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Eintracht Frankfurt verfeinert mit André Silva ihren Spielstil

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Von: Ingo Durstewitz

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Auch er weiß, wo das Tor steht: André Silva, dritter Mittelstürmer bei Eintracht Frankfurt, hier noch im Trikot des AC Mailand.
Auch er weiß, wo das Tor steht: André Silva, dritter Mittelstürmer bei Eintracht Frankfurt, hier noch im Trikot des AC Mailand. © afp

Die Frankfurter Eintracht wird mit dem Tausch von Draufgänger Ante Rebic zu Techniker André Silva ihren Spielstil modifizieren.

Frankfurt - Vor wenigen Tagen noch schrieb die FR, dass der Frankfurter Stürmer Ante Rebic nach vielen Wochen im Unruhezustand doch in Frankfurt an Bord bleibe – wenn nichts „völlig Verrücktes oder Unvorhersehbares“ geschehe. In der Tat ist dann auf den letzten Drücker noch etwas Unvorhersehbares passiert: Der italienische Topklub AC Mailand, dessen Ruhm gebröckelt und dessen Glanz ermattet ist, hat sich auf die Schnelle mit dem kroatischen Nationalspieler geeinigt, mehr als sechs Millionen Euro soll der 25-Jährige nun per annum einstreichen, weshalb er sich prompt weigerte, am Sonntag seiner Verpflichtung im Eintracht-Dress nachzukommen. Die Verantwortlichen hatten die Faxen dicke, waren sauer ob Rebics Verhalten, zumal es in den Tagen zuvor gute Gespräche und Annäherungen gegeben hatte und der Angreifer wieder auf Kurs schien. Pustekuchen. 

Trainer und Mitspieler waren der dauerhaften Mätzchen des divenhaften Spielers ohnehin überdrüssig, Rebic war auch in den allerletzten Tagen noch bei Coach Adi Hütter und Teilen des Funktionsteams angeeckt. Der Frankfurter Fußballlehrer wirkte zusehends genervt, die Zweifel, dass sich Rebic über einen langen Zeitraum zusammenreiße könne und seine Sprunghaftigkeit ablegen würde, blieben stets existent. 

Eintracht Frankfurt drückt bei Verhandlungen mit AC Mailand aufs Gas – Lange Interesse an André Silva

Die Eintracht drückte schließlich in den Verhandlungen mit dem AC Milan auch deshalb aufs Gas, weil plötzlich wieder eine Tür aufging, die schon verrammelt schien, die zu André Silva nämlich, den technisch beschlagenen Angreifer der Italiener, der in der vergangenen Saison an den spanischen Europa-League-Teilnehmer FC Sevilla ausgeliehen war. Die Eintracht hatte seit einigen Wochen ihr Interesse an dem 33-fachen portugiesischen Nationalspieler (15 Tore) bekundet, Chefscout Ben Manga hat ihn seit geraumer Zeit auf dem Schirm; der Kaderplaner steht total auf Silva, hält ihn für einen herausragenden Fußballer, der den Unterschied machen und für die Eintracht Gold wert sein könne. „André ist ein ausgewiesener Vollblutstürmer“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic. 

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Scout Ben Manga, ein enger Vertrauter Bobics, hat den 23-Jährigen von dem Projekt Eintracht begeistern und ihm ein Engagement am Main schmackhaft machen können. Das Problem vor einigen Wochen noch: die Finanzen. Für die Eintracht war die geforderte Ablöse trotz ihrer üppigen Einnahmen nur schwerlich zu wuppen, der Portugiese, vor drei Jahren für 38 Millionen Euro vom FC Porto nach Italien gewechselt, hat einen Marktwert von 22 Millionen Euro – in diesem Bereich lag auch die Forderung der Rossoneri. Zu viel für die Eintracht. „Das Paket war für uns zu groß, um es zu stemmen“, verriet Sportvorstand Fredi Bobic. „Wir haben zwar viel Geld eingenommen. Aber auch schon viel Geld investiert.“ Rund 60 Millionen. 

Ante Rebic und André Sivla jeweils für zwei Jahre ausgeliehen 

Durch das Mailänder Interesse an Rebic kam wieder Bewegung in die Verhandlungen. Beide Spieler werden erst einmal für zwei Jahre ausgeliehen, anschließend haben sich beide Klubs eine Kaufoption gesichert. Bei Rebic soll diese bei rund 30 Millionen Euro liegen, die Eintracht muss aber noch die Hälfte der Summe an seinen vorherigen Verein, den AC Florenz, abdrücken. 

