Eintracht Frankfurt: Stark auch ohne Rebic, Jovic und Haller

Eintracht Frankfurt kann sich bisher auf die Treffsicherheit der neuen Stürmer verlassen.
Dieser Mund. Aufgerissen und riesengroß, ein Krater mitten im Gesicht, das schiere Glück.
Die Gefühlswelt des Bas Dost, des fast Zwei-Meter-Mannes von Eintracht Frankfurt, war nicht schwer zu erraten, und das nicht nur bei seinem Tor, einem profanen Abstauber. Es war kein besonders schweres Tor, auch kein schönes, der Berliner Torwart Rafal Gikiewicz hatte einen Schuss von Filip Kostic nicht festhalten können, den Abpraller schob Dost ungerührt über die Linie.
Jeder hätte dieses Tor erzielen können, jeder, der da gestanden hätte. Aber das ist ja genau die Kunst: Da zu stehen, wo der Ball hinkommt. Das ist eine Qualität, nicht viele haben sie, Bas Dost hat sie. Er steht da, wo ein Stürmer stehen muss. Es ist dieser Instinkt, dieses Gefühl, genau diese Wege in Richtung Tor zu machen, nachzusetzen, zu spekulieren, selbst wenn es oft umsonst ist. „Du machst 100 Mal diese Läufe, 99 Mal bringt es nichts“, sagt Bas Dost. Für das eine Mal aber lohnt sich der Aufwand. „Das sind meine Lieblingstore.“
Eintracht Frankfurt überrascht mit Dost in der Startelf
Ein bisschen überraschend war, dass Bas Dost am Freitag in der Startformation stand. Körperlich sei er noch nicht auf dem höchsten Level, hatte Trainer Adi Hütter die Tage zuvor gesagt. Der Angreifer, kurz vor Toresschluss für 7,5 Millionen Euro von Sporting Lissabon geholt, hatte Trainingsrückstand, musste in den letzten vier Wochen einiges aufholen. In den 83 Minuten aber präsentierte sich der 30-Jährige prima in Schuss, nicht nur wegen seines wichtigen Führungstores. Er war gleich drin im Spiel, verteilte klug die Bälle, auch schwierige, zeigte zudem eine ganz andere Präsenz als in den zurückliegenden Spielen. Und er wirkte deutlich fitter. „Es freut mich für Bas, weil er immer gearbeitet hat. Man sieht, dass er körperlich zugelegt hat“, lobte Hütter seinen Neuzugang. Für den Ex-Wolfsburger war es das zweite Ligator für Frankfurt, sein insgesamt 38. in der Bundesliga.
Das Spiel der Eintracht in Berlin in der Audio-Analyse des Rasenfunks
Und der Mund ging noch einmal auf, als sein Sturmpartner André Silva eine Viertelstunde später traf, per Kopf, eigentlich die Kernkompetenz des Niederländers. Im Spiel am Freitag gegen Aufsteiger Union hat Bas Dost neun Kopfballduelle gewonnen, mehr als jeder andere Spieler auf dem Platz. Das Tor mit dem Kopf hat aber der Portugiese erzielt, es war ein schönes Tor, eines, das nicht jeder erzielt, gegen die Laufrichtung des Torwarts nach feiner Flanke von Djibril Sow, Dost war erster Gratulant, den Mund sperrangelweit aufgerissen.
Ein Tor mehr als Jovic & Co.
„Wir wollen gewinnen, also müssen wir treffen. Mit unserem Team können wir Chancen kreieren“, sagt Silva, der ebenfalls kurz vor der Wechselfrist vom AC Mailand gekommen war und ebenfalls zwei Tore erzielt hat. Der Nationalspieler war es aber auch, dem in der Anfangsphase die letzte Entschlossenheit allein vor dem Berliner Tor gefehlt und der somit eine gute Gelegenheit verschludert hatte. „André hat trotz einer verpassten Chance nicht aufgehört zu fighten“, sagte Hütter.
Zumindest was die Statistik angeht, hat Eintracht Frankfurt im Sturm derzeit kaum noch Probleme: Sieben der bislang neun in der Liga erzielten Tore gehen auf das Konto der Frankfurter Angreifer, auch Goncalo Paciencia, der Dritte im Bunde, hat bereits dreimal getroffen. Damit sind die drei aktuellen Stürmer, von der Anzahl her, sogar besser als die sogenannte Büffelherde, die nach sechs Partien sechs Treffer auf dem Konto hatte, am Ende aber phänomenale 41 (von 60) Bundesligatore schoss. Die derzeitigen Angreifer sind andere Typen als Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic, verfügen nicht über diese Wucht und Schnelligkeit, sie haben andere Qualitäten. Bislang liegen sie toremäßig absolut im Soll.
Und am Donnerstag, bei der Partie in der Europa League bei Vitoria Guimaraes, hat André Silva ein Heimspiel. Der Portugiese stammt aus der Gemeinde Baguim do Monte, zwischen Porto und Guimares, gelegen. In der Europa League trifft der 23-Jährige ohnehin ganz gerne: in 17 Spielen immerhin sechsmal.