Eintracht in Mainz: Nur ein bisschen Ernst

Eintracht Frankfurt tritt mit voller Kapelle minus Jesper Lindström bei den heimstarken Mainzern an. Es ist die Generalprobe vor dem großen Ereignis.
Frankfurt - Am Freitag hat Oliver Glasner endlich seine Glückshose wieder bekommen, sie war in der Reinigung. Es ist jene blaue Hose, mit er in Camp Nou zu Barcelona über den Rasen geschliddert war. Er wird sie am Mittwoch in Sevilla tragen, Sportler sind ja zuweilen abergläubisch, er wird sie definitiv nicht am Samstagnachmittag (15.30 Uhr/Sky) anhaben beim Spiel in Mainz gegen den Nachbarn aus Rheinhessen. Womöglich verliert sie dann ja ihren Zauber.
90 Minuten noch bis zum großen Finale, 90 Minuten, die Eintracht Frankfurt am Rhein zum Einspielen nutzen will, sie wird ganz sicher nicht mit allerletztem Einsatz spielen, aber doch, wie der Frankfurter Fußballlehrer ankündigte, „mit voller Kapelle“ - minus Jesper Lindström, der weiterhin rund um die Uhr behandelt wird, um am Mittwoch in Sevilla, wenn es irgendwie geht, zum Einsatz zu kommen.
Eintracht-Spiel in Mainz: Oliver Glasner will seine nominell beste Elf aufbieten
Ansonsten will Oliver Glasner seine nominell beste Elf aufbieten, nicht um auf Teufel-komm-raus auf die drei Punkte bei den sehr heimstarken Mainzern zu gehen, sondern damit sein Team im Rhythmus bleibt. Wenn er Leistungsträger schonen würde, hätte es sein können, dass einzelne Profis seit dem West-Ham-Rückspiel zwei Wochen ohne Spiel wären. Das ist nicht im Sinne einer vernünftigen Vorbereitung. „Es ist nicht so, dass wir bis zum Finale chillen.“ Und auch vor möglichen Verletzungen seiner Cracks hat der Fußballlehrer keine allzu große Sorge. Klar, „ich zucke immer zusammen, wenn einer am Boden liegt“, aber Verletzungen könnten immer passieren, das lässt sich nicht ausschließen. Und es ist doch so: „Wenn ich ständig sage, hoffentlich stolpere ich nicht, dann stolpere ich garantiert.“
Womöglich wird Kapitän Sebastian Rode nicht die vollen 90 Minuten gehen müssen, bei ihm ist angesichts seiner Verletzungshistorie allemal Vorsicht geboten, er wird allerdings in der Startelf stehen und wahrscheinlich zur Pause pausieren dürfen. Das ist der Plan.
Kevin Trapp hütet Eintracht-Tor
Auch Kevin Trapp wird im Tor stehen. Es hat ja zuletzt beim Spiel gegen Mönchengladbach einen kurzen Schreckmoment gegeben, als sich der 31 Jahre alte Schlussmann nach einem abgewehrten Schuss vor Schmerzen die Hand gehalten hatte. Die Blessur resultiert aus dem Spiel in Barcelona, als er sich die Hand beim Elfmeter Sekunden vor dem Ende verletzt hat. „Das begleitet mich seitdem“, sagte er jetzt, „es ist aber nichts, was mich behindert.“ Und er könne seinem Vertreter Jens Grahl wenig Hoffnung auf einen Einsatz machen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich zwar ein netter Kollege bin, aber nur sehr ungern Spiele abgebe.“ Begraben werden muss auch die ohnehin nur vage Hoffnung auf eine Blitzheilung bei Martin Hinteregger, das kam ja in der Vergangenheit beim kernigen Österreicher schon mal vor. Es bestünden „keine Chancen“ auf einen Einsatz in Sevilla, sagte Glasner. Allerdings wird „Hinti“, der an einem Muskelfaserriss laboriert, dabei sein beim großen Finale, sogar auf der Bank sitzen und die Jungs anfeuern.
Volle Kapelle, volle Konzentration also - und könnte der FSV Mainz 05 nicht sogar auch als Blaupause für die Begegnung gegen Glasgow Rangers durchgehen? Als perfekter Sparringspartner sozusagen? Oliver Glasner sieht das nicht so, außerdem: „Die Mainzer wollen ihre Saison auch mit einem Heimsieg abschließen. Und ich hab jetzt nicht Bo Svensson angerufen, bitte, könnt ihr die Rangers imitieren.“ Sie werden mit einem 3-5-2 -System agieren wie die ganze Saison schon. Trotz alledem: Die Trainingsschwerpunkte der Frankfurt sind, ganz klar, auf den schottischen Widerpart angelegt, die richtige Balance will gefunden werden, um das Team auf den Punkt fit für das Jahrhundertspiel zu bekommen. Bislang ist das gelungen, die Spieler wirkten frisch, mental und physisch.
Eintracht Frankfurt in Mainz: Generalprobe für das Endspiel
Auch wenn Glasner die Partie am Samstagnachmittag als Generalprobe für das Endspiel empfindet, so will er es doch gewinnen, weil: „Jeder Sieg stärkt das Selbstvertrauen.“ Und da will er sich auch gar nicht mit dem Sprichwort trösten, wonach vor allem nach einer misslungenen Generalprobe eine gute Aufführung gelingt.
Nein, Glasner erwartet ein „intensives Spiel“, Mainz werde „uns alles abverlangen, wie die Rangers uns alles abverlangen werden“. Da werde man dagegenhalten, „wir wollen Mainz zeigen, dass wir bereit sind“. Und die Partie keineswegs abschenken. Ohnehin, sagt Glasner und wird ein bisschen ärgerlich, habe Eintracht Frankfurt „kein einziges Spiel abgeschenkt“, nicht gegen Union Berlin (0:2), nicht gegen Bayer Leverkusen (0:2), nicht gegen Borussia Mönchengladbach (1:1), dort sei man sogar vier Kilometer mehr gelaufen als der ausgeruhte Gegner. Es hätte stets die bestmögliche Elf auf dem Platz gestanden, wenn Leistungsträger nicht dabei gewesen wären, dann deshalb, weil sie nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen waren. Nun ja.
„Die Rangers spielen nichts, was es auf dem Planeten nicht schon gibt.“
Eintracht Frankfurt schickt keine Späher nach Schottland
Wie in der Bundesliga ist auch die schottische Meisterrunde an diesem Samstag beendet, die Glasgow Rangers sind „nur“ Vize geworden, hinter dem Stadtrivalen Celtic, die Partie der Rangers bei Heart of Midlothian sei ähnlich bedeutungsvoll wie jene der Eintracht in Rheinhessen. Giovanni van Bronckhorst habe bereits angedeutet, ein paar Spieler zu schonen. Auch deswegen hat Eintracht Frankfurt keinen Späher vor Ort geschickt. Außerdem glaubt Glasner, längst ausreichend Informationen zum Gegner beisammen zu haben. „Ich habe zuletzt ziemlich viele Spiele der Rangers gesehen.“ Überraschen können die Schotten den Coach nicht. „Die Rangers spielen nichts, was es auf dem Planeten nicht schon gibt.“ (Thomas Kilchenstein)