1. Startseite
  2. Eintracht

Eintracht Frankfurt kämpft gegen das Stimmungstief

Erstellt:

Von: Ingo Durstewitz

Kommentare

Auf seine Tore kommt es auch im Pokal an: Randal Kolo Muani (li.) gegen Berlins Timo Baumgartl.
Auf seine Tore kommt es auch im Pokal an: Randal Kolo Muani (li.) gegen Berlins Timo Baumgartl. © dpa

Eintracht Frankfurt fordert im Viertelfinale des DFB-Pokals Union Berlin heraus und hofft vor allen Dingen auf einen Befreiungsschlag / Kritik an Knauff erfreut Glasner nicht.

Die Erinnerung an die Alte Försterei ist noch taufrisch. Was Wunder? Es ist erst gut zwei Wochen her, dass Trainer Oliver Glasner beim Auswärtsspiel in Berlin-Köpenick ein Frusterlebnis der allerersten Güte zu verarbeiten hatte. 0:2 ging seine Eintracht bei Union Berlin baden, und weil das Resultat einigermaßen ungerecht war und so gar nicht den Spielfilm abbildete, zählte der Fußballlehrer zunächst mal seine Abwehrspieler aus („Qualität kann man nicht trainieren“), um sodann eine Pressekonferenz abzuhalten, die an verbaler Spärlichkeit („Halte heute besser den Mund, sonst wird es kritisch für mich“) nur schwer zu überbieten war.

Von daher war es nun, kurz vor dem Wiedersehen mit Union Berlin im DFB-Pokalviertelfinale, nur allzu logisch, dass der 48-Jährige gefragt wurde, ob er aus dem Erlebten in Berlin eine besondere Motivation ziehen würde. „Bei uns wird auch so genügend Adrenalin im Blut sein“, antwortete Glasner lächelnd. Und man dürfe es mit der Emotion nicht übertreiben, das Duell nicht noch künstlich überfrachten oder hochjazzen. „Wenn wir nur mit Schaum vor dem Mund rumlaufen würden, wäre das kontraproduktiv.“

Und doch weiß der Österreicher, dass die Partie am Dienstag (18 Uhr/ZDF, Sky) im ausverkauften Waldstadion schon eine gewisse Bedeutung für die Eintracht hat. Zuletzt lief es ja denkbar bescheiden für die Hessen, aus den letzten sieben Pflichtspielen konnte die Mannschaft keinen einzigen Sieg holen, musste sich aber viermal geschlagen geben. Das ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was man einen Lauf nennen würde. Glasner negiert die trübe Atmosphäre auch nicht. Die Stimmung in einem Fußballklub hängt von den Ergebnissen ab.“ Und die waren, siehe oben, zuletzt eher mau. Der Coach weiß aber genauso gut, wie schnell sich im Sport der Wind drehen kann. „Mit einem Sieg kannst du die Stimmung und Wahrnehmung im ganzen Verein verändern“, findet der Trainer. „Das beeinflusst die Großwetterlage.“ Daher, ganz klar: „Wir alle wünschen uns den Befreiungsschlag.“

Und wenn der ausbleibt, wenn es die nächste Pleite setzt, Aus im Pokal und danach auswärts zum Angstgegner nach Leverkusen, eine der formstärksten Mannschaften der Bundesliga. Dann könnte die Stimmung in Frankfurt endgültig kippen. Glasner hält tapfer dagegen. „Man kann ja immer Chancen oder Gefahren sehen. Ich gehe mit mehr Zuversicht und weniger Angst durchs Leben. Das macht es einfacher.“ Seine Elf sei bereit für Union und gehe das Spiel und die ganze Woche voller Vorfreude an. Alles oder nichts. Eine Spezialität der Eintracht. Nicht erst seit dem phänomenalen Europapokalsieg von Sevilla.

Und auch die Befindlichkeit seiner Spieler stimmt ihn durchaus positiv, obwohl sie ja nicht unbedingt vor Selbstvertrauen strotzen können. „Die Jungs machen einen sehr guten Eindruck auf mich“, sagt er. Und er lasse sich trotz der überschaubaren Punktausbeute in den zurückliegenden Wochen nicht von seiner Meinung abbringen, wonach das Team die Talsohle sicher durchschritten hat. „Die Leistungskurve zeigt nach oben“, befindet er.

Lob für Borré und Buta

Die Mannschaft investiere ungeheuer viel, habe beim enttäuschenden 1:1 gegen Bochum 17 Abschlüsse im Sechzehner gehabt, die Spieler ließen immer ihr Herz auf dem Platz, „strotzen vor Energie und Leidenschaft“. Und das Ensemble spiele einfach wieder besser Fußball. „Jetzt geht es in den Endspurt, und da wollen wir da sein.“

Wichtig sei gegen das etwas andere Spitzenteam aus der Kapitale, das seine Spiele nicht eben durch berauschenden Fußball, sondern durch gnadenlose Effizienz und höchste Disziplin gewinnt, dass man eine gute Balance im Spiel habe und mit Punch nach vorne spiele. „Dann werden wir unsere Möglichkeiten vorfinden.“

Die hatte auch Stürmer Rafael Borré gegen den VfL Bochum, traf aber zu häufig die falsche Entscheidung und verhaspelte sich. Glasner hat dennoch großen Respekt vor dem Kolumbianer, der erst kurz zuvor aus Japan zurückgekehrt war. „Ich weiß, wie man sich da fühlt. Und dass er dann mit dieser Willensleistung so viel Energie auf den Platz bringt, hat mich beeindruckt. Das habe ich ihm auch gesagt.“ Wenn der Angreifer so weitermache, „wird sich das unglücklich in glücklich drehen.“

So ähnlich sei es auch bei Aurelio Buta, der gegen Bochum permanent auf rechts durchbrach, aber zumeist den letzten Pass verhunzte. Glasner ist dennoch hochzufrieden: „Ich bin erstaunt, wie konstant er auf diesem hohen Niveau spielt.“ Der Rechtsverteidiger werde noch lernen, etwas mehr Ruhe finden und sich bei seinen Hereingaben „verbessern“.

Buta hat den Senkrechtstarter der Vorsaison, Ansgar Knauff, aus dem Team verdrängt. Der 21-Jährige macht gerade keine leichte Phase durch, wurde zuletzt sogar von U-21-Trainer Antonio Di Salvo ob seiner Körpersprache kritisiert. „Wenn etwas nicht gelingt, lässt er den Kopf hängen“, sagte Di Salvo. „Da muss er dranbleiben, aber das funktioniert nur mit Bereitschaft. Da hat er Luft nach oben.“ Oliver Glasner hat die Worte seines Kollegen registriert und mit Knauff darüber gesprochen. „Das war relativ harte und persönliche Kritik an Ansgar“, sagt Glasner. Die externe Schelte für seinen Spieler, das war deutlich zu spüren, kam bei ihm weniger gut an.

Auch interessant

Kommentare