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Rote Karten, Tumulte, Tore - SGE kämpft sich nach Europa

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Von: Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein

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Europa, wir kommen! Riesenfreude bei der Eintracht über den Einzug in die Europa League.
Europa, wir kommen! Riesenfreude bei der Eintracht über den Einzug in die Europa League. © picture alliance/dpa

In einem Wahnsinns-Spiel bezwingt Eintracht Frankfurt den Gegner Straßburg mit 3:0 und spielt wieder international in der Europa League.

„Das sind Spiele, für die lebst du als Fußballer.“ Fredi Bobic, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, hatte das vor dem Endspiel gegen Racing Straßburg gesagt. Und sollte Recht behalten. Es war ein Spiel mit Haken und Ösen, mit vielen Nickligkeiten, beide schenkten sich nichts. Es war ein Spiel voller Rasse und Dramatik, zwei Roten Karten. Von Anfang an war es eine sehr hitzige, sehr umkämpfte Begegnung, ein Spiel, das vieles von dem hatte, was den Fußball so attraktiv macht - mit einem Happy End für Eintracht Frankfurt: Die Hessen bezwangen in einem denkwürdigen Spiel Racing Straßburg mit 3:0 (1:0) und ziehen damit in die Europa League ein. „Die Emotionen waren der Wahnsinn“, sagte Bobic nach dem Spiel. „Die Jungs haben alles rausgehauen. Das ist eine ganz, ganz große Leistung. Das zweite Jahr Europa League ist für uns gefühlt das Double. Das wird uns jetzt in der Bundesliga tragen.“

Es war auch ein Sieg der Mentalität, man merkte bis in jede Faser, dass die Eintracht ihr großes Ziel um jeden Preis erringen wollte. Und sie waren bis an ihre körperliche Grenze gegangen, nach Schlusspfiff ließen sich viel Frankfurter vor Erschöpfung auf den Rasen plumpsen. Torhüter Kevin Trapp: „Wir haben ein unfassbares Spiel gemacht. Wir haben gezeigt, dass wir unschlagbar sind, wenn wir so spielen. Wir haben gegen 14 gespielt. Wir haben uns dagegenstellt. Wir haben dran geglaubt“, sagte Torwart Kevin Trapp in einer ersten sehr emotionalen Reaktion. 

Frankfurter Freude.
Frankfurter Freude. © AFP

Das erneute Erreichen der Gruppenphase in der so geliebten Europa League* spült der Eintracht nicht nur erneut eine schöne Stange Geld in die Kasse. Allein für die Teilnahme an diesem attraktiven Wettbewerb erhalten die Frankfurter knapp drei Millionen Euro, dazu gibt es Siegprämien (etwa 570.000 Euro pro Sieg) und eine Million Euro für einen möglichen Gruppensieg. Bis Weihnachten können die Frankfurter durch Zuschauereinnahmen und TV-Gelder mit rund sieben Millionen Euro kalkulieren. In der so erfolgreichen letzten Saison mit dem Erreichen des Halbfinales kamen mehr als 40 Millionen Euro zusammen.

Eintracht Frankfurt mit unbändigem Einsatz, Leidenschaft und viel Herzblut

Neben dem finanziellen Aspekt sind natürlich die weichen Faktoren vor enormer Bedeutung. Kaum ein Klub in Europa hat diesen Wettbewerb so mit Leben gefüllt wie Eintracht Frankfurt. Es waren Festtage, wenn die Eintracht-Entourage auf Reisen ging. Und diese internationalen Spiele haben das Image der Hessen nachhaltig verändert, die Strahlkraft dieses Klubs ist gewachsen, hat Bedeutung über die Grenzen hinaus erhalten. Man stelle sich nur einmal vor, Eintracht Frankfurt wäre kurz vor der Ziellinie gescheitert – der Katzenjammer wäre groß.

Nun blicken alle Frankfurter Augen am Freitag gespannt nach Monaco, wo die Gruppen ausgelost werden. Der erste Auftritt in der Europa League ist am 12. September, bis Weihnachten, mindestens, wird Eintracht Frankfurt doppelt- vielleicht sogar noch dreifach belastet sein, 31 Pflichtspiele werden am Ende des Jahres den Spielern in den Knochen stecken. 

