Eintracht gegen Augsburg: Die Generalprobe für den Pokal

Eintracht Frankfurt benötigt gegen Augsburgs mal wieder einen Sieg, um den Abwärtstrend in der Bundesliga zu stoppen. Es gilt, sich Selbstvertrauen für das Pokal-Halbfinale zu holen.
Am Montag hat sich Oliver Glasner Zeitungs- und andere Presselektüre tunlichst verkniffen, womöglich hätten ihm die Schlagzeilen nach der 0:4-Klatsche gegen Borussia Dortmund die Laune verhagelt. Stattdessen hat er sich den Tennisschläger und Alexander Meier geschnappt und ein paar Filzbälle übers Netz geschlagen. Das hat dem Trainer der gehörig ins Trudeln geratenen Frankfurter Eintracht sichtlich Freude bereitet, selbst wenn das Match aus Zeitgründen, aber mit klaren Vorteilen für den Älteren, abgebrochen werden musste. Deshalb „ging es mir auch relativ gut“, sagt Glasner jetzt, nicht weil er den Fußballgott besiegt hätte, sondern weil er sich das Studium der Meldungen fürs Erste gespart hatte. Denn „wenn ich mir über jede Schlagzeile, die ich lese, Gedanken machen müsste, dann laufe ich in die Stadt, binde mir einen Stein um die Beine und hüpfe über die Brücke“.
Und ein bisschen morbid ist ja derzeit gerade die Stimmung im Umfeld des abgestürzten Bundesligisten tatsächlich, „knallhart“ sei man auf dem Boden angekommen, sagt der Coach. Damit müsse man auch erst einmal zurechtkommen, nach all der langen, langen erfolgreichen Zeit, fast als „selbstverständlich“ war der Höhenflug zuweilen wahrgenommen worden. Das Pendel ist zurückgeschlagen, durch diese dürre Phase müsse man jetzt „durchgehen“.
Natürlich sei das keine schöne Zeit, sagt der Coach, ihm gehe es gerade nicht „so gut“, das belastet ihn, aber er gebe „jeden Tag alles, um die Situation zu drehen“. Im Übrigen tue das jeder im Klub, Trainer, Staff, Mannschaft, Funktionäre, „jeder grübelt, jeder sucht, wo man gemeinsam den Hebel ansetzen“ könnte. In diesen Krisenzeiten freilich könne man andererseits die positiven Dinge auch wieder mehr schätzen. Dessen ungeachtet: Oliver Glasner, sagt Oliver Glasner, ist nicht der Typ, der sich jetzt „verkriecht“. „Ich war kein besserer Mensch, als wir die Europa League gewonnen haben, und ich bin kein schlechterer Mensch, weil wir jetzt achtmal nicht gewonnen haben.“ An der Zeit wäre es allemal, wieder ein Spiel zu gewinnen, womöglich schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zu Hause gegen den ebenfalls nicht sorgenfreien FC Augsburg. „Dieses Spiel“, sagt der 48 Jahre alte Fußballlehrer aus Österreich, „hat einen hohen Stellenwert für uns.“
Natürlich aus zweierlei Gründe: Ein Sieg müsste dringend her, um den grundsätzlichen Abwärtstrend zu stoppen, wichtiger wahrscheinlich noch: Um vier Tage später mit etwas breiterer Brust zum DFB-Pokalhalbfinale nach Stuttgart zu reisen. Dieses Semifinale ist - nicht nur wegen der unmissverständlichen Forderungen von Sportvorstand Markus Krösche - mutmaßlich die allerletzte Chance, die Saison doch noch zu einem versöhnlichen Ende zu wenden und in die Europa League einzuziehen. Dazu freilich muss sich einiges drehen bei den Frankfurtern, Krösche hat es mit seiner Brandrede via der vereinseigen Homepage an Deutlichkeit ja nicht fehlen lassen.
Glasner sagt, er sehe das genauso, „das ist ja nichts Neues. Die Marschroute der Eintracht sei ohnehin, in jedes Spiel zu gehen, um es zu gewinnen, insofern überraschen diesen Aussagen niemanden. „Das setzt uns nicht zusätzlich unter Druck, so gehen wir es an.“
Auch in dieser Trainingswoche hat die Mannschaft an ihren Schwächen gearbeitet, die bekanntlich mangelnde Effizienz vor dem gegnerischen Tor und fehlende Stabilität vor dem eigenen umfassen. Glasner verlangt von seinen Recken mehr Zielstrebigkeit, mehr Risiko, da kann er auch schon mal laut auf dem Trainingsplatz werden, wie am Mittwoch. „Wir dürfen uns nicht an unserem Ballbesitz ergötzen“, fordert er und will auch darüber hinwegsehen, wenn ein „Schnittstellenpass“ einmal verrutscht. „Das müssen wir in Kauf nehmen“, denn wenn der Pass durchkommt, böte sich in aller Regel eine gute Gelegenheit. Dahin müsste die Mannschaft wieder kommen, auch deshalb nimmt er Mario Götze mehr in die Pflicht, dem er aufgetragen habe, mangels personeller Alternativen mehr selbst den Torabschluss zu suchen.
Eigentlich ist das nicht die ganz große Stärke des deutschen Nationalspielers. Er liebt es, den zweitletzten Pass vor dem Torerfolg zu spielen, die Scorerpunkte bekämen dann zwar andere gut geschrieben, aber ohne „den Vortrag“ von Mario Götze könnten die beiden anderen Spieler nicht glänzen. Das Problem ist nur: Die Scorer aus dem formidablen Herbst, nämlich Jesper Lindström und Daichi Kamada, seien „weggebrochen“. Kann man wirklich so sagen.
Lindström war zwei Monate lang verletzt, Kamada ist außer Form. Immerhin gibt es beim Dänen weiterhin Positives zu vermelden, nahezu schmerzfrei habe er in dieser Woche fast alle Übungen absolvieren können, einem Kaderplatz am Samstag steht nichts im Weg, zehn, 15 Minuten dürfte der schnelle Mann zum Einsatz kommen. Allein schon, um ihm wieder ein Gefühl für das Spiel zu geben. Am Mittwoch in Stuttgart wäre es keine faustdicke Überraschung, wenn er schon in der Startformation stünde. Oft sei es ja so, dass die ersten „ein, zwei, drei Spiele“ nach einer längeren Zwangspause voller Euphorie über die Bühne gehe, „das wollen wir mitnehmen“, sagt Glasner.
Ansonsten hat der Coach Entwarnung bei Randal Kolo Muani gegeben, der am laufenden Band Tore schießende Stürmer und dessen Adduktoren leicht zwickten, weswegen er nur eingeschränkt trainierte, kann am Samstag spielen. Das gilt auch für Götze, dessen Magen-Darm-Infekt auskuriert ist. Verteidiger Evan Ndicka ist für das Augsburg-Spiel nicht im Einsatz, womöglich reicht es für den kommenden Mittwoch. Auch Philipp Max meldete sich für den Pokal zurück. Im Augenblick kann Eintracht Frankfurt jeden Mann wirklich gebrauchen.