Eintracht Frankfurt: Nur noch Endspiele

Eintracht Frankfurt bestreitet ein Testspiel gegen Nürnberg (1:1), um sich aufs Finish einzustimmen: „Wir wollen die Europa League gewinnen“.
Vor dem großen Endspurt gibt’s erst einmal noch eine kleine Verschnaufpause. Eintracht-Trainer Oliver Glasner verordnet seinen Profifußballern ganze vier freie Tage zum Runterkommen, zumindest denjenigen, die nicht für ihre Heimatländer im Einsatz sind. Erst am Dienstagmorgen bittet der Chefcoach wieder auf den Übungsplatz, auch er selbst will Kraft tanken. „Denn hinter uns liegen zweieinhalb intensive Wochen“, sagt er. Und ab April geht es mit Volldampf weiter bis zum Ende Mitte Mai. „Jedes Spiel ist jetzt wie ein Finale“, befindet Glasner und man sieht ihm an, dass er dem Finish mit mindestens neun Pflichtspielen in sechs Wochen entgegenfiebert. „Ich verspüre eine riesengroße Vorfreude“ sagt der 47-Jährige, der mit seiner Mannschaft einiges vor hat. In der Bundesliga will die Eintracht noch einen internationalen Startplatz erreichen, auf europäischer Bühne soll es nicht viel weniger sein: „Unser Ziel ist, die Europa League zu gewinnen.“ Womöglich hat der FC Barcelona eine klitzekleine Kleinigkeit dagegen.
Glasner selbst wird die freie Zeit damit ausfüllen, die Skipisten in Österreich unsicher zu machen, seine Spieler zerstreuen sich quer über den Kontinent. Stürmer Goncalo Paciencia nutzt das verlängerte Wochenende zu einem Kurztrip zu seiner Familie in die portugiesische Heimat. Glasner hat damit gar kein Problem, auch ein erhöhtes Corona-Risiko vermag er nicht zu erkennen. „Du kannst auch hierbleiben und dich infizieren. Du kannst es momentan nicht ausschließen, egal wo“, betont er. „Die Jungs sollen mal vier Tage abschalten, das sind erwachsene Menschen.“
Goncalo Paciencia war es übrigens, der am Donnerstagmittag bei frühsommerlichen Temperaturen das Testspiel in Frankfurt gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg dazu nutzte, um ein bisschen Werbung in eigener Sache zu machen. Der Portugiese erzielte den 1:0-Führungstreffer mit einem spektakulären Kopfball (10.). „Schönes Tor“, sagte der 27-Jährige lächelnd: „Kopfball ist meine Stärke.“
Bedient wurde er vom 17 Jahre alten Jugendspieler Muhammed Damar, der, wie Glasner richtig analysierte, „ein sehr gutes Spiel“ gezeigt hat. Zumindest so lange die Kräfte reichten. Zu einem Sieg sollte der Treffer indes nicht langen, weil die nach einer Stunde stärker werdenden Nürnberger durch Pascal Köpke zum Ausgleich kamen (81.) – in einer Begegnung, in der das Ergebnis natürlich zweitrangig war.
Coach Glasner wollte, und genau deshalb ist dieses Freundschaftsspiel ausgemacht worden, den Fußballern zu Spielpraxis verhelfen, die längere Zeit gar nicht oder wenig zum Einsatz gekommen sind. „Es ist ganz, ganz wichtig, dass sie jetzt im Endspurt dieses Matchfitness bekommen, denn du kannst trainieren, was du willst, du kannst laufen, wie du willst – 90 Minuten Fußball ist eine andere Belastung.“
Gerade für Großmeister Makoto Hasebe, der in den letzten sechs Pflichtpartien unfreiwillig in die Zuschauerrolle geschlüpft war, sei dieses recht intensive Spiel von einiger Bedeutung gewesen, denn Martin Hinteregger wird in acht Tagen gegen Schlusslicht Greuther Fürth gelbgesperrt fehlen, und da ist es klar, dass der 38-Jährige den Mittelpart der Dreierabwehrkette geben wird. „Von daher war es für Makoto ganz wichtig, dass er diese 90 Minuten in den Beinen hat“, sagte Glasner.
Die Profis, die zuletzt ins zweite oder gar dritte Glied gedrängt waren, nutzten das Testspiel tatsächlich, um sich in Erinnerung zu bringen. Sogar Aymen Barkok, der gar keine Rolle mehr spielt und zur neuen Saison ohnehin beim Nachbarn Mainz 05 unter Vertrag steht, zeigte eine couragierte Leistung, auch wenn er sich einmal einen lautstarken Rüffel seines Trainers einfing. „Wir müssen dem Trainer zeigen, dass wir bereit sind“, so Torschütze Paciencia. „Und das haben wir.“
„Niemand bricht uns“
So ähnlich sieht es auch Dauerbrenner Timothy Chandler. „Das Spiel war wichtig für die Beine und für den Kopf, weil man weiß, dass man fit ist“, bekundete der Rechtsverteidiger, auch er zum Reservisten herabgestuft. Das Urgestein geht damit professionell um. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Ich bin immer bereit.“ Es gehe auch nicht um ihn, und ihm glaubt man das sogar: „Das Wichtigste ist mein Verein, und wir wollen noch viel erreichen.“ Die Mannschaft halte wie Pech und Schwefel zusammen: „Unseren Zusammenhalt kann niemand brechen, auch kein Gegner.“
Positive Nachrichten gab es noch von Stürmer Ragnar Ache, der nach langer Verletzungspause und „einer schwierigen Zeit“ (Glasner) für ein paar Minuten mittun durfte und fast den Siegtreffer erzielt hätte. Eher weniger gut lief es für Christopher Lenz, der mit einer leichten Wadenblessur raus musste. „War aber nur eine Vorsichtsmaßnahme“, wiegelte Glasner ab – ehe er sich in den Kurzurlaub verabschiedete.