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Eintracht Frankfurt verschiebt in der Europa League Grenzen

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Von: Ingo Durstewitz

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Frankfurter Fußballhelden auf der Ehrenrunde.
Frankfurter Fußballhelden auf der Ehrenrunde. © dpa

Eintracht Frankfurt hat mit dem 1:1 gegen Barcelona noch alle und auch realistische Chancen aufs Halbfinale. Ein Kommentar.

Selbst der hochdekorierte Weltstar Xavi war schwer beeindruckt von diesem Prickeln und Flirren im Stadtwald, diesem ganz besonderen Fluidum, auf dem sich die berühmten magischen Nächte entfalten, wenn Eintracht Frankfurt zum Tanz auf europäischer Bