Eintracht Frankfurt – wie auf dem Basar

Im Kosmos von Eintracht Frankfurt vergeht kaum ein Tag ohne neue Gerüchte um Transfers - darunter sind viele, viele Luftnummern und nur wenige Treffer.
Frankfurt – Der Fußballmanager Christoph Freund ist so eine Art Salzburger Urgestein. Seit eineinhalb Jahrzehnten werkelt der 43-Jährige für den österreichischen Bundesligisten des Brauseimperiums Red Bull, seit 2015 als Sportdirektor. Über die Landesgrenzen hinaus ist er eher ein No-Name, was sich hätte ändern können, als Eintracht Frankfurt einen Sportvorstand suchte und sein Name auf der Liste potenzieller Kandidaten aufgetaucht sein soll.
Zu einer Zusammenarbeit kam es freilich nicht, weil Herr Freund der Eintracht im April abgesagt habe. So wurde das kolportiert, und in Frankfurt fragten sie sich viele, ob der Verein jemals einen Nachfolger für den abtrünnigen Fredi Bobic finden würde. Das zog sich ja wie Kaugummi. Das Kuriose an der Geschichte: Die Eintracht-Verantwortlichen hatten nicht ein einziges Mal mit dem angeblichen Aspiranten gesprochen, er stand nie zur Debatte und auch auf keiner noch so geheimen Geheimliste. Im Führungszirkel des Klubs haben sie das Ganze mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen.
Der „Fall Freund“ ist kein Einzelfall, er ist auch nicht bedeutend gewesen, eher eine Randnotiz, zeigt dennoch sehr gut, wie sich die Usancen der Branche verändert haben. Die Suche nach einem Sportvorstand wurde medial und sozial-medial intensiv verfolgt und ausgeschlachtet. Wer war da nicht alles im Gespräch? Oliver Ruhnert, Jonas Boldt, Alexander Rosen, Igli Tare, Ralf Rangnick, Samir Arabi, Bastian Schweinsteiger, Marcel Schäfer und viele, viele mehr. An manchen war etwas dran (Tare, Boldt), an manchen weniger (Schäfer, Rangnick), an manchen gar nichts. Am Ende, man weiß es, wurde es Markus Krösche. Eine gute Wahl.
Das Phänomen des Namedroppings ist nicht neu, aber es verstärkt sich immer mehr. Durch Twitter, Instagram oder Facebook, die schnelle Übermittlung von Daten, Fotos, Videos, durch Blogs, Foren, Fanseiten, Online-Fußball-Magazine ist die Vervielfältigung von Meldungen, Gerüchten und Halbwahrheiten eine ungleich größere und schnellere, vieles verselbständigt sich. Nach dem Schneeballprinzip. Das zu sortieren, zu filtern und abzuwägen fällt selbst Profis schwer, die Transferleistung ist: Fakten von Enten zu unterscheiden.
Wer mit Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht wird, kann einiges auf sich halten
Doch nicht nur die mediale und virale Begleitung ist das Millionengeschäft zu einem riesigen Basar geworden. Es ist keine Seltenheit, dass Spieler, Trainer oder gar Manager mit dem Interesse eines anderen Vereins kokettieren, sich interessant machen und bei ihrem aktuellen Arbeitgeber mehr Anerkennung oder Geld (oder beides) für sich herausschlagen wollen. Zum Beispiel beim Wolfsburger Marcel Schäfer verhielt es sich so.
Und wer mit der Eintracht in Verbindung gebracht wird, der kann schon einiges auf sich halten, sie hat sich in den zurückliegenden Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet, gilt als seriös, wachsend und aufstrebend, auch als trendy und cool. Der Verein hat eine nicht zu unterschätzende Wucht, die Wirkung entfaltet.
So war es wenig verwunderlich, dass auch die Trainersuche nicht geräuschlos verlief. Bis auf Peter Neururer war gefühlt jeder in der Verlosung, die Eintracht ließ es laufen, legte auch mal falsche Fährten, zündete Nebelkerzen.
Sicher gesprochen wurde mit Edin Terzic. Bis heute hält sich das Gerücht, dass der Dortmunder Coach beste Chancen hatte, dann aber selbst absagte. Sportchef Krösche hat dem zumindest indirekt widersprochen. Oliver Glasner sei von Anfang an der „absoluter Topkandidat“ gewesen, es wäre aber „unseriös gewesen, wenn ich mich nicht auch mit anderen Trainern beschäftigt hätte“. Wäre das geklärt. Oder auch nicht.
Eintracht Frankfurt: Senkrechtstarter im Blick
Und natürlich läuft das mit den Fußballern ganz genauso. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgend ein Topspieler schon so gut wie verkauft ist. Filip Kostic etwa war erst so gut wie fix bei Inter Mailand, dann bei Lazio Rom. Am Montag dann war André Silva wieder eine heiße Nummer. Sein Berater soll den 28-Tore-Stürmer beim FC Barcelona, Atletico Madrid, Tottenham Hotspur, dem FC Arsenal und Manchester United angeboten haben. Vielleicht auch noch beim FC Galaktika, aber das ist nicht sicher. Sicher ist, dass sein Management die Topklubs sondiert und einen Markt herstellen will. Überraschend ist das nicht.
Bei den Unmengen Spielern, die als Zugänge gehandelt werden, sind ebenso viele Luftnummern dabei. Als interessant eingestuft wurden intern freilich Stürmer Randal Kolo Muani (FC Nantes), Abwehrspieler Garcia McNulty (VfL Wolfsburg) und Milot Rashica (Bremen). Letzterer wechselt nun aber zu Premier-League-Aufsteiger Norwich City. Diskutiert wird bei der Eintracht auch über die U-21-Senkrechtstarter Niklas Dorsch und Lukas Nmecha. Höchst fraglich ist da jedoch die Umsetzbarkeit. (Ingo Durstewitz)