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Eintracht Frankfurt im Trainingslager: Den Ballast abwerfen

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Von: Daniel Schmitt

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Zählte vergangenes Jahr als einziger von vier Neuen bereits Anfang Januar zum Eintracht-Team: Sebastian Rode beim Eisbaden in Florida.
Zählte vergangenes Jahr als einziger von vier Neuen bereits Anfang Januar zum Eintracht-Team: Sebastian Rode beim Eisbaden in Florida. © Jan Huebner

Eintracht Frankfurt bleibt im Trainingslager in Florida kaum Zeit, um zurück in die Spur zu finden – gestandene Neuzugänge könnten helfen, doch passt das ins Muster von Boss Fredi Bobic?

Und schon sind die fußballfreien Ferien wieder vorbei. Jäh beendet mit dem letzten Silversterknaller, und vermutlich jäher als es den meisten Profis von Eintracht Frankfurt lieb gewesen ist. Zehn Tage konnten sie jetzt mal nicht ans Kicken denken, sich einfach nur ausruhen an Traumstränden, in den Bergen oder auf dem bequemen, heimischen Sofa – doch ab heute heißt es wieder: Auf Wiedersehen Lotterleben, willkommen Alltag.

Pünktlich um 11 Uhr soll an diesem Donnerstag Flug LH 482 abheben und nicht nur die Frankfurter Skyline weit hinter sich lassen, sondern für die SGE vor allem die Schwierigkeiten der vergangenen Wochen. Am liebsten wäre es dem hessischen Bundesligisten wohl, ließe sich hoch droben am Himmel auf dem Weg ins Trainingslager nach Florida rasch eine Türe öffnen und all der Ballast der zuletzt so arg deprimierenden Ergebnisse einfach über dem Atlantik abwerfen. Nicht mehr als eine nette Vorstellung aus Eintracht-Sicht.

Schon in 16 Tagen geht es für die Frankfurter in der Bundesliga weiter, am 18. Januar in Sinsheim gegen die TSG Hoffenheim. Bis dahin muss Trainer Adi Hütter im Trainingslager am Golf von Mexiko den sportlichen Sinkflug seiner Mannschaft stoppen, die zum Ausklang des vergangenen Jahres bekanntlich eine heftige Bruchlandung hinlegte. Seit dem 2. November sind die Hessen in der Liga ohne Sieg, zuletzt gab es vier Niederlagen im Dezember. Auftrieb – um im aeronautischen Bild zu bleiben – wäre für die Frankfurter Tiefflieger also dringend nötig im nun drohenden Kampf gegen Abstieg, benötigt aber gleichzeitig eine Menge Energieaufwand.

Eintracht Frankfurt: An Feinheiten feilen

Bei allem Fleiß in Bradenton an der Westküste Floridas lässt es sich für die Eintracht in den nur sieben Übungstagen inklusive des deutsch-deutschen Testkicks gegen die Berliner Hertha (8. Januar) aber wohl nur an Feinheiten feilen. Grundlegende Neuerungen, zum Beispiel die Adaption der zuletzt erstmals beim 1:2 in Paderborn völlig in den Rasenmatsch gesetzten Viererkette sind freilich ein Versuch wert, aber wohl nur schwer in der Kürze der Zeit vollends zu verinnerlichen. „Man kann nicht von großen Veränderungen ausgehen“, hatte Sportvorstand Fredi Bobic selbst zu wesentlich erfolgreicheren Zeiten vor einem Jahr gesagt, als die Eintracht das erste Mal ihr Trainingslager in der IMG Akademie südlich von Tampa aufschlug.

Neben körperlichen und taktischen Reizen wird Trainer Hütter vor allem aufs gute Gefühl setzen. Die mentale Frische soll und muss wieder her, um die eine oder andere körperliche Trägheit in der Rückrunde übertünchen zu können. Nicht überraschen sollte es daher, aus Übersee nicht nur Bilder von fußballspielenden Profis übermittelt zu bekommen, sondern wie im Vorjahre auch von Eier-kickenden oder Körbe-schmeißenden. Und natürlich sind auch Strand und Meer bei angesagten, angenehmen 20 bis 25 Grad nicht weit weg.

Wenn die Mannschaft also nur bedingt an der Verbesserung der eigenen Verfassung arbeiten kann, wie soll dann die erhoffte sportliche Wende gelingen? Einige Hoffnung wird dabei gerade im Fan-Umfeld in Fredi Bobic gesetzt. Der Sportvorstand, so der Wunsch allenthalben, könnte ja mal richtig zulangen auf dem Transfermarkt. Er könnte neue Spieler holen für Abwehr, Mittelfeld und Angriff, die zur reibungslosen Eingewöhnung sofort in den USA zum Team stoßen, die im besten Fall auch schleunigst Topleistungen abrufen und im noch besseren Fall einigermaßen bezahlbar sind. Klingt erstrebenswert, klingt aber nicht unbedingt nach Fredi Bobic.

Eintracht Frankfurt: Fredi Bobic übt sich gerne in Geduld

Bekanntlich übt sich der 48-Jährige gerne in Geduld, im Sommer wie im Winter. So hat Bobic bisher drei Winterpäuschen im Dienste der Eintracht am Kader getüftelt, häufig passierte dabei wenig. 2017 kamen Marius Wolf auf Leihbasis und die chancenlosen Ergänzungen Andersson Ordonez und Max Besuschkow. 2018 verpflichtete die Eintracht lediglich Marijan Cavar, einen 19-jährigen Bubi aus Bosnien-Herzegowina. Einzig vergangenes Jahr agierte Boss Bobic anders, ein wenig forscher, und führte dem Team neben Talent (Tuta und Almamy Touré) auch Erfahrung zu. Martin Hinteregger und Sebastian Rode kamen je auf Leihbasis, sie schlugen denn auch voll ein, wobei auch bei Hinteregger Geduld gefragt war. Unterschriften wurden erst am allerletzten Tag des Transferfensters, am 31. Januar, gekritzelt. Einzig Rekonvaleszent Rode zählte von den Neuen damit zur Frankfurter Reisegruppe.

Auch wenn sich Eintracht Frankfurt diesmal bereits die Dienste des U-21-Nachwuchsstürmers Ragnar Ache aus Rotterdam ab der kommenden Saison gesichert haben soll und als Sofortlösung Interesse am ehemaligen Eintracht-Verteidiger Jesus Vallejo (Wolverhampton) hegt, wäre es nicht überraschend, Fredi Bobic würde seinen eigenen Worten wieder Taten folgen lassen. Nach der Paderborn-Pleite sagte er: „Wir haben einen Kader, der gezeigt hat, dass er Fußball spielen kann. Es ist nicht so, dass wir total aktionistisch handeln wollen. Wenn wir uns verstärken können und alle Parameter stimmen, werden wir das tun. Das ist aber kein Muss.“

Das kann man so sehen, sind Wintertransfers bekanntlich doch vergleichsweise teuer und unkalkulierbar im sportlichen Wert, bei nur drei Pünktchen Vorsprung zur Abstiegszone sowie zwei anstehenden Bundesligapartien im Januar gibt es aber auch genügend Gründe für eine andere Handlungsmaxime. Fredi Bobic, ohne Zweifel, steht ebenso wie Trainer Adi Hütter und das gesamte Team unter Lieferzwang.

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