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Eintracht Frankfurt: Almamy Touré und sein Sonntagsschuss am Samstag

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Von: Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein

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Eintracht Frankfurt - RB Leipzig
Der Frankfurter Almamy Toure (r) jubelt nach dem 1:0 mit Timothy Chandler. © picture alliance/Thomas Frey/dpa

Almamy Touré von Eintracht Frankfurt (SGE) kündigt sein spielentscheidendes Tor gegen RB Leipzig schon vorher an – und hält Wort.

Frankfurt - Ein bisschen unangenehm hat sich Almamy Touré zuletzt schon gefühlt, immerhin gehörte er zu den ganz wenigen Spielern von Eintracht Frankfurt, die noch kein einziges Tor erzielt hatten. Gut, Makoto Hasebe, hat aktuell auch noch keines geschossen, aber der Japaner ist Libero, er schießt praktisch nie Tore. Also hat sich Touré, seit ziemlich genau einem Jahr bei den Hessen unter Vertrag, am vergangenen Dienstag nach dem Vormittagstraining und vor den staunenden Journalisten weit aus dem Fenster gelehnt. Er werde jetzt auch Tore schießen, hat er verkündet, er könne das, immerhin war er nicht immer Rechtsverteidiger, sondern ganz früher, als Kind in Paris, auch stürmend unterwegs.

Gesagt, getan.

Am Samstag, gerade vier Tage nach seiner vollmundigen und sicher auch nicht ganz ernst gemeinten Ankündigung, hat der 23 Jahre alte Franzose mit Wurzeln in Mali tatsächlich getroffen. Und wie: Kurz nach der Pause knallte der aufgerückte Verteidiger den Ball mit Anlauf aus gut 18, 19 Metern unter die Latte des Leipziger Tores, ein „Tor des Monats“, urteilte der Frankfurter Trainer Adi Hütter nach der Partie fachmännisch, die die Frankfurter ein wenig unerwartet mit 2:0 (0:0) gegen den Tabellenführer RB Leipzig gewonnen hatten.

Eintracht Frankfurt: Treffer von Toure entscheidet Spiel

Und man kann mit Fug und Recht behaupten: Der Treffer des Verteidigers, so überraschend wie wunderschön erzielt, hat dieses bis dato total einseitige Spiel entschieden, mehr noch: Hat es praktisch auf den Kopf gestellt. Dieses Tor, sagte Hütter später, sei der „Knackpunkt“ gewesen. In der Folge war von den bis dahin turmhoch überlegenen Leipzigern so gut wie nichts mehr zu sehen gewesen, während bis dahin hasenfüßige Frankfurter plötzlich neuen Mut gefasst hatten. „Dieses 1:0 hat Leipzig den Zahn gezogen“, fasste Hütter die gespielten 90 plus vier Minuten Nachspielzeit zusammen, „dieses 1:0 war sehr, sehr wichtig und hat der Mannschaft gut getan.“

Dass Almamy Touré, der eigentlich genug damit zu tun hatte, seine Abwehrseite dicht zu kriegen, überhaupt so weit aufgerückt und in beste Schussposition gekommen war, sei wahrlich nicht dem Zufall geschuldet, sondern war einstudiert worden. Immer wenn der Angriff über links laufe, schalte er sich auf seiner rechten Seite automatisch mit nach vorne ein, der Trainer verlangt das so. Und als der Ball vom ebenfalls aufgerückten Innenverteidiger Martin Hinteregger flach nach innen gespielt wurde, gab es für den 23-Jährigen nicht viel zu überlegen. „Das ist meiner, den haue ich drauf“, habe er sich gedacht, erzählte er hinterher freudestrahlend, und wie ein Strich sauste der Ball unhaltbar hoch ins Tordreieck. „Der war nicht einfach zu nehmen“, lobte Hütter, Touré traf den leicht aufspringenden Ball wirklich perfekt, drückte ihn lehrbuchmäßig. Danach gab es kein Halten mehr, Touré wurde fast erdrückt von seinen Kameraden. Der Treffer war ein Ausrufezeichen.

Eintracht Frankfurt: Trainer Adi Hütter lobt Toure

„Das ist eine schöne Geschichte“, fand Fußballlehrer Hütter, der den U21-Nationalspieler Frankreichs zudem für sein gutes Spiel lobte. „Er ist schnell, ist gut mit dem Kopf, hat eine gute Technik.“ Gerade ihm hat die taktische Umstellung auf eine Viererabwehrkette gut getan, er fühlt sich im neuen Abwehrverband deutlich sicherer. Über seine Seite kamen am Samstag immerhin Timo Werner und Landsmann Christopher Nkundu, allesamt keine Laufkundschaft. Größeren Schaden konnten die beiden Offensivasse nicht anrichten, Touré sei Dank, der gegen Leipzig eine sehr seriöse, durch und durch solide Leistung abgeliefert hatte.

Das war bei dem aus einer fußballbegeisterten Familie – auch seine Brüder sind Profis, sein Vater war ein populärer Spieler in Mali – stammenden Almamy Touré nicht immer so. Gerne streute er hanebüchene Leichtsinns- und Flüchtigkeitsfehler in sein Spiel ein, weswegen die FR unlängst vom „Bruder sorglos“ schrieb. Auch Trainer Hütter hatte ihn deswegen im Trainingslager in den USA zur Brust genommen. Auf Schalke verschuldete er durch ein sinnfreies Dribbling im Mittelfeld die 0:1-Niederlage, bisweilen fehlt ihm die erforderliche Konzentration. Das Gute daran: Touré weiß, dass er diese Baustellen zu bearbeiten hat. „Diese Mängel muss ich abstellen, ich muss in jeder Sekunde des Spiels konzentriert sein.“ Das gelang ihm gegen die Sachsen prima, lediglich ein einziger Fehlpass war ihm unterlaufen.

Und eben der Schuss ins Glück. Es war übrigens sein einziger Torschuss im ganzen Spiel. Er hat gereicht.

Von Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz

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