Zu viele Nebengeräusche bei Eintracht Frankfurt

Manch Wechselkandidat von Eintracht Frankfurt ist derzeit eher ein Wackelkandidat – das hat Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit.
Frankfurt - Man stelle sich vor, das bisher spektakulärste Spiel der Saison steht unmittelbar bevor, womöglich am nächsten Tage, etwa eines in der Champions League, K.o.-Phase, Achtelfinale, eventuell gar gegen fußballspielende Überflieger aus Neapel. Und just in diesem Moment werde man gefragt, ob die eigene Gattin denn bald nach Dubai auswandern wolle und was man davon halte. Unvorstellbar, möchte man meinen, und doch so geschehen. Nicht mal eine Woche ist das her. Mario Götze, der Befragte, moderierte das Thema, das eigentlich keines war, in wenigen Sätzen weg, Profi wie er halt ist, was ihn und seine Familie nicht vor allerhand reißerischen Berichten bewahrte. Irre.
Nun muss sich Götzes Arbeitgeber, der Bundesligist Eintracht Frankfurt, dieser Tage nicht nur mit derart absurden Angelegenheiten befassen, sondern auch mit Nebengeräuschen, die durchaus Einfluss zu haben scheinen auf das sportliche Geschehen, die im Gegensatz zu der Mehrzahl der anderen Klubs auch nicht enden wollen, obzwar das Transferfenster nun schon einen ganzen Monat lang geschlossen ist. Das nächste kommt schließlich bald.
Kaum ein Tag vergeht, da geistert nicht die nächste Personalmeldung umher. Randal Kolo Muani zu Paris Saint-Germain, Evan Ndicka zum FC Barcelona, Daichi Kamada zu Borussia Dortmund, und wieder von vorn. Es ist nicht so, dass die Eintracht diese Themen selbst öffentlich befeuern würde, sie kann sie aber eben auch nicht beenden. Denn es ist in manchen Fällen ja was dran, Ndicka zum Beispiel wird den Klub aus dem Hessischen im Sommer ebenso sicher verlassen wie Kamada. Und dass dann beide Stammspieler seit Wochen - mit positiven Ausreißern - ihrer Topform hinterherlaufen, passt dann so ziemlich ins Bild. Sie spielen sicher nicht absichtlich schwach, diese Behauptung wäre unfair und unangemessen, die Leistungen aber stimmen nun mal oft nicht mit den Erwartungen überein. Vieles, man weiß es, spielt sich im Unterbewussten ab, geistiger Ballast ist störend und kann die Schaffenskraft beeinträchtigen. Und gerade auf diesem Niveau spielen ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger eine große Rolle.
Lindströms Liebäugelei
Ndicka etwa beorderte der Frankfurter Trainer Oliver Glasner am Samstag beim Spiel in Leipzig (1:2-Niederlage) sogar zum zweiten Mal in dieser Runde auf die Ersatzbank (vorher nur im Pokal gegen Fünftligist Stuttgarter Kickers) und probierte es mit Hrvoje Smolcic - was es nicht besser machte, aber das nur am Rande.
Oder Kamada, der Japaner zeigt seit dem Jahreswechsel seine WM-Form, die, man weiß es, eine durchwachsene war und damit auch jetzt ist. In Leipzig lieferte der 26-Jährige gerade im ersten Abschnitt eine desaströse Vorstellung ab, er agierte ohne jegliche Körperspannung in den Zweikämpfen (nur 27 Prozent gewonnene Duelle), war ungenau bei den Zuspielen, was vor dem Hintergrund des in der vergangenen Woche fester gezurrten Wechsels zum BVB (die FR berichtete) einen kausalen Zusammenhang zumindest nicht entkräften kann.
Die Eintracht schleppt die Diskussionen um Ndicka und Kamada schon durch die ganze Saison, lange Zeit waren sie kein Problem, was sich aktuell zu ändern scheint. Sie schleppte auch lange die erst Anfang Februar verwirklichte Vertragsverlängerung mit Torwart Kevin Trapp herum, selbst die langfristige Zukunft des Trainers Oliver Glasner scheint nicht in Stein gemeißelt. Leihprofi Ansgar Knauff weiß noch nicht, wo er kommende Saison spielt, auch Djibril Sow macht sich darüber seine Gedanken, hat er seinen bis 2024 laufenden Vertrag jedenfalls bisher nicht verlängert.
Bei Eintracht Frankfurt ist viel in Bewegung hinter den Kulissen
Und Jesper Lindström, ebenfalls im Leistungsloch, hinterlegte bei den Eintracht-Bossen, dass er sich bei einem Angebot von einem Topklub mit entsprechender hoher Entschädigung für die Eintracht einen Wechsel kommenden Sommer durchaus vorstellen könnte. Premier-League-Spitzenreiter FC Arsenal liebäugelt seit geraumer Zeit mit einer Verpflichtung des angreifenden Dänen. Und zu guter Letzt wollen sie in Frankfurt Kolo Muani zwar gerne noch mindestens ein Jahr halten, Angebote, bei denen der Klub nicht Nein sagen kann, aber sind nicht ausgeschlossen.
Es ist zweifelsohne viel in Bewegung hinter den Kulissen, was in Teilen normal ist in diesem Geschäft, den Leistungen von manch Wechselkandidaten aber offensichtlich eher nicht weiterhilft. (Ingo Durstewitz und Daniel Schmitt)