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Am Montagnachmittag kamen Meldungen aus Italien auf, wonach der Deal womöglich noch platzen könne, weil es wegen der Achillessehne des Neuzugangs Bedenken gebe. Die Eintracht dementierte umgehend, am Abend wurde der Transfer nach dem langen Tauziehen als perfekt gemeldet. „André passt bestens in das Konzept unseres Trainers“, sagte Bobic. Zumal Silva, der die Rückennummer 33 tragen wird, über eine überdurchschnittliche Grund- und Handlungsschnelligkeit verfüge. 

Die Erfolge vom AC Mailand liegen in der Vergangenheit – Eintracht Frankfurt mit Spielertausch sehr zufrieden

Bei Abgänger Rebic hat den einen oder anderen sehr wohl gewundert, dass er erneut nach Italien geht, wo er schon einmal kreuzunglücklich war. Der AC Mailand ist ein Klub mit einem großen Namen, dessen größte Erfolge aber in der Vergangenheit liegen, den letzten Meistertitel holte der Klub 2011, der letzte herausstechende Coup war der Champions-League-Triumph 2007. Liegt auch schon ein paar Tage zurück. Immerhin gibt es noch reichlich Geld zu verdienen, seit zwei Jahren gehört der Verein einem chinesischen Investor. International ist Milan trotz Platz fünf in der vergangenen Saison dennoch nicht dabei, die Uefa sperrte den Klub wegen Verstößen gegen das Financial-Fairplay. 

In Frankfurt sind sie mit dem Spielertausch sehr zufrieden. Dass sie einen wie André Silva bekommen, einen Spieler dieses Niveaus, war vor wenigen Jahren noch undenkbar, da wäre eine solche Verpflichtung ein nettes, aber utopisches Gedankenspiel gewesen. Und dass sich der elegante Angreifer auf die Eintracht einlässt, ist auch bemerkenswert. „Mit André Silva machen wir in einen weiteren Schritt in Sachen Transfers. Vor einigen Jahren wäre dies nicht darstellbar gewesen“, befand auch Fredi Bobic.

Eintracht Frankfurt mittlerweile auch für hochdekorierte Spieler interessant

Klar ist, dass Silva nicht gekommen wäre, wenn sich die Eintracht nicht für die Europa League qualifiziert hätte. Der Techniker will sich wieder ins Rampenlicht spielen und seinen Platz im Nationalteam zurückgewinnen. Sein letztes Länderspiel hat er im März dieses Jahres gegen Serbien gemacht, danach legte ihn eine hartnäckige Patellasehnenentzündung auf Eis. Für die anstehenden Qualifikationsspiele gegen Serbien und Litauen ist Silva nur auf Abruf nominiert. Diesen Status will er unbedingt wieder ändern, gerade im Hinblick auf die Europameisterschaft im kommenden Jahr. 

Die Eintracht gilt dafür mittlerweile als hervorragende Adresse, durch die Wucht ihrer Auftritte auf dem Feld und auf den Rängen, gerade auf europäischer Bühne, ist sie für viele Spieler, selbst hochdekorierte, interessant geworden. Das Gesamtgebilde ist stimmig und reizvoll. Zudem herrscht ein gutes Miteinander, die Multi-Kulti-Truppe macht den Zugängen die Integration leicht. 

Viele Akteure konnten sich im Stadtwald entwickeln und ihr Potenzial in Ruhe entfalten: Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic sind erst in Frankfurt zu den Spielern gereift, die sie heute sind und die sie für andere Klubs so spannend machten. Da kann es dann schon mal sein, dass es auf einmal in Frankfurt ausgebüffelt hat. Die Eintracht als Sprungbrett, als Ausbildungsverein auf gehobenem Niveau. 

Eintracht Frankfurt will den generellen Spielstil modifizieren

Die Verpflichtung Silvas zeigt, dass die Frankfurter - auch das hatten sie vor einigen Wochen bereits angekündigt - ihren generellen Spielstil modifizieren wollen. Die Analyse aus der vergangenen Saison und den Runden zuvor hatte ergeben, dass diese brachiale und kräftezehrende Art des Fußballs auf Dauer nicht durchzuhalten sein wird und Leistungseinbrüche gegen Ende einer Spielzeit daher nur schwerlich zu vermeiden sein würden. Allein bis Weihnachten wird die Eintracht 31 Begegnungen bestreiten – das sind nur drei weniger als eine reguläre Saison. 

Durch den Abgang von Rebic verliert das Spiel sicher an Dynamik und Tempo, aber es soll durch André Silva an spielerischer Klasse und Finesse gewinnen. „Er ist ein toller Spieler, der eine andere Note einbringen wird“, sagte Sportchef Bobic. Auch Daichi Kamada, bisher unangefochtene Stammkraft, führt eher die feine Klinge – und ganz vorne ist da ja noch der riesenhafte Sturmtank Bas Dost, der Wucht und Durchschlagskraft im Übermaß mitbringt. Könnte passen, so alles in allem.

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