Eintracht Frankfurt mit mehr Pfiff im Angriff

Neuformierte Eintracht-Offensive um Rafael Borré, Goncalo Paciencia und Daichi Kamada empfiehlt sich für weitere Aufgaben.
Zugegeben: Es folgt eine hypothetische Ausführung, die jedoch nicht allzu fernab des Möglichen sein dürfte. Man stelle sich also vor, nicht Goncalo Paciencia, sondern sein teaminterner Konkurrent auf der Mittelstürmerposition von Eintracht Frankfurt, Sam Lammers, hätte in jener 59. Minute des Europapokalspiels gegen Olympiakos Piräus (3:1) den Ball am Füßchen gehabt. Lammers, das ist die These, wäre wohl losgedribbelt, den Kopf gesenkt. Und dann wäre er vermutlich einfach in die gegnerischen Abwehrmänner reinmarschiert samt unangenehmen Aufprall. Ball weg, Angriff futsch. Mag ein wenig fies klingen, ist Sam Lammers in dieser Saison aber einfach schon zu häufig passiert.
Am Donnerstagabend aber attackierte eben nicht Lammers, sondern Paciencia für die Eintracht und der dachte erst gar nicht an ein Dribbling, wenngleich ihm das ebenfalls im Stürmerblut liegt. Er zog ab. Zwar aus 25 Meter Torentfernung, aber Hauptsache mal probiert. Der Schuss flatterte, Piräus-Keeper Tomas Vaclik klatschte den Ball nach vorne, Daichi Kamada staubte ab - das 3:1, die Entscheidung des Spiels.
Es war ja nicht so, dass Goncalo Paciencia eine total begeisternde Leistung gegen Piräus gezeigt hätte, aber er machte das, was von einem bundesligatauglichen Stürmer zu erwarten ist. Er ackerte, warf sich in die Kopfballduelle, hielt manchen Ball mit dem Rücken zum Tor (was ihm noch hätte häufiger gelingen sollen), und er war fast immer dann mit dabei, wenn es gefährlich wurde. An den ersten beiden Toren durch Sturmpartner Rafael Borré (Elfer) und Almamy Touré hatte er entscheidenden Anteil, beim 3:1 leistete er mit seinem Fernknaller die Vorarbeit für Kamada. Fünf Torabschlüsse standen für Paciencia bei seinem Startelfdebüt zu Buche.
Eintracht Frankfurt: Extralob von Coach Oliver Glasner
Die Aufstellung in der Frankfurter Offensive war eine viel diskutierte nach der Hertha-Schmach und vor dem Piräus-Fest. Die im Sommer verpflichteten Jesper Lindström, Jens Petter Hauge und Sam Lammers hatten viele Chancen erhalten und sie schlicht zu selten genutzt. Also probierte es Eintracht-Trainer Oliver Glasner diesmal mit Paciencia, Borré und Kamada. Wenig überraschend: Der Plan ging auf.
Gerade Borré und Kamada spielten herausragend. „Rafa hat ein großartiges Spiel gemacht, was auch für Goncalo gilt“, lobte Trainer Glasner, und ließ auch Kamada nicht aus. Der habe eindrucksvoll bestätigt, was er, der Coach, auch zuletzt immer gesagt hätte: „Daichi hat die engen Räume zwischen den Ketten gefunden.“ Der Spielgestalter nutzte diese Freiheiten vor allem gut und kreierte mit seinen geschmeidigen Ballmitnahmen immer wieder neue Situationen für sich und die Kameraden. Makoto Hasebe, der Frankfurter Abwehrchef, suchte in regelmäßigen Abständen seinen japanischen Landsmann. Da wusste einer, wem er an diesem Abend den Ball zu geben hatte, damit was Sinnvolles dabei rumkommt. Kamada brachte starke 86 Prozent seiner Zuspiele zum Mitspieler. Und das waren beileibe nicht nur Quer- oder Rückpässe.
Eintracht Frankfurt: Borré ragt heraus
Noch ein Stückchen auffällig war Borré. Der kleine Mann agierte erstaunlich wehrhaft gegen die griechischen Abwehrleute, er piesackte sie mit seinem ständigen Anlaufen, wich oft auf den rechten Flügel aus, flankte, schoss, traf mit einem satten, überzeugten Schuss aus elf Metern. Es war sein bisher bestes Spiel in Eintracht-Trikot. Ein wenig abgezockter vor dem Kasten könnte er aber noch sein.
Für den kolumbianischen Nationalspieler sowie Paciencia und Kamada wird es nun darauf ankommen, in einen gemeinsamen Flow zu kommen, sich weiter einzuspielen. Die nächste Chance dazu muss und wird ihnen Trainer Oliver Glasner ziemlich sicher bereits am Sonntag (19.30 Uhr) beim Bundesligaspiel in Bochum gewähren. Die jüngeren Teamkollegen Lammers, Hauge und Lindström werden sich in naher Zukunft erst mal in Geduld üben müssen.