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Tuta von Eintracht Frankfurt: „Wollen die europäischen Plätze angreifen“

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Von: Thomas Kilchenstein, Ingo Durstewitz

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Eintracht-Verteidiger Tuta über seinen Lebenstraum, Capitano Abraham und weshalb er nicht über den FC Barcelona sprechen will.

Tuta, wie haben Sie die vier freien Tage vor dem Endspurt in der Bundesliga verbracht? In Brasilien womöglich?

Nein, nein (lacht). Ich bin mit meiner Frau hier in Frankfurt geblieben. Wir haben ja zwei Hunde, und einer musste sich einem kleinen Eingriff unterziehen. Damit es gut ausheilen konnte, sind wir nirgends hingefahren.

Und wie geht es dem Hund?

Danke, gut. Er wurde kastriert, also nichts Schlimmes. Er hat sich gut erholt. Wir haben die Zeit hier zu Hause genossen, haben uns ein paar schöne Tage bei gutem Wetter gemacht.

Eintracht-Verteidiger Tuta: „Ich bin in einer guten Phase“

Dann haben Sie ja jetzt Kraft für die letzten Wochen tanken können. Für Sie persönlich läuft es prächtig. Muss man sich da manchmal zwicken?

Ich bin in einer guten Phase, das spüre ich. Seit dem Bayern-Spiel, als ich erstmals in der Startelf stand, hat es eine ordentliche Entwicklung bei mir gegeben. Seitdem passiert vieles auf natürliche Art und Weise, das Selbstvertrauen wächst, man wird stärker, hat mehr Zutrauen. Auf einmal greift ein Rädchen ins andere. Aber ich möchte weiter hart an mir arbeiten, um meine Form zu halten und mich weiterzuentwickeln. Gerade jetzt, da es auf die Zielgerade geht. Darauf ist die volle Aufmerksamkeit zu richten.

Tuta von Eintracht Frankfurt
Tuta im Heimspiel gegen Betis Sevilla. © Gawlik/Imago Images/Beautiful Sports

Trainer Oliver Glasner lobte Sie nahezu überschwänglich, sagte, Sie seien auf dem Weg, ein Topverteidiger der Bundesliga zu werden. Haben Sie das wahrgenommen?

Das habe ich mitbekommen, weil ich den einen oder anderen Artikel gelesen und grob verstanden habe. Ich habe mich darüber gefreut. Ich spüre, dass man mir vertraut. Ich möchte es mit guten Leistungen zurückzahlen.

Was war zu Beginn der Saison los, als Sie nach dem Pokalspiel in Mannheim aus der Mannschaft flogen und sieben Partien lang draußen saßen.

Jeder Spieler hat so seine Momente und schreibt seine eigene Geschichte. Gerade zu Saisonbeginn muss sich jeder neu beweisen, und da musste ich erst einmal wieder in die Spur und mein Selbstvertrauen finden. Das hat in diesem Fall etwas länger gedauert. Aber seitdem habe ich einen sehr guten Lauf. Man darf jedoch nicht vergessen, wo man herkommt. Man muss sich, wenn man so will, immer wieder neu erfinden und sich in den Dienst der Mannschaft stellen.

Eintracht-Verteidiger Tuta: „Ich bin David Abraham dankbar für alle Tipps und Ratschläge“

Neulich war ja David Abraham, der Capitano, mal wieder in der Stadt. Haben Sie sich bei ihm bedankt, dass er seine Karriere viel zu früh beendet hat und sie seinen Platz einnehmen konnte?

Das muss ich noch machen (lacht). Natürlich bin ich David Abraham dankbar für alle Tipps und Ratschläge, die er mir gegeben hat – als Mitspieler und als Freund. Er musste sich damals entscheiden, ob er mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen oder weiter Fußballspielen will. Er hat sich so entschieden, das kann man ja auch absolut verstehen. Er hat mir damit indirekt eine Chance gegeben, nachdem ich zuvor erst einmal viel Geduld haben musste. Vieles im Leben passiert halt einfach. Für David tut mir leid, dass er sich wegen der Corona-Pandemie nicht im Stadion von den Fans verabschieden konnte. Er hätte einen gebührenden Abschied verdient gehabt.

Da sieht man mal, wie schnell alles gehen kann. Auch bei Ihnen: Sie haben ihren Marktwert fast verzehnfacht in zwei Jahren, er liegt jetzt bei zehn Millionen Euro. Kann man solch einen Aufstieg überhaupt genießen oder ist der Fußball einfach zu schnelllebig?

Zehn Millionen Euro? Oh, okay, eine markante Zahl. Bei mir ist es so, dass ich ja damals mit all diesen Träumen im Gepäck nach Deutschland zu Eintracht Frankfurt gekommen bin. Das, was jetzt passiert ist, ist die Konsequenz von viel Arbeit und Opferbereitschaft. Das Gesamtpaket, sportliche Stabilität gepaart mit finanzieller Stabilität, ist in Europa gegeben. Deshalb kann ich das Leben hier genießen: Man hat Spaß an seinem Beruf, dem Fußball, und ist gleichzeitig abgesichert.

