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Eintracht Frankfurt – Zu viel ins Nirwana

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Von: Thomas Kilchenstein

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Ball eng am Fuß, aber oft die falsche Entscheidung im Kopf: Jesper Lindström.
Ball eng am Fuß, aber oft die falsche Entscheidung im Kopf: Jesper Lindström. © Fotostand/Imago Images

Trotz hanebüchener Pässe sieht Trainer Oliver Glasner seine Mannschaft auf dem richtigen Weg. Das Kernproblem bleibt das Spiel mit dem Ball im letzten Drittel.

Frankfurt – Der Frankfurter Trainer Oliver Glasner wird sich den Clásico am Sonntagabend mit einiger Sicherheit nicht entgehen gelassen haben, selbst wenn er gerade erst von einer recht stressigen, aber erfolgreichen Dienstreise aus Leipzig zurückgekommen war. Normalerweise guckt sich der Coach die Spiele der kommenden Gegner erst in den Tagen davor in aller Ausführlichkeit an, doch schon in der Europa League hat er eine Ausnahme gemacht, und Real Betis Sevilla schon Wochen vorher unter die Lupe genommen, ein gutes Omen. Und beim FC Barcelona hat er es wieder getan.

Was er da, beim grandiosen 4:0-Triumph der Katalanen beim designierten spanischen Meister Real Madrid gesehen hat, dürfte ihn allemal beeindruckt und in der Auffassung bestärkt haben, dass Eintracht Frankfurt am 7. und 14. April vor den beiden aufregendsten Spielen der letzten Jahrzehnte steht. Und die Vorstellung des FC Barcelona beim ewigen Rivalen war von einer Brillanz, die einem fast den Atem rauben könnte. Wie soll Eintracht Frankfurt nur gegen diese Blaugrana bestehen?

Eintracht Frankfurt: Kernproblem ist das Spiel nach vorne ins letzte Drittel

Leicht wird es nicht, aber eines weiß Trainer Glasner ganz genau: So locker und leger, wie Real Madrid glaubte, verteidigen zu können, werden die Hessen sicherlich nicht auftreten. Denn gerade auf die Frankfurter Defensive, das hat auch wieder das torlose Remis von Leipzig gezeigt, ist einigermaßen Verlass. „Die Dreierabwehrkette hatte eine gute Abstimmung mit dem Torwart, sie stand sehr diszipliniert, war sehr präsent“, resümierte der Fußballlehrer nach der Nullnummer aus Sachsen, und verteilte selbst an Filip Kostic Lob für seine abwehrenden Künste. „Es hat schon Spiele gegeben, da hat Filip nicht so gut geschlossen.“

Das Frankfurter Kernproblem ist aber das Spiel nach vorne ins letzte Drittel, in jenes Drittel also, in dem die Spiele entschieden werden. Da spielen Frankfurter Offensivkräfte zuweilen Pässe, die hanebüchen sind, ungenau, schlampig, immer wieder in die Füße des Gegners. Bestes Beispiel war Jesper Lindström. „Alles“ entfuhr es Trainer Glasner, als er am Sonntag gefragt wurde, was sein Angreifer bei seinen beiden Aktionen frei vor dem Tor alles falsch gemacht habe. Die Eintracht kommt einfach nicht zum Abschluss, beraubt sich mit „falschen Entscheidungen“ (Glasner) selbst guter bis sehr guter Gelegenheiten. Und dies ist ja kein Phänomen, das erst seit kurzem aufgetaucht sei, Glasner zählte aus dem Stegreif die jüngsten Spiele gegen Köln, Bochum und das Hinspiel in Sevilla auf. Spiele, in denen die Hessen viel zu unbedarft, ja naiv vor den Toren agierten.

Was den Fußballlehrer fuchst, ist die Tatsache, dass bis zum vorletzten Pass zeitweilig „grandios“ kombiniert worden sei, ja gar „fantastisch“, im entscheidenden Moment dann aber der Ball ins Nirwana gespielt wurde - auch das zieht sich wie ein roter Faden durch die bisherige Saison.

Eintracht Frankfurt muss noch an einigen Stellschrauben drehen

Genau an diesen Stellschrauben hat Eintracht Frankfurt zu drehen, „das ist der Schritt, den die Mannschaft gehen muss“, sagt Oliver Glasner. Ballsicherheit, Passgenauigkeit, torgefährlicher werden - das seien die Aufgaben, die jetzt angegangen werden müssten. Zu viele günstige Gelegenheiten lassen die Stürmer achtlos verstreichen, das könne sich rächen, zumal Torwart Kevin Trapp nicht in jedem Spiel trotz famoser Paraden seine weiße Weste behalten kann.

Auf der anderen Seite sieht Oliver Glasner durchaus Fortschritte, denn immerhin komme die Mannschaft überhaupt in derartig aussichtsreiche Situationen. „Gegen jede Mannschaft bekommen wir unsere Möglichkeiten“, findet der 47 Jahre alte Österreicher. Deshalb sei man „absolut auf dem richtigen Weg“, zumal die Spieler ja selbst höchst unzufrieden damit seien, viel zu wenig Kapital aus den Möglichkeiten geschlagen zu haben.

Immerhin hat der kleine Zwischenspurt mit dem Weiterkommen in der Europa League und sieben Punkten aus drei Bundesligaspielen einen Rest Hoffnung auf das Erreichen des siebten Tabellenplatzes genährt, der ja möglicherweise zur Teilnahme am internationalen Geschäft, an der Conference League berechtigt. Zwei Punkte auf den 1. FC Köln beträgt aktuell der Rückstand. Und ein Endspurt, wie in der Hinrunde, ist dieser Mannschaft ohnehin zuzutrauen.

Eintracht Frankfurt gegen FC Barcelona: Null G und Vollauslastung

Zumal ab den nächsten Heimspielen, also gegen Greuther Fürth am 2. April und FC Barcelona am 7. April, erstmals seit zwei Jahren das Stadion wieder komplett voll gemacht werden kann, wie am Montagmorgen Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier betonte - es gebe „keine Kapazitätsbeschränkungen“, sagte der CDU-Politiker bei einer Pressekonferenz bei der Eintracht. Zudem soll „Null G“ gelten, ein Geimpften-, Genesenen- oder Getesteten-Nachweis sei also nicht mehr erforderlich. „Das nehmen wir sehr gerne zur Kenntnis“, sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann. Ob die Eintracht dennoch auf einer Maskenpflicht bestehe, war am Montag noch offen.

In dieser Woche, da fast ein Dutzend Profis auf Länderspielreise sind, wird die Eintracht an diesem Donnerstag (14 Uhr) ein Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg bestreiten - ehe es in ein langes Wochenende geht. (Thomas Kilchenstein)

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