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Eintracht-Frauen düpieren den VfL Wolfsburg

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Von: Katja Sturm

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Immer einen Schritt schneller: Nicole Anyomi (vorne) erzielt im Zweikampf mit Wolfsburgs Kathrin Hendrich das 2:0.
Immer einen Schritt schneller: Nicole Anyomi (vorne) erzielt im Zweikampf mit Wolfsburgs Kathrin Hendrich das 2:0. © dpa

Vor großer Kulisse in der Frankfurter Arena besiegen die Eintracht-Fußballerinnen den VfL Wolfsburg mit 4:0 und hat die Champions League so gut wie sicher

Laura Freigang hatte es schon gespürt, als sie am Morgen aus dem Haus gegangen war: dass dieser Tag ein ganz besonderer, ein „wunderbarer“ werden würde für die Stürmerin von Eintracht Frankfurt und ihr Team. Ein kleines Mädchen, das die 25-Jährige auf dem Weg zu ihrem Auto sah und das ein Trikot mit ihrem Namenszug trug, ließ bei der Fußballerin eine positive Vorahnung aufkeimen. Ein paar Stunden später tanzten die Adlerträgerinnen vor 17 800 Zuschauern jubelnd über den Rasen das Waldstadions und ließen, freudig erregt, die Arme wie Flügel auf und ab schwingen.

Mit dem 4:0 (2:0)-Sieg im Bundesligaduell gegen den VfL Wolfsburg hatten die Hessinnen nicht nur den Favoriten düpiert; sie hatten ihn regelrecht aus der Arena geschossen und dabei gleichzeitig für zwei Vorentscheidungen gesorgt. Bei nur noch zwei ausstehenden Spieltagen haben die Titelverteidigerinnen aus Niedersachsen bei jetzt vier Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München kaum mehr Chancen auf die nächste Meisterschaft und das ersehnte Triple. Der Eintracht wiederum sind bei sechs Zählern Vorsprung vor dem Vierten TSG Hoffenheim Rang drei und damit die erneute Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League so gut wie nicht mehr zu nehmen.

„Ich habe vor vielen Jahren mal gesagt, es gibt kein perfektes Spiel“, betonte SGE-Trainer Niko Arnautis. Aber der überzeugende Auftritt seiner Mannschaft, der beste des Frankfurter Erstligisten unter der sechs Jahre währenden Regie des Deutsch-Griechen, sei sehr nahe dran gewesen. War der erste Treffer in der 17. Minute nach einem Hackentrick rücklings von Sjoeke Nüsken noch als Eigentor der Polin Ewa Pajor zu werten, legte die deutsche Nationalspielerin Nicole Anyomi nach einem geschickt ausgespielten Solo kurz vor dem Pausenpfiff nach. In der zweiten Halbzeit krönte Freigang ihre starke Vorstellung mit zielgenauen Pässen und großer Übersicht mit einem Doppelpack (61./66.), wobei beide Male Lara Prasnikar zuspielte, beim letzten Mal aus der Bauchlage heraus.

Getragen von der Kulisse

Diesen Einsatz, diesen Willen, für eine Überraschung zu sorgen, hatten die Gastgeberinnen 90 Minuten lang an den Tag gelegt, kämpften engagiert um jeden Ball, standen kompakt in der Defensive und nutzten ihre Chancen deutlich effektiver als zuletzt gewohnt. Im Gegensatz zum Hinspiel, das die Eintracht am 3. Dezember mit 0:5 verloren hatte, „haben wir keine individuellen Fehler gemacht, wenige Standards und Abschlüsse zugelassen und extreme Galligkeit gezeigt“, fasste Arnautis zusammen. Im Umschaltspiel habe man konsequent und schnell agiert und damit umgesetzt, was man sich vorgenommen hatte. Die Fehler vom ersten Aufeinandertreffen mit dem Spitzenteam hatte der Coach seinem Kader während der Woche immer wieder per Video vorgeführt.

Die ungewohnt große Kulisse, für die die Eintracht wie schon beim ausgeglichenen Saisonauftakt gegen die Bayern in den Stadtwald umgezogen war, habe sie getragen, erklärte Kapitänin Tanja Pawollek. Von den Stehrängen aus waren die Frankfurterinnen immer wieder mit den bei den Männern üblichen Gesängen und Anfeuerungen motiviert worden. Die 0:1 Niederlage der Hoffenheimerinnen in München am Freitag habe ihnen den Druck genommen, sagte Freigang. Sie selbst habe endlich wieder „die Leichtigkeit“ gespürt, nachdem es für die populäre Nationalspielerin persönlich zuletzt nicht wirklich laufen wollte. „Ich hatte das Gefühl, mir war mental die Puste ausgegangen“, bestätigte Freigang. Die Partie gegen Wolfsburg habe ihr aber wieder richtig Spaß gemacht.

Arnautis wollte, wie seine Spielerinnen, den Rest des Tages in vollen Zügen genießen, aber dann gleich wieder nach vorne blicken. Schon am Sonntag, beim seit diesem Wochenende als Absteiger feststehenden langjährigen Erzrivalen Turbine Potsdam, soll der Fahrschein Richtung Königsklasse mit einem weiteren Erfolg besiegelt werden.

Eine positive Bilanz lasse sich bereits ziehen. „Wir sind schon sehr nahe an die Topteams herangekommen“, sagte Arnautis, „und das sehr schnell.“ Vor zwei Jahren sei man noch sehr weit weg gewesen. „Wir wollen jedoch demütig bleiben“ und nicht abheben. Der Lehrertrainer betont: „Es wird auch wieder Rückschläge geben.“

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