Defensiv-Schwächen der Eintracht: Überrumpelt und ohne Lufthoheit
Zum Beginn des Jahres zeigt sich Eintracht Frankfurt defensiv aus dem Tritt. Individuelle Fehler und mangelnde Konzentration laden Gegner zum Tore schießen ein.
Frankfurt – Nach der Niederlage in Leipzig sprach Oliver Glasner von dem Spiegel, welcher der Mannschaft vorgehalten wurde. „Wir müssen festhalten und feststellen: Wenn wir nicht 90 Minuten am oberen Level sind, dann reicht es nicht“, konstatierte der Österreicher ohne dabei spezifisch über die Defensivarbeit seiner Mannschaft zu sprechen, aber bei aller Wahrscheinlichkeit mitzumeinen.
Denn ohne die schwache Offensive in der ersten Halbzeit beim Auswärtsspiel in Sachsen vergessen zu wollen, zeichneten sich bei Eintracht Frankfurt Auffälligkeiten in der Defensive ab, die in diesem Kalenderjahr die Gegner schon zu oft zum Tore schießen einluden. Mit Ausnahme des souveränen Siegs gegen Werder Bremen zeigte sich der Defensivverbund um die Dreierkette anfällig, für Gegentore durch phasenweise unkonzentriertes Auftreten.
Defensiv-Probleme bei Eintracht Frankfurt: Manchmal reichen wenige Pässe
So hätte man annehmen können, dass RB Leipzig von Anfang an darauf bedacht war, die Eintracht nach eigenen Fehlern durch schnelles Umschalten direkt zu bestrafen – so auch unter Woche gesehen und geschehen im Champions League Spiel gegen Napoli. Nach einem Ballverlust reichen oft ein, zwei Pässe, um die Eintracht-Defensive in Panik-Modus zu versetzen. Verzog Halstenberg bei erster Gelegenheit noch eklatant, bestrafte Timo Werner einen Ballverlust vom schwachen Tuta, der dafür sorgte, dass Werner mit einem Schnittstellenpass in Abschlussposition gebracht werden konnte. Auch das 0:2 bei dem Werner nach Balleroberung durch Szoboszlai und schnellen Umschalten nur noch auf Forsberg querlegen musste, folgte demselben Muster.

Djibril Sow, der später noch wuchtig zum 1:2-Anschluss traf, bemerkte selbstkritisch: „Wir waren ein bisschen schläfrig, auch beim ersten Gegentor. Das darf eigentlich so nicht passieren“. Erschwerend kam für die Dreierkette hinzu, dass auch die Außenspieler Philipp Max und Ansgar Knauff in diesem Spiel in beiden Richtungen blass blieben.
Auch gegen Napoli gelang es der Eintracht nicht, individuelle Fehler im Kollektiv auszubaden. Hier wurde der Fehlpass von Mario Götze auf Sow zum Boomerang. Die Eintracht stand zu weit oben und die dahinterliegende Kette kann gegen den schnellen Umschaltmoment nichts mehr ausrichten.
Auch wenn es sich hier um die höchsten Gradmesser handelt, mit denen es die Eintracht in einer kräftezehrenden Saison zu tun bekommt, erlaubte sich die Mannschaft auch in Spielen, in denen sie alles im Griff hat, Konzentrationsschwächen, die einen Spielverlauf komplett auf den Kopf stellen können. Exemplarisch hierfür stand das Ende der ersten Hälfte gegen Darmstadt 98 im Pokalderby. Zwei individuelle Fehler und zwei darauffolgende Überfälle auf die Eintracht-Defensive waren ausreichend, um die Lilien mit Toren durch Honsak wieder ins Spiel kommen zu lassen.
Eintracht Frankfurt: Fehlende Lufthoheit führen zu Gegentoren nach Standards
Diese Konzentrationsschwächen zeigte die Mannschaft jedoch nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern vor allem bei ruhenden Bällen. Die fehlende Lufthoheit kann zunächst mit einer deutlichen Luftzweikampfschwäche belegt werden. Nur Leverkusen und Schalke unterbieten die 46 Prozent gewonnener Luftduelle der SGE. Und wo Kopfballduelle verloren gehen, fallen Gegentore. Bei der Begegnung der Eintracht in Köln, wo es eine 0:3 Niederlage setzte, machten sich die Domstädter diese Standardschwäche zunutze. Beim 0:1 und 0:3 wurden entscheidende Duelle entweder gar nicht oder nur ungenügend geklärt. Nach dem Spiel war die Eintracht mit 13 gegentore durch ruhende Bälle schlechtestes Team der Bundesliga.
Auch, wenn die Probleme in diesen Fällen an Extrembeispielen betrachtet werden, scheint es als sei besonders der defensive Part des Eintracht-Kaders zurzeit nicht in der Lage, allen Aufgaben in den verschiedenen Wettbewerben gerecht zu werden. Dennoch macht sich Oliver Glasner für die kommenden Spiele zurecht Hoffnung, denn was ihn immer bei seiner Mannschaft beeindrucke, seien die „Nehmer-Qualitäten“ welche die Mannschaft zeigt, um im Nachhinein stärker wieder zurückzukommen. Die Chance, gestärkt wieder zurückzukommen, bietet sich am kommenden Sonntag gegen den VfL Wolfsburg um Ex-Eintracht-Coach Niko Kovac. Mit einer konzentrierten Leistung über 90 Minuten kann man so den direkten Tabellennachbarn auf Distanz zu halten. (nki)
Unterdessen zeigen sich gerade bei den Wechselkandidaten im Kader der Eintracht schwankende Leistungen und sorgen für weitere Nebengeräusche. (nki)