Sicher ist dagegen, dass die Hessen gerne künftig wieder eine Reservemannschaft in den Spielbetrieb integrieren wollen. „Wir hoffen, zur neuen Saison in der Hessenliga spielen zu können“, sagt Krösche. Den Frankfurtern geht es vor allem darum, ihren jungen Spielern den Einstieg in den Erwachsenenfußball zu erleichtern. So ist es nicht der Plan, erfahrene Ergänzungskräfte wie, sagen wir, Sam Lammers, Erik Durm oder Stefan Ilsanker, in der fünftklassigen Liga zu Spielpraxis zu verhelfen, sondern „jungen Perspektivspieler aus der ersten Mannschaft, die noch nicht kontinuierlich zum Stammkader gehören, Spiel- und Wettkampfpraxis auf höchstmöglichem Niveau“ zu geben. Spielern wie Fabio Blanco, 17, der nach nur einem halben Jahr bei der Eintracht und ohne Chance auf Profieinsätze den Rückzug nach Spanien zum FC Barcelona antrat, oder auch Enrique Herrero García, 17, der sich alsbald Real Madrid anschließen wird.
Vergleichbaren Spieler – auch aus der eigenen Jugend – sollen künftig bessere Chancen zur Entwicklung gegeben werden. Die Mannschaft soll daher im Wesentlichen einer U21 gleichen. Im Idealfall, das dürfte den Bossen klar sein, wäre auf Sicht dann auch der Aufstieg in die viertklassige und zumindest teil-professionelle Regionalliga nötig, um das Niveau der Gegner anzuheben.
Doch Schritt für Schritt. Schon in den vergangenen Jahren hatte es immer mal das Ansinnen gegeben, die Reserve neu aufzubauen. Manch einer, wie Ex-Boss Bobic, ließ den Worten jedoch keine Taten folgen. Auch weil die HFV-Spielordnung einen Einstieg in eine vergleichsweise hohe Amateurliga nicht zuließ. Bis September 2021. Da beschloss der HFV-Verbandstag: „Der Verbandsausschuss für Spielbetrieb und Fußballentwicklung kann eine untere Mannschaft eines Vereins der Lizenzligen (Bundesliga und 2. Bundesliga) sowie der 3. Liga bei Aufnahme des Spielbetriebs, nach vorheriger Anhörung des zuständigen Kreisfußballwartes in eine Spielklasse auf Verbandsebene eingruppieren.“ Heißt: Der Einstieg in die Hessenliga ist möglich. Nicht nur für die Eintracht, auch für andere Profiklubs. Darmstadt 98, Zweitligist ohne Reserve, wiegelt auf FR-Anfrage ab: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt und unter Berücksichtigung der infrastrukturellen sowie wirtschaftlichen Möglichkeiten ist dies für uns schwer darstellbar“, so Lilien-Sportchef Carsten Wehlmann.
Die Eintracht dagegen, die im Hintergrund bereits länger mit dem HFV im Gespräch ist, stellte den Hessenligisten am Dienstagabend ihr Konzept vor. Unter ihnen war auch der SC Hessen Dreieich, zu dem die Frankfurter seit längerer Zeit eine gewisse Nähe pflegen. Einst war die Klubikone Charly Körbel Vizepräsident beim SC Hessen, aktuell werkelt Ex-Eintracht-Profi Patrick Ochs als Sportvorstand für Dreieich.
Der SC Hessen teilte seinen Spielern am Dienstagabend mit, die eigene Mannschaft zur neuen Saison zurückzuziehen. Die Eintracht könnte nun vom HFV den freigewordenen Platz zugewiesen bekommen. Wichtig: Das wäre keine Voraussetzung, erleichtert aber das Frankfurter Vorhaben. Zudem ist es längst kein Geheimnis mehr, dass der Regionalliga-taugliche Dreieicher Sportpark als Spielstätte der Eintracht-Reserve dienen könnte.