Kevin Trapp: Das Gesicht der Eintracht

Kevin Trapp freut sich „riesig“ zur Eintracht zurückkehren zu können und soll zu einer Art Ikone aufgebaut werden.
Welch exponierte Stellung der deutsche Nationaltorwärter Kevin Trapp bei Eintracht Frankfurt einnimmt, zeigt die Art seiner Vorstellung am Mittwoch. Um punktgenau 14.30 Uhr lud der Bundesligist per Mail zu einer „außerordentlichen Pressekonferenz“ ein, ohne Nennung des Themas, dafür aber doch recht kurzfristig, Beginn: 15.30 Uhr. In aller Regel werden in dieser Dringlichkeit und ähnlich geheimnisvoll nur Trainerentlassungen oder -vorstellungen durchgepeitscht.
Doch es gab schon einmal ein ähnliches Vorgehen, vor viereinhalb Jahren ist ein Profi sogar mal am Spieltag, acht Stunden vor Anpfiff der Bundesligapartie gegen den VfL Wolfsburg, aus dem Mannschaftshotel zitiert und direkt vor die Pressemeute gesetzt worden, um seine vierjährige Vertragsverlängerung bekannt zu geben. Das ist höchst ungewöhnlich, normalerweise werden die Fußballer abgeschirmt, dürfen, warum auch immer, bereits einen Tag vor einer Partie nicht mehr mit Medienvertretern sprechen. Damals begründete Sportdirektor Bruno Hübner voller Stolz: „Dieser Rahmen wird dem Stellenwert der ganzen Geschichte gerecht. Er ist Sympathieträger, Leistungsträger, Kapitän. Das ist ein Zeichen.“ Es ging, man ahnt es dunkel, um Kevin Trapp.
Wieder eine Rolle rückwärts
Lange hielt es den mittlerweile 29-Jährigen dennoch nicht in Frankfurt, nur ein gutes halbes Jahr später kehrte er dem Klub den Rücken, weil eben ein deutlich größerer, potenterer Verein angeklopft hatte: Paris St. Germain. Nun ist die abermalige Rolle rückwärts, die mit der einjährigen Leihe im vergangenen Sommer in Gang gesetzt wurde, endgültig vollzogen: Am Mittwoch unterschrieb der Schlussmann in Frankfurt einen Vertrag bis 2024. Die Eintracht hat ihn für weniger als neun Millionen Euro bei den Franzosen ausgelöst, Trapp wird rund 4,5 Millionen Euro jährlich verdienen können. Gerade die lange Vertragslaufzeit wertet die deutsche Nummer drei als „tolles Zeichen“, er freue sich „riesig“, wieder in Frankfurt und „ein großes Teil dieses Projekts“ sein zu können.
Der Wechselpoker zog sich nun doch viele Wochen, dabei waren der Spieler und die Eintracht sehr früh und schnell einig. „Den schwereren Part hatte Fredi“, sagte Trapp schmunzelnd. Eintracht-Sportvorstand Bobic musste in den Verhandlungen mit Paris seine Vorstellungen durchdrücken. Erst am Ende ging alles zügig, als der Keeper seinem Trainer Thomas Tuchel unmissverständlich zu verstehen gab, dass „ich den Weg nach Frankfurt zurückgehen will“. Die Gespräche mit Tuchel seien aber nicht unangenehm, sondern von Respekt und Vertrauen geprägt gewesen, „sie waren offen und ehrlich“.
Eintracht Frankfurt als Wohlfühlfaktor
Für den Schlussmann war immer klar, dass er sich fest an die Eintracht binden will, obwohl es andere Angebote gab, lukrativere, „ich hätte woanders mehr verdienen können.“ Doch darum gehe es ihm nicht, „bei mir müssen viele Dinge passen“, und gerade der Wohlfühlfaktor ist für einen sensiblen Menschen wie Trapp enorm wichtig. In Frankfurt, das spürt er, wird ihm Wertschätzung en masse zuteil, alle Gremien schätzen den Saarländer über die Maßen, weil er ein sehr guter Torhüter ist, aber auch weil er Persönlichkeit und Führungskraft in sich vereint. Trappo, wie er gerufen wird, soll das Gesicht der Eintracht werden, eine prägende Gestalt und Art Ikone. Er bringt einen gewissen Glamourfaktor mit, seine Verlobte ist das Supermodel Izabel Goulart. „Vielleicht können wir ein bisschen Glamour nach Frankfurt bringen“, sagt er lachend, um ernsthaft anzufügen: „Nein, das ist kein entscheidender Faktor, ich bin hier, um Fußball zu spielen.“
Für ihn war gerade die vergangenen Runde ausschlaggebend, als die Eintracht einen wilden Ritt durch Europa hinlegte und erst am Ende ihrer kräftezehrenden Spielweise Tribut zollen musste. Diese „sensationelle Saison“ möchte er noch einmal erleben, das sei möglich, die Gesamtentwicklung sei rasant. „Damals“, sagt er, „war die Eintracht ein grauer Verein, der im Mittelfeld der Liga stand. Heute spielen wir darum, unter die ersten Sechs zu kommen.“ In den letzten vier, fünf Jahren habe sich der Klub „extrem weiterentwickelt, der Verein wächst sehr schnell.“
Trapps Rückkehr bedeutet das Aus für Rönnow bei der Eintracht
Im Qualifikationsspiel zur Europa League beim FC Vaduz wird Trapp noch nicht das Tor hüten, für das Rückspiel in einer Woche in Frankfurt soll er indes nominiert werden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird er am Sonntag im DFB-Pokal in Mannheim zum ersten Mal im Kasten stehen. „Ich weiß aber nicht, ob der Trainer Lust hat, mich aufzustellen“, sagt er lächelnd. Trapp übernimmt von Frederik Rönnow ab sofort das Trikot mit der Nummer eins. Das ist mehr als ein symbolischer Akt. Es ist sehr wahrscheinlich auch das Ende des netten Dänen in Frankfurt.
(Ingo Durstewitz)
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