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Eintracht-Ikone Fjörtoft: „Die Tore kann man auch spät machen“

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Von: Thomas Kilchenstein

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Wie immer optimistisch;: Jan-Aage Fjörtoft. Foto: Imago Images
Wie immer optimistisch;: Jan-Aage Fjörtoft. Foto: Imago Images © IMAGO/SKATA

Was Jan-Aage Fjörtoft, ausgewiesener Fachmann für Frankfurter Fußball-Wunder, der Eintracht für die Partie in Neapel rät.

Wenn einer weiß, wie Fußball-Wunder geschehen können, dann ist es Jan-Aage Fjörtoft, der Stürmer mit den dicken Oberschenkeln. 1999 hat er den entscheidenden Treffer zum 5:1-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern erzielt mittels eines frechen Übersteigers in letzter Minute und damit die eigentlich maustote Eintracht gerade noch vor dem sicheren Abstieg bewahrt. Keinen Pfifferling hatte man damals auf die abgeschlagenen Hessen gegeben. Natürlich ist Fjörtoft, 56, jetzt vor dem Rückspiel der Frankfurter Eintracht im Champions League-Achtelfinale beim SSC Neapel auch optimistisch, „eine Chance hat man immer“, sagte er am Telefon in Norwegen, wo ihn die FR erwischte. „Und Grüße an alle, die mich noch in Frankfurt kennen.“ Für Sky und Servus TV kommentiert der Norweger als Experte Spiele in der Europa League, konnte deswegen beim Hinspiel in Frankfurt (0:2) nicht dabei sein.

Herr Fjörtoft, Sie als Fachmann: Was braucht es für ein Fußball-Wunder in Neapel?

Wenn man unser Endspiel vom Mai 1999 als Beispiel nimmt, dann muss die Mannschaft vor allem eines: ruhig bleiben. Wir waren überhaupt nicht nervös, weil wir wussten: Es war nahezu hoffnungslos in dieser Konstellation gegen Kaiserslautern zu gewinnen. Wir waren dem Abstieg ja schon geweiht.

Die Ausgangslage war also vergleichbar mit der der Eintracht jetzt, die ein 0:2 gegen den SSC Neapel aufholen muss.

Ja, und wir haben einfach nur unseren Fußball gespielt. Ich glaube, das muss die Mannschaft wieder tun. Sie haben ja absolut nichts zu verlieren.

Also richtig ins Risiko gehen, die Italiener sofort attackieren?

Nein, das nicht. Man muss schon ruhig spielen, die Geduld bewahren. Denn zwei Tore ist ja nicht so viel, das kann man schaffen. Harakiri von der ersten Minute an darf nicht sein. Man kann ja auch spät, in den letzten fünf Minuten, die Tore machen. Man muss sich freuen auf dieses Spiel, auf dieses Stadion, ein altmodisches Stadion. Es sieht noch genauso aus, wie zu Diego Maradonas Zeiten.

Aber der SSC Neapel ist schon eine wirklich gute Mannschaft.

Das stimmt. Ich kenne das Team jetzt nicht bis ins kleinste Detail, nur die herausragenden Spieler, aber ich habe das Spiel in Frankfurt im Fernsehen gesehen. Respekt. Das ist bestimmt eine der besten Mannschaft Europas momentan. Aber schau, vor kurzem haben sie verloren, zu Hause 0:1 gegen Lazio Rom. Man hat im Fußball immer eine Chance.

Was die Aufgabe nicht leichter macht, ist zudem, dass keine Eintracht-Fans die Mannschaft nach Neapel begleiten dürfen. Das war in der Vergangenheit immer ein Pfund, mit dem die Eintracht wuchern konnte.

Dieser Fanausschluss ist aus meiner Sicht einer der größten Skandale im Fußball, an den ich mich erinnern kann. Aber vielleicht ist das auch ein Teil der Motivation, es jetzt erst recht allen zu zeigen. Ich finde, es ist nicht nur eine Entscheidung gegen die Eintracht, sondern generell eine gegen den Fußball. Es kann ja nicht sein, dass das Innenministerium eines Landes entscheidet, wer ins Stadion kommen darf und wer nicht. Man hofft ja inzwischen, dass Neapel nicht weiterkommt. Sonst gehen die durch bis ins Finale, nehmen ihre Fans mit zu den Auswärtsspielen und zu Hause dürfen keine kommen.

Erkennen Sie überhaupt noch Ihre alte Eintracht?

Die Entwicklung ist wirklich sehr, sehr gut, auf allen Ebenen. Die Mannschaft setzt sich immer neue Level. Erst Europa League, jetzt Champions League. Das ist gut, aber das schwierigste im Fußball ist immer, den nächsten Schritt zu machen. Und man muss allerdings ein bisschen aufpassen, dass die Defensive nicht wieder so viele Fehler macht. Und auch der Ausfall von Jesper Lindström ist nicht gut.

Es fehlt in Neapel nicht nur Lindström, vor allem Randal Kolo Muani. Ein schwerer Verlust, oder?

Auf jeden Fall. Kolo Muani ist ja der Wahnsinn. Er schießt nicht nur Tore, er ist explosiv, ist eine Wucht, spielt mit wahnsinnig viel Selbstvertrauen. Er ist buchstäblich ein Riesengewinn für die Eintracht. Schade, dass er nicht dabei ist.

Interview: Thomas Kilchenstein

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