Eintracht Frankfurt verzichtet auf Neapel-Tickets: „Rechtswidrig und völlig untauglich“

Mit einer neuen Verfügung unterläuft die Präfektur Neapel das Gerichtsurteil, das die Eintracht zum Verkauf von Eintrittskarten an seine Fans erwirkt hat.
Frankfurt – Zwei Tage vor dem Rückspiel des Champions-League Achtelfinale zwischen Eintracht Frankfurt und der SSC Napoli hat die Präfektur Neapel, wie zuvor erwartet, mit einer neuerlichen Verfügung das Gerichtsurteil unterlaufen, dass einen Ticketverkauf an die Fans der SGE sichern sollte.
Sah der letzte Erlass noch vor, dass sich das Verkaufsverbot an alle Personen mit Wohnsitz in Deutschland bezieht, wurde der Erlass kurzerhand auf Personen mit Wohnort Frankfurt am Main umgemünzt. Hieraus ensteht die bizarre Situation, dass Einwohner:innen des Stadtgebiets keine Karten beziehen dürften, Fans beispielsweise aus der angrenzenden Wetterau jedoch schon.
Eintracht-Vorstandmitglied Reschke über den Erlass: „Rechtswidrig und zudem auch völlig untauglich“
Wenig begeistert zeigten sich die Vereinsverantwortlichen nach dem zwischenzeitlichen Coup vor Gericht, das einem Eilantrag von Eintracht Frankfurt stattgegeben hatte und den ursprünglichen Erlass für rechtswidrig erklärt hatte, der vorsah, alle Personen mit Wohnsitz in Deutschland auszuschließen.
„Der neue Erlass ist in Inhalt und Begründung nicht minder rechtswidrig und zudem auch völlig untauglich, weil zwei Drittel unserer Fans bekanntermaßen aus der Rhein-Main-Region und nicht aus Frankfurt kommen“, kommentiert Philipp Reschke den neuen Erlass in einer Vereinsmitteilung. Obwohl ein genereller Ausschluss von Eintracht-Fans damit de facto vom Tisch ist, erwägt die Eintracht komplett auf das Kartenkontingent zu verzichten.
„Es gäbe womöglich unzählige Wege, diesen Erlass faktisch zu umgehen und Teile unserer Fans ins Stadion zu bringen. Aber erstens werden wir uns nicht in Postleitzahlengebiete aufspalten lassen. Und zweitens möchten wir niemanden vor Ort der offensichtlichen Gefahr behördlicher Willkür aussetzen, wie wir sie jetzt seit dem Hinspiel in beispielloser Form mit allen Verantwortlichen in Neapel erleben“, so Reschke weiter über das Vorgehen der italienischen Behörden.
Aus dem Gedanken der Solidarität und als Zeichen gegen die Willkür fasst das Vorstandsmitglied zudem abschließend zusammen: „Daher werden wir auf das Auswärtskontingent vollständig verzichten, sollte sich an der Verfügungslage nicht wider Erwarten noch kurzfristig etwas ändern.“
Vor dem Duell Eintracht-Napoli: SGE legt erneut Rechtsmittel ein
Dies dürfte nicht unmöglich sein, jedoch rennt der Eintracht und seinen Fans die Zeit davon. Ein erneuter Gerichtsbeschluss, der die zweite Verfügung kippt und einen geregelten Kartenverkauf in Gang setzen würde, dürfte für viele Reisewillige zu spät kommen. Auf der anderen Seite ist es nicht ausgeschlossen, dass sich auch genügend Eintracht-Fans ohne Eintrittskarte auf den Weg nach Kampanien machen. Nach welcher Logik die Sicherheitslage damit befriedet werden soll, wenn deutsche Fans zwar nicht im Stadion, aber im Stadtgebiet von Neapel verweilen, geht indessen nicht aus der Argumentationslogik von Innenministerium und Präfektur hervor.
Fest steht zudem, dass die SGE wiederum Rechtsmittel eingelegt, schon allein des symbolischen Wertes wegen. „In Anbetracht der Zeit geht es jetzt vor allem ums Prinzip und um die Zukunft“, so Reschke zu den bevorstehenden und langwierigen rechtlichen Maßnahmen. (nki)