gespielt.“ Zum großen Wurf sollte es kurz drauf in Sevilla trotzdem reichen.
Und natürlich, das vergisst Glasner nicht zu erwähnen, habe seine Mannschaft auch in der Liga noch die (kleine) Chance, einen internationalen Startplatz zu erreichen, man liege noch immer in Schlagdistanz zum ersten Drittel. „Wir wollen schon am 27. Mai definitiv in Europa sein“, sagt Glasner. Das ist das Datum des letzten Spieltags. Vielleicht könne man dann das Endspiel ein bisschen befreiter bestreiten, weil der große Europa-Druck nicht über allem schwebe. Andererseits: Maximaler Druck macht Eintracht Frankfurt selten etwas aus, fast scheint es, als beflügele er Mannschaft und Verein.
Die Krux an der Geschichte mit dem internationalen Geschäft über die Bundesliga: Die Eintracht hat die letzten neun Spiele nicht mehr gewinnen können, weshalb also nun vier von vier? Der Coach hat klarerweise die Hoffnung, dass der Sieg in Stuttgart und der Sprung nach Berlin viele Blockaden gelöst hat. „Solch ein emotionales Highlight kann die Tür öffnen.“
Was spürbar ist: Mit einem Schlag hat sich die Stimmung gedreht, die Begeisterung um die Eintracht nimmt wieder zu, das Trübe und Schwere ist plötzlich wie weggeblasen, was in erster Linie mit dem Endspiel-Einzug zu tun hat, aber auch die geklärte Zukunft an der Vereinsspitze passt ins Bild. So schnell geht das manchmal im Fußball.
Seit dem Sieg in Stuttgart planen Zehntausende den Trip in die Kapitale. Doch schon die Bundesligapartie in Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) wird zu einem Heimspiel, sage und schreibe 15 000 Eintracht-Fans fahren mal kurz rüber in den Kraichgau. Bemerkenswert. Aber nur ein Vorgeschmack auf die Invasion, die Berlin am 3. Juni mal wieder erleben wird.
Die Eintracht will in Sinsheim den Stuttgart-Trend bestätigen und fortführen. Mit einem „sehr guten Gefühl“ trete er die kurze Dienstreise an, bekundet Glasner. Was wiederum nicht bedeute, „dass wir ein Freispiel in Hoffenheim haben und mir nichts, dir nichts dort gewinnen.“ Nicht mithelfen kann Abwehrspieler Tuta, dessen Einsatz eine Schulterverletzung nicht zulässt. Für ihn wird, erstmals in diesem Jahr, Almamy Touré spielen. „Er hat es sich verdient.“
Touré spielt für Tuta
Schon vor einigen Woche habe den Coach so ein Gefühl beschlichen, dass der am Saisonende scheidende Verteidiger im Endspurt noch mal wichtig werden könne. So wie vor einem Jahr, als Touré auf den letzten Metern eine Säule in der Abwehr war und konstant ablieferte. „Auch jetzt ist er wieder dran.“
Jesper Lindström indes wird sich noch etwas gedulden müssen. Einen Startelfeinsatz traute sich der schnelle Däne in Stuttgart noch nicht zu, und als er dann reinkam, später als geplant, konnte er seinen Trainer nicht überzeugen. Beim zweiten Gegentor etwa habe er den defensiven Laufweg nicht geschlossen. Glasner aber hat grundsätzlich Verständnis. „Du kannst neun Wochen Verletzungspause nicht einfach wegwischen.“ Es gehe nun darum, die Offensivkraft sukzessive aufzubauen. „Im Endspurt brauchen wir Jesper in Topform“, sagt Glasner. In der Bundesliga, klar. Aber vor allem im Pokalfinale.