1. Startseite
  2. Eintracht

Eintracht Frankfurt wird grüner

Erstellt:

Von: Timur Tinç

Kommentare

Viel Wald und ein Stadion. Die Heimat von Eintracht Frankfurt.
Viel Wald und ein Stadion. Die Heimat von Eintracht Frankfurt. © Sven Simon/Imago

Der Fußball-Bundesligist hat sich fünf Fokusthemen gesetzt. Bei Verkehrsvorhaben sind die Frankfurter auf die Stadt angewiesen.

Vor zwei Jahren hat sich Eintracht Frankfurt auf den Weg gemacht, Nachhaltigkeitskriterien zu setzen. „Es war ein mühsamer Prozess“, gibt Axel Hellmann am Donnerstag zu. Es ging darum, so der , Vorstandssprecher des Klubs, sich den Spiegel vorzuhalten und ehrlich zu sein. Denn es gibt ein paar schmerzhafte Fakten, die „für uns einen unglaublich weiten Weg bedeuten“. Vor allem am Stadion gibt es große Brocken, wie das Mobilitätsmanagement, das Energiemanagement, aber auch die Abfallproblematik.

Die Eintracht holte sich die Deutsche Kommunikationsberatung (DeKoBe) an Bord, die ein Tool zur Datenerhebung entwickelt hat, um das Thema Nachhaltigkeit in drei Punkten zu messen. In Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Management). Kurz ESG, mit 600 einzelnen Datenpunkten. In den selbst erhobenen Daten hat die Eintracht sich im Jahr 2022 von 59 auf 66 von 100 Punkten verbessert. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Magdalena Jeckel, Projektmanagerin der ESG-Strategie, die die Daten überwacht. Die Nachhaltigkeitskriterien der Deutschen Fußball-Liga (DFL) übererfüllt die Eintracht dennoch.

Beim Klub sind 20 Beschäftigte mit dem Thema befasst. Zunächst die Pandemie und die daraus resultierenden Lieferkettenschwierigkeiten und steigenden Kosten, dann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit der folgenden Energiekrise haben aufgezeigt, dass ein Umdenken unumgänglich ist. „Und den Klimawandel leugnen nur Vollidioten“, sagt Hellmann.

Die Eintracht hat für sich fünf Handlungsfelder Ziele gesetzt: Umweltbewusstsein, soziales Engagement, Antidiskriminierung, Fans und Mitglieder sowie Innovation. „Wir sind nicht der grünste Klub und werden wahrscheinlich auch nicht der grünste werden“, so Philipp Heßberger, Referent des Vorstands. Allerdings sei die Eintracht führend in der Strategie und Methodik. Wichtig sei, dass es nicht zu viele Regularien gibt, woran die Klubs am Ende ersticken.

Fahrradparkhaus geplant

„Das ist kein Thema, mit dem man Geld verdient“, betont Hellmann. Die Eintracht hat einen einstelligen Millionenbetrag bereits investiert und hat fixe laufende Kosten. Schon jetzt und in zehn bis 15 Jahren werden die Menschen „nach der Sinnhaftigkeit verlangen in dem, was wir tun“, sagt Hellmann. Deswegen will er es frühzeitig schaffen, den eigenen Betrieb zu sensibilisieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Klubs zu erhalten. „Das ist ein Spannungsverhältnis“, gibt Hellmann zu. So würden bei allen selige Erinnerungen geweckt, wenn man an die weiße Wand in Barcelona denkt. Allerdings seien die 35 000 Fans in die katalanische Hauptstadt geflogen. „Wenn wir wollen, dass Fußball ein emotionales Liveereignis bleibt, dann müssen wir akzeptieren, dass Menschen mobil sein müssen“, betont Hellmann.

Die Eintracht will vor allem bei sich selbst ansetzen. Vor zwei Jahren habe man der Stadt ein Konzept für einen Busparkplatz für Gästefans hinter dem Ost-Block vorgelegt. Aktuell muss eine riesige Schleife gefahren werden, so dass sich der Verkehr sich staut. „Das Konzept finden auch alle gut, aber dafür müssten 41 Bäume gefällt werden“, sagt Hellmann. Einen Tod müsse man eben sterben. Eine Bahnhofsmöglichkeit mit mehr Gleisen, die noch näher am Stadion liegen, wäre ebenfalls ein Wunsch der Eintracht. Die Kapazitäten an der Tram- sowie der S-Bahnhaltestelle müssten am besten um zehn bis 15 Prozent erhöht werden, so Hellmann.

Auch Parkhäuser auf dem Waldparkplatz könne man ökologisch vertreten. Der Eintracht schwebt außerdem ein überdachtes und beleuchtetes Fahrradparkhaus vor, damit mehr Fans mit dem Rad kommen. Auch in Hinblick auf den Stadionausbau im Sommer von 51 500 auf 60 000 wäre jede weitere Alternative zum Auto wichtig, damit es nicht zum Verkehrskollaps kommt. „Kleiner als jetzt wird das Stadion nicht“, sagt Hellmann. Er deutete sogar an, dass die Arena noch weiter ausgebaut werden könnte. Photovoltaik auf dem Stadion sei aufgrund der Dachkonstruktion gar nicht möglich. Das Flutlicht wurde auf LED-Leuchten umgestellt. Die Fahrzeugflotte der Eintracht ist bereits hybrid oder elektronisch, das Proficamp ist als Passivhaus gebaut worden.

Bezogen auf das Profiteam hat man sich bereits dazu entschlossen, auf Kurzstreckenflüge wie nach Freiburg weitgehend zu verzichten. Den Spielern will Hellmann keine Vorgaben machen wenn es um Flüge mit dem Privatjet geht. Allerdings wird die Einstellung des Klubs einen „appellierenden Charakter haben“, versichert Hellmann. Auch für Funktionäre.

Auch interessant

Kommentare