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Re-Start der Bundesliga: Die ganze Welt schaut auf Deutschland

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Von: Ingo Durstewitz

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Eintracht Frankfurt und alle anderen Vereine wissen nicht, was sie erwartet beim Wiederbeginn der Bundesliga - nur, dass die Aufmerksamkeit riesig sein wird.

Frankfurt - Wer in den vielen, vielen Interviews von Fredi Bobic, etwa bei FFH, HR, Sky oder der „Zeit“, genauer hinhört oder zwischen den Zeilen liest, der kann durchaus einen leicht bockigen, latent vorwurfsvollen Unterton ausmachen. Die deutlich vernehmbare Kritik am Re-Start der Bundesliga schluckt der Sportvorstand der Frankfurter Eintracht herunter, aber irgendwie doch mit einem Zähneknirschen. „Teile der Kritik müssen wir annehmen“, sagt der 48-Jährige also, doch das große Aber lässt nicht auf sich warten: „Jedoch ist vieles überzogen. Zurzeit kommen vor allem die Schwarzseher zu Wort. Nicht alles sollte immer in die Kritik reinführen, es sollte uns auch stolz machen, dass wir die erste Profiliga weltweit sind, die zurückkehrt.“

Re-Start der Bundesliga: Alle Welt schaut auf Deutschland

Der frühere Stürmer von Format hat in den vergangenen Tagen sehr viele Gespräche mit ausländischen Klubverantwortlichen oder Medien geführt, und dabei festgestellt, dass „alle voller Hochachtung auf uns schauen und uns die Daumen drücken“. Die Bundesliga habe die Vorreiterrolle eingenommen und Vorbildcharakter für andere Sportverbände rund um den Globus, die Anfragen, um das DFL-Konzept zu adaptieren, seien ungeheuer hoch. „Die ganze Welt schaut auf uns, das ist eine Riesenverpflichtung“, bekundet Bobic. „Das ist eine Ausnahmesituation, aber es ist auch eine Riesenchance.“

In der Tat werden viele Augen der sportinteressierten Erdenbürger auf Deutschland gerichtet sein, der Nationalspieler Toni Kroos, bei Real Madrid angestellt, hat die Stimmungslage im gar nicht so fernen Spanien wie folgt beschrieben: „Man hat hier so den Eindruck: Wenn die Deutschen das nicht hinkriegen, dann kriegt das keiner hin.“ Die Latte liegt also recht hoch.

Bundesliga: Eintracht Frankfurt spielt zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach

Das weiß auch Adi Hütter, der Eintracht-Trainer, der vor dem ersten Quasi-Heimspiel am Samstag (16.05.2002) gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr) zur Vorsicht mahnt: „Alle achten auf die Bundesliga, es ist wichtig, dass wir alles umsetzen, was vorgegeben wird.“ Da ist, keine Frage, auch eine Menge Symbolik dabei. Weshalb negativ getestete Auswechselspieler auf der Ersatzbank eine Maske tragen müssen, erschließt sich kaum jemandem, der sich der Lage rein rational nähert. Aber in Zeiten der Pandemie, in der nichts sicher, aber sehr viel unwägbar und unvorhersehbar ist, ist eh nichts, wie es vorher war.

Eintracht Frankfurt: Paciencia fällt lange aus

Die Eintracht betritt am Samstag Neuland, auch wenn sie in den vergangenen 18 Monaten schon zwei Partien ohne Zuschauer absolviert hat, beide in der Europa League, eine in Marseille, ein 2:1-Erfolg (der den Wendepunkt hin zu einer überaus erfolgreichen Saison darstellte), und eines in Frankfurt unmittelbar vor dem Corona-Shutdown, ein sehr unerquickliches 0:3 gegen den FC Basel. Und doch weiß niemand, wie das Team nun mit der Situation umgehen wird, genauso wenig, wie irgendjemand weiß, wie der Gegner damit klarkommt. „Ich kann mir vorstellen, dass mehr Tore fallen werden“, sagt Hütter zaghaft. Aber das ist nicht mehr als eine vage Vermutung.

Vielleicht, unkt er, ohne auch das genau zu wissen, habe er den einen oder anderen Spieler in seinen Reihen, der nun besser zum Zuge komme, weil „er mit dem Druck von außen größere Probleme hat“. Das ist aber wohl eher der Einzelfall, den allermeisten Profis gibt der nicht zu unterschätzende Einfluss der Zuschauer erst den richtigen Antrieb und lässt das Adrenalin sprudeln. „Wir leben von der Emotionalität, viele Spieler beflügelt die Atmosphäre, sie gibt ihnen den emotionalen Kick.“

Bundesliga: Eintracht setzt Hoffnung auf Kostic

Die Eintracht lebt zudem von ihrem letzten Ausnahmespieler, Filip Kostic, der Linksaußen. Hütter bescheinigt dem Serben auch jetzt wieder, „gut in Schuss“ zu sein, „er spielt immer auf einem hohen Level“. Kostic ist und bleibt „ein Schlüsselspieler“, er wird es, so lange er da ist, auch immer sein. Gerade ein Energiebündel wie der 27-Jährige könnte für die Frankfurter Mannschaft von enormer Bedeutung sein, weil der Dynamiker auch ganz zum Schluss noch mal nachlegen kann. 

Nach Einschätzung aller Experten wird eben die Schlussphase eines Spiels problematisch, weil zehn Tage Mannschaftstraining nicht ausreichend sind, um den Hochgeschwindigkeitsfußball zu zeigen, der vor Corona in der Bundesliga gang und gäbe war. „Nach hinten heraus wird entscheidend sein, wer mehr Punch hat“, betont Coach Hütter, der am Ende dieser merkwürdigen Spielzeit äußerst zufrieden wäre, wenn er mit seinem Ensemble auf einem einstelligen Tabellenplatz einlaufen würde. Wird schwer genug.

Eintracht Frankfurt: Überraschungen gegen Mönchengladbach?

Kaum mehr eingreifen können wird Stürmer Goncalo Paciencia, der sich mit einer nicht näher definierten Muskelverletzung aus dem Kreis der Mannschaft verabschiedet hat. Scheint was Ernsteres zu sein, Hütter wäre froh, wenn er den Portugiesen in zwei bis vier Wochen wieder beim Üben begrüßen könnte. Viel Zeit bis zum Ende ist dann nicht mehr. Sebastian Rode hingegen, zuletzt mit Knieproblemen, ist einsatzfähig.

Hütter erwartet von seinen Spielern, dass sie alle auf den Punkt genau voll da sind. „Jeder muss bereit sein, und wenn es nur zehn Minuten sind“, sagt er und meint wohl wirklich jeden Spieler. Womöglich würden sogar Akteure wichtig, die man gar nicht mehr wirklich auf dem Schirm hatte. „Vielleicht bekommt manch einer eine Rolle, die wir so nicht erwartet hätten“, sagt der 50-Jährige kryptisch. Was genau er meint, lässt Adi Hütter, wie so vieles, offen.

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