Viel zu harte Strafe für Rebic-Foul  

Beide Teams, das war schnell zu erkennen, wollten mit Macht nach Europa. Die Eintracht wollte das mit unbändigem Einsatz, Leidenschaft und viel Herzblut erringen, Racing bevorzugte die feinere Klinge, sofern sie nicht gerade sehr penetrant auf Zeit spielten. Mit von der Partie war dann auch Ante Rebic, es war nicht ganz sicher, ob der Kroate würde spielen können: Einmal wegen seiner Wadenblessur, zum anderen war ungewiss, in welcher mentalen Verfassung er sein würde. Er war zumindest in guter Laune, solange er auf dem Platz gestanden hatte. In den Tagen vor dem Spiel hatte sich Bobic das wechselwillige Sorgenkind noch einmal vorgenommen, hat ein ernstes Wörtchen mit dem 25-Jährigen geredet. Er werde „alles für uns geben“, war sich der Eintracht-Chef sicher: „Wir haben uns unterhalten. In der Muttersprache ist es viel einfacher. Der Junge weiß, was er liefern muss. Er liebt die großen Spiele. Er hat ja auch solche schon für uns entschieden.“

In der Tat ließ es sich gut an, Ante Rebic war im Spiel, er war engagiert und er war es auch, der das 1:0 für die Eintracht erzwang. Seine scharfe Hereingabe fälschte der Straßburger Stefan Mitrovic ins eigene Netz ab, 26 Minuten waren da gespielt, der Rückstand aus dem Hinspiel war egalisiert. Und die Eintracht schien auf dem richtigen Weg. 

Ante Rebic mit gestrecktem Bein gegen den Straßburger Torwart Matz Sels.
Ante Rebic mit gestrecktem Bein gegen den Straßburger Torwart Matz Sels. © picture alliance/dpa

Dummerweise überschlugen sich dann unmittelbar vor der Pause die Ereignisse. Nach einem langen Ball prallte Ante Rebic mit gestrecktem Bein gegen den herausstürzenden Straßburger Torwart Matz Sels. Der Ballfänger, ein Meister übrigens in der Spielverzögerung, ließ sich theatralisch fallen. Schiedsrichter Orel Grinfeld, weitgehend überfordert mit der Leitung dieser Partie, zeigte daraufhin Rebic die Rote Karte, eine Entscheidung, die viel zu hart war.

Eintracht Frankfurt: In der Pause kommt es zu Tumulten im Kabinengang

Beim Gang in die Kabinen kam es dann zu tumultartigen Szene. Filip Kostic war völlig aufgebracht, fast schien es, als wolle er dem französischen Torwart an den Kragen, nur mit Mühe konnte er von den eigenen Leuten gebremst werden. In den Katakomben ging es weiter: Straßburgs Trainer Thierry Laurey soll geschlagen haben, Eintracht-Trainer Adi Hütter sah die Gelbe Karte, Sicherheitskräfte mussten eingreifen, Sportdirektor Bruno Hübner wurde auf die Tribüne verbannt. Und draußen auf den Rängen tobten die ganz in schwarz gekleideten Eintracht-Fans.

Fußball wurde danach erst mal kaum noch gespielt, zumal sieben Minuten nach Wiederanpfiff auch die Franzosen mit einem Mann weniger auskommen mussten: Dominik Kohr hatte im Mittelfeld Dimitri Lienard gefoult, und der hatte sich revanchiert - Rot für den Racing-Profi. Damit war wieder Gleichzahl hergestellt. Und nur weitere sieben Minuten später glich die Arena im Stadtwald einem Tollhaus, als Filip Kostic einen Freistoß aus 20 Metern haargenau unter die Latte zirkelte. Damit hätten die Frankfurter ihr Ziel erreicht.

Eintracht darf jubeln: Traum-Tor von Kostic

Keine Chance für den Keeper von Straßburg: Kostic versenkt den Ball im Netz.
Keine Chance für den Keeper von Straßburg: Kostic versenkt den Ball im Netz. © picture alliance/dpa

Jetzt mussten die Franzosen ihre Zurückhaltung aufgeben und ihrerseits am Spiel teilnehmen. Lucien Zohi scheiterte gerade noch an Kevin Trapp (63.), da erzielte auf der anderen Seite Danny da Costa gar das 3:0. Daichi Kamada, der mit Dauer des Spiels immer mehr am Schwungrad drehte, hatte perfekt vorbereitet. Und wenn bei einem fulminanten Schuss von Kostic (70.) nicht die Latte im Wege gestanden hätte, die Partie wäre da schon endgültig entschieden. So mussten die Frankfurter noch ein paar bange Minuten überstehen, ehe der Weg frei war nach Europa.

Von Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz

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