Eintracht Frankfurt: Job erledigt und doppelt geglänzt
Beim verdienten Pokalerfolg gegen den SV Darmstadt 98 ragen Eintracht-Gestalter Mario Götze und Stürmer Randal Kolo Muani mal wieder heraus - manch Defizit im Frankfurter Spiel aber sollte dennoch schnell behoben werden.
Frankfurt - Die weltmeisterliche Umarmung war eine innige, eine von zwei guten Bekannten, vielleicht sogar Freunden, die sich längere Zeit nicht getroffen hatten und dennoch gegenseitig schätzen. Sie lachten sofort, als sie sich sahen, Mario Götze und Bastian Schweinsteiger, sie drückten sich fest, klopften auf Schultern, lachten erneut. Offensichtlich, dass sich da zwei Helden von Rio auch fast neun Jahre später noch immer bestens verstehen.
Es war diese Szene in den Katakomben der Frankfurter Fußballarena, die abseits der TV-Kameras vonstatten ging, die bereits erahnen ließ, was kurz darauf folgen sollte: eine Huldigung des Experten Schweinsteiger für den Fußballer Götze und dessen Mannschaftskameraden von Eintracht Frankfurt. Frei interpretiert nämlich findet der „Schweini“, dass die Entwicklung der Eintracht eine sehr, sehr gute sei, und der Super-Mario noch dazu bestens hineinpasse in diese rosarote Frankfurter Fußballwelt.

Götze dominiert im Pokalderby von Eintracht Frankfurt
Einzig dieser eine Fehlversuch aus wenigen Metern, 23 Minuten waren im DFB-Pokalachtelfinale gegen den SV Darmstadt 98 gespielt, habe ihn dann doch einigermaßen verwundert. Mario, so der Bastian, „was war da denn los?“ Götzes Replik folgte sogleich: „Das muss ein Tor sein.“ Klare Sache, beide lachten. Man kennt sich, man neckt sich, man mag sich.
Mario Götze war es, der fernab seiner vergebenen Großchance, die die letztlich verdient gewonnene Pokalpartie (4:2) schon früher hätte entscheiden können, im Grunde alles richtig machte. Gelungene Aktion reihte sich bei ihm an gelungene Aktion. Der Kreativmann hielt sich auf den Beinen, wenn er getreten wurde, setzte sich robust gegen zwei, drei, manchmal vier Darmstädter Gegenspieler in engsten Räumen durch, er bereitete das 2:2 von Rafael Borré gedankenschnell wie technisch sauber vor, war an der Entstehung des 3:2 von Daichi Kamada mit einem Doppelpass beteiligt, ebnete Randal Kolo Muani mit einem präzisen Steckball den Weg zum finalen Treffer.
Und dann noch dieser Traumpass auf Aurelio Buta in der Schlussphase, zwar nicht von einem Treffer gekrönt, aber für sich stehend eine fußballerische Augenweide, ein Geniestreich, ein Ball durch eine Lücke in der vielbeinigen Darmstädter Hintermannschaft, die die allermeisten Profis in deutschen Gefilden nicht mal als Lücke erkannt hätten.
Götze fühlt sich pudelwohl bei Eintracht Frankfurt
Der Kommentar von Trainer Oliver Glasner zur Leistung seines Spielmachers fiel hinterher knapp wie treffend aus: „Mario war für mich der beste Mann.“ Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche flankierte: „Mario ist ein außergewöhnlicher Spieler.“ Zwei Torvorlagen, fünf Torschussvorlagen, eine Passquote von 88 Prozent, dazu eine starke Zweikampfquote von 71 Prozent belegen diese Einschätzungen.
Ja, er fühle sich wohl bei der Eintracht, bestätigte Götze später etwas, was ohnehin nicht zu übersehen ist. Ja, auch das Gesamtpaket für ihn und seine Familie, Ehefrau Ann-Kathrin und Sohnemann Rome, stimme in Frankfurt. Doch nein, das berechtigte Lob an ihm gab er dann, ganz der Teamplayer, lieber weiter an den ebenfalls in furioser Form kickenden Offensivkollegen Randal Kolo Muani. Der „Weltklassestürmer“, wie Schweinsteiger den Franzosen bezeichnete, mache es ihm, dem Zuspieler Götze, und der gesamten Mannschaft eben „sehr einfach. Wir genießen es mit ihm, er gibt unserem Spiel sehr, sehr viel.“ Vor allem schießt der Vizeweltmeister derzeit Tore en masse. Im Jahr 2023 gelangen ihm bereits sechs Stück in nur fünf Spielen - somit die Hälfte aller Frankfurter Tore (12:4) - dazu kommen vier Vorlagen.
Eintracht-Trainer Glasner geht „Stoff nicht aus“
Der Frankfurter Auftritt gegen wehrhafte Darmstädter Zweitligafußballer (siehe Artikel auf nebenstehender Seite) war freilich nicht von Fehlern gefeit, vorne verpasste es die Eintracht-Elf, den Sack frühzeitig zuzumachen, hinten schwammen die Hessen mitunter gewaltig. Gerade Evan Ndicka erwischte „nicht seine beste Halbzeit“, wie es Coach Glasner noch wohlwollend ausführte und den Innenverteidiger entsprechend zur zweiten Hälfte in der Kabine beließ. Auch Tuta, und selbst die erfahrenen Makoto Hasebe und Sebastian Rode streuten den einen oder anderen erstaunlichen Passfehler in ihr Spiel ein. „Da geht für mich als Trainer der Stoff nicht aus“, sah Glasner das Positive im Negativen.
Überhaupt ordneten sie bei der Eintracht die Pokalpaarung in der Nachbetrachtung überwiegend positiv ein. Der nach dem 3:0 gegen die Hertha noch deutlich mahnende Sportvorstand Krösche befand nun: „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, waren sehr dominant. Wir sind bei uns geblieben, wir sind immer ruhig geblieben.“ Ein Zeichen von Qualität.
Hinein spielte in diese Bewertung sicher auch, dass der Zweitligaprimus aus Darmstadt ziemlich sicher in seiner derzeitigen Verfassung manchem Erstligateam wie eben Hertha BSC oder Schalke 04 bezwingen würde. „Beide Mannschaften haben alles rausgefeuert, waren sehr mutig“, sagte Oliver Glasner: „Ein tolles Pokalspiel.“
Schwere Gegner im Februar für Eintracht Frankfurt
Über den weiteren Weg im nationalen Cupwettbewerb verschwendeten die Frankfurter indes nur wenig Gedanken, einen Wunschgegner für das Anfang April ausgetragenen Viertelfinale (Auslosung am 19. Februar) gebe es nicht, gerne wieder ein Heimspiel, hieß es nur. Und selbstverständlich sei der Titel das Ziel, sonst brauche man ja gar nicht anzutreten.
Doch alles in allem war das Erlebte schnell abgehakt, das Anstehende im Fokus. Am Sonntag ist die Eintracht zu Gast beim 1. FC Köln (17.30 Uhr), danach erwartet sie den SV Werder Bremen und in der Champions League den SSC Neapel. Spannende wie schwere Aufgaben, die volle Aufmerksamkeit verlangen. Und bestenfalls einen Mario Götze in Topform. Sollte hinhauen.