Eintracht Frankfurts Ndicka zieht es wohl zum FC Barcelona - Trapp bleibt
Der Erfolg von Eintracht Frankfurt liegt auch in guten Typen wie Kevin Trapp oder Jens Grahl begründet, die enorm wichtig für die Gruppe sind.
Frankfurt – Wenn sich Eintracht Frankfurt und Hertha BSC im Hier und Jetzt gegenüberstehen, erscheint selbst die junge Vergangenheit weit weg. Das Hinspiel in Berlin liegt nicht mal ein halbes Jahr, gefühlt aber bereits eine Ewigkeit zurück. Dabei war einiges los im Olympiastadion an jenem Sommertag im August. Die Geschichte mit dem Schiri Frank Willenborg etwa, der der Eintracht kurz vor Schluss erst einen Strafstoß zusprach, ihn aber dann wieder kassierte, weil Rafael Borré zwar am Fuß berührt wurde, aber irgendwie nicht dolle genug. Und überhaupt: So einen „Gurken-Elfer“ wolle er bestimmt nicht pfeifen. So blieb es beim 1:1 in einem dürftigen Spiel mit einer dürftigen Leistung der Eintracht. „Das Gegurke von Berlin“, titelte die FR, um im Bild zu bleiben.
Und da war noch der Zwist in den Katakomben des Stadions zwischen Sportvorstand Markus Krösche und Trainer Oliver Glasner unmittelbar nach der Partie. Da hat es ganz schön geraucht: Der eine fragte erzürnt, was denn so trainiert worden sei mit dem Team in den letzten Monaten und wie es so um die angedachte Entwicklung der Spieler bestellt sei. Der andere blaffte zurück, was man ihm denn da für eine Mannschaft hingestellt hätte, wie man so in der Champions League bestehen solle. Tja, so war das damals in der Kapitale. Scheint wie eine Episode aus einer längst vergangenen Zeit. Mittlerweile haben sie sich wieder zusammengerauft, die beiden Verantwortlichen, die beide auf ihre Art ganz entscheidenden Anteil am Höhenflug haben. Die Architekten des Erfolges.
Eintracht Frankfurts Evan Ndicka zieht es wohl zum FC Barcelona
Wenn sich die Eintracht und die Hertha am Samstagnachmittag (15.30 Uhr/Sky) im Waldstadion wiedersehen, ist es ein fast schon ungleiches Duell geworden. Denn die Kurve der Eintracht verläuft diametral zu der der Berliner, die bis auf Platz 17 gesunken sind. Die Frankfurter haben sich nach anfänglichen Problemen eingegroovt in die Liga, sich peu à peu gesteigert, sind an den Anforderungen und den Aufgaben gewachsen. Inzwischen steht da eine andere Mannschaft auf dem Feld, eine, die im Pokal und in der Champions League im Achtelfinale steht und in beiden Wettbewerben große Ambitionen hat. Und eine, die in der Liga an der Spitze mitmischt. Sie wird nun beweisen müssen, dass sie so weit ist, um gegen Konkurrenten, die sie aggressiv und permanent attackiert, Lösungen zu finden. Nur wenn sie die Partien gegen die Kleinen für sich entscheidet, wird sie am Ende auf einem Platz stehen können, der zur abermaligen Teilnahme an der Königsklasse berechtigt. Das ist das erklärte Ziel.

Die Eintracht hat sich zu eine der heißesten Nummern in ganz Europa gemausert, gilt als „most sexiest Klub in Europa“, wie jetzt der Spielerberater Volker Struth kauderwelschte. Interessant ist sie für Topspieler, die wiederum irgendwann das Interesse größerer Klubs wecken. So wie Evan Ndicka, der sich, wie es aus Spanien heißt, mit dem FC Barcelona auf einen Vertrag ab Sommer geeinigt haben soll. Eine Überraschung wäre das nicht. Dass der Franzose geht, war ohnehin so gut wie klar, in William Pacho von Royal Antwerpen hat die Eintracht schon einen potenziellen Nachfolger an der Angel.
Verlängerung von Eintracht-Torwart Kevin Trapp nicht mehr allzu fern
Die Strahlkraft des Europa-League-Triumphators kann der renommierte Vermittler Struth an seinen eigenen prominenten Klienten ablesen: In Kevin Trapp, Mario Götze und neuerdings Philipp Max hat er drei Spieler bei der Eintracht untergebracht, die unbedingt nach Frankfurt wollten und auch gerne länger bleiben wollen. Das gilt natürlich in erster Linie für Trapp, den Torwart, der ein Gesicht des Vereins und eine Identifikationsfigur ist. Der 32-Jährige soll seine Karriere bei der Eintracht beenden, aber erst noch ein paar Jährchen spielen. Auch durch den Philipp-Max-Transfer, den Struth als einen seiner „aufwendigsten“ bezeichnet, ist die Chance gestiegen, die Vertragsverlängerung mit dem Keeper perfekt zu machen. Zuletzt hakte es noch an unterschiedlichen Vorstellungen der fixen und variablen Posten in dem Millionen-Kontrakt. Am Freitag dann der Durchbruch. Trapp verlängert bis 2026 mit der Option auf ein weiteres Jahr. Eine gute Nachricht, ein wichtiges Signal.
Trapp ist eine von einigen tragenden Säulen im Team – durch seine herausragenden Leistungen im Tor, aber auch durch sein ausgleichendes Wesen. Er ist ein kluger, reflektierter Mann, ein Kümmerer, auch Ansprechpartner für die ausländischen Spieler in der multikulturellen Truppe, der Ballfänger ist polyglott. Weiche Faktoren wie diese sind nicht zu unterschätzen, fußballerische Qualität lässt sich nur entfalten, wenn es innerhalb einer Gemeinschaft stimmt, alle in eine Richtung marschieren und niemand irgendwo falsch abbiegt. „Wenn einer ausschert, ist er nicht mehr dabei“, gibt Trainer Glasner die Losung aus. Kein Wunder, dass der Leihvertrag mit dem Sonderling Luca Pellegrini auf den letzten Drücker aufgelöst wurde. Der Römer verscherzte es sich schnell mit allen Führungsspielern und auch Glasner. Die Trennung war daher nicht nur logisch, sondern zwingend.
Eintracht Frankfurt: Verdiente Vertragsverlängerung für dritten Torhüter Jens Grahl
Genau umgekehrt lief es bei einem Spieler wie Jens Grahl, der plötzlich noch mal einen Vertrag bis 2026 erhält – obwohl der Keeper nur die Nummer drei ist, in eineinhalb Jahren nur ein Spiel bestritten hat und schon 34 Jahre alt ist. Doch da geht es um mehr, um die Führung der anderen, um die Hygiene in der Kabine. „Er ist sehr wertvoll für das Klima in der Mannschaft“, sagt Manager Krösche. Es sind auch diese Spieler, guten Typen, die den speziellen Geist der Gruppe fördern, der es jedem Spieler leicht macht, sich einzugliedern (wenn er nicht gerade Pellegrini heißt). Und da ist es, genauso wie bei Urgestein Timothy Chandler, auch nicht entscheidend, ob man sportlich zu den Führungskräften zählt oder nicht. Tore können ja andere schießen, dieser Kolo Muani zum Beispiel. (Ingo Durstewitz)