1. Startseite
  2. Eintracht

Die Eintracht muss jetzt mental aufforsten

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Ingo Durstewitz

Kommentare

Der Knockout: Randal Kolo Muani fliegt vom Platz. Foto:dpa.
Der Knockout: Randal Kolo Muani fliegt vom Platz. Foto:dpa. © dpa

Die 0:2-Niederlage der Eintracht im Champions League-Achtelfinale war ernüchternd. Aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange auch für Himmelsstürmer erreicht. Ein Kommentar.

Frankfurt – Nach dem doch ziemlich harten Aufprall in der Realität, die urplötzlich so gar nichts Royales mehr an sich hat, nimmt sich Eintracht-Trainer Oliver Glasner das Recht heraus, das am Dienstagabend Erlebte erst einmal sacken zu lassen. Null zu zwei gegen SSC Neapel in der Champions League, eine 90-minütige Lehrstunde auf höchstem Niveau, eine desillusionierende Vorführung für den Frankfurter Bundesligisten, seines Zeichens amtierender Europa-League-Gewinner.

Die Aussicht auf das Viertelfinale liegt nur noch im Promillebereich, nicht nur wegen des niederschmetternden Resultats und dem graduellen Leistungsunterschied, sondern auch weil Stürmerstar Randal Kolo Muani aufgrund seiner Roten Karte im Rückspiel fehlen wird. Eine kolossale Schwächung für die ohnehin schwächere Mannschaft, bei der Glasner eine gewisse Überforderung in bestimmten Situationen ausgemacht hat. Das gab es vorher nicht allzu häufig.

Sich also Zeit nehmen, um zu verarbeiten und dann im nächsten Schritt zu analysieren. Das ist nicht nur in Ordnung, sondern notwendig. Keiner wird intern über die bittere Pille einfach hinweggehen, man wird sich kritisch damit auseinandersetzen, aber es gibt auch nichts zu dramatisieren.

Niemand hat ernsthaft gedacht, dass Eintracht Frankfurt die Champions League gewinnen und dieses Märchen einfach immer weitergehen wird. Irgendwann kommt jemand, der ist besser. Sogar mal deutlich besser. Wie Neapel. Nicht schlimm. Die Südeuropäer sind eine Klasse für sich, eine andere Kragenweite. Für die Eintracht ist das kein Grund, sich zu grämen.

Die Hauptaufgabe von Coach Glasner besteht nun darin, seine geknickte Mannschaft aufzurichten, er ist als Pädagoge gefragt. Der 48-Jährige, der so oft den richtigen Ton trifft, muss mentale Aufbauarbeit leisten, das angenagte Selbstvertrauen aufforsten. Die Kunst ist, sich von der klaren Schlappe nicht runterziehen zu lassen und nicht einzubrechen. Einen Knacks sollte die einseitige Angelegenheit besser nicht geben.

Neapel besser abschütteln

Dazu steht für die Eintracht viel zu viel auf dem Spiel, dazu hat sie sich nach Anfangsproblemen in eine viel zu komfortable Situation manövriert. In der Bundesliga liegt sie auf Rang sechs, acht Punkte vor dem VfL Wolfsburg und nur zwei Punkte hinter einem Königsklassen-Rang sowie fünf Zähler hinter Spitzenreiter Bayern München. Da ist alles drin: Conference League, Europa League, Champions League.

Auch im DFB-Pokal liegen die Hessen aussichtsreich im Rennen, treffen Anfang April zu Hause auf Union Berlin. Eine schwierige, aber allemal lösbare Aufgabe. Das Halbfinale winkt. Berlin ist nicht mehr in allzu weiter Ferne. Von daher gilt es, die Konzentration auf die bevorstehenden Aufgaben zu lenken und Neapel hinter sich zu lassen, „abzuschütteln“, wie Trainer Glasner es nennt.

Schon am Wochenende muss die Eintracht wieder Farbe bekennen, da kann sie gleich zeigen, ob der neapolitanische Tiefschlag nur ein Wirkungstreffer war oder doch mehr Schaden angerichtet hat. Am Samstag geht es nach Sachsen, zum Spitzenklub RB Leipzig. Da hängen die Trauben traditionell hoch, einen Sieg konnten die Frankfurter bei den Bullen noch nie einfahren. In Leipzig kann man auch dann verlieren, wenn man eine gute Leistung auf den Rasen bringt.

Und doch sollte die Eintracht zwingend punkten, will sie ihre ambitionierten Ziele nicht gefährden. Das internationale Geschäft soll es schließlich auch in der kommenden Saison sein, die Frankfurter wollen zu einem Klub aufsteigen, der dauerhaft die Spitze attackieren kann. Dazu gehört auch, aus Niederlagen zu lernen und aufzustehen, wenn man hingefallen ist. Denn viele Ausrutscher darf sich die Eintracht im Brot- und Buttergeschäft nicht erlauben. (Ingo Durstewitz)

Auch interessant

Kommentare