Die wirtschaftliche Stabilität ließe sich vertiefen, wenn Sie ein neues Arbeitspapier bei der Eintracht unterschreiben würden. Wie ist der Stand der Dinge?

Die Gespräche laufen mit dem Verein, sie laufen auch gut.

Zur Person

Lucas Silva Melo , mit Künstlernamen Tuta, hat sich bei Eintracht Frankfurt zu einer unverzichtbaren Größe aufgeschwungen. Der 22-Jährige ist Leistungsträger, hat als Verteidiger auch schon drei Tore erzielt – dabei gehört der von Eintracht-Kadermanager Ben Manga entdeckte Brasilianer erst seit gut einem Jahr und dem Abgang von Kapitän David Abraham zum Kreis der Stammspieler. Die Eintracht möchte den bodenständigen Familienmensch länger an sich binden, die Vertragsgespräche laufen – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird der Klub die Bezüge Tutas merklich anheben müssen, der Spieler kam schließlich vor drei Jahren quasi als Auszubildender an den Main. dur

Also würden Sie den Weg hier gerne weitergehen?

Ich würde meine Arbeit bei der Eintracht gerne fortsetzen...

...es sei denn der FC Barcelona ruft an...

...Barca ist natürlich ein Topverein in Europa. Aber es besteht jetzt kein Grund, irgendwelche Dinge zu überstürzen. Wie gesagt, fühle ich mich bei der Eintracht sehr wohl und unser gemeinsamer Weg muss noch nicht enden.

Eintracht-Verteidiger Tuta: „Ich möchte mich zu Barcelona nicht äußern“

Kommen wir zum Jahrhundertspiel gegen den FC Barcelona.

Ich bitte um Verständnis darum, dass ich mich zu Barcelona noch nicht äußern möchte. Wir wollen uns voll auf das wichtige Spiel gegen Greuther Fürth konzentrieren. Sie können mich danach gerne zu Barca fragen.

Sie sprechen das Spiel gegen den Zwerg aus Fürth an. Da spielen Sie sich doch locker ein, oder?

Solche Gedanken habe ich nicht. Wir werden Fürth nicht unterschätzen. Ich stelle mich schon auf ein Kampfspiel ein. Wir haben ja Pläne, wir wollen schließlich in der Liga noch die europäischen Plätze angreifen. Deshalb müssen wir unser Augenmerk komplett auf Fürth richten, Druck und Intensität hochfahren.

Glauben Sie, die Europa League noch zu schaffen? Es sind sechs, sieben Punkte Rückstand.

Es ist möglich. Es hängt doch allein an uns, wir spielen noch gegen direkte Konkurrenz, unter anderem Freiburg, Leverkusen, Hoffenheim, Union Berlin. Wir können doch die Liga keinesfalls schleifen lassen, um Gottes Willen, wir wollen das noch schaffen.

Erstaunlicherweise sind Sie in der Liga als Verteidiger sehr torgefährlich. Drei Treffer sind Ihnen gelungen. Haben Sie etwas verändert in Ihrem Spiel?

Um meine positive Entwicklung voranzutreiben, muss ich zunächst defensiv meinen Job erfüllen und meine Zweikämpfe gewinnen. Aber zum Reifeprozess gehört, dass man auch vorne mal sticht, dort präsenter und aktiver ist. So habe ich auch in Brasilien gespielt, als Rechtsverteidiger mit Offensivdrang habe ich viel Betrieb gemacht. Und natürlich traut man sich mit gestiegenem Selbstvertrauen und dem Vertrauen der Mannschaft und des Trainers besondere Dinge zu. Und man kann sich auch einiges abgucken von großen Spielern, von Marquinhos von PSG zum Beispiel, der ebenfalls Tore macht.

Am Samstag gegen Fürth ist Martin Hinteregger gesperrt, Makoto Hasebe wird ihn ersetzen. Neben wem spielen Sie lieber?

Oho, schwer zu sagen. Beide Spieler haben viel Erfahrung, national wie international. Hase spielt seit vielen Jahren auf allerhöchstem Niveau, er ist ein Stratege und hat die Fähigkeit, ein Spiel zu lesen. Er besitzt eine tolle Spielübersicht und findet immer eine Lösung. Aber auch Hinti, der hart gegen den Mann verteidigt und aggressiv ist, der in Zweikämpfen kaum zu überwinden ist, ist enorm wichtig für das Team. Er ist wie ein Fels in der Brandung, das färbt auf die Mannschaft ab.

(Interview: Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein / Übersetzung: Stéphane Gödde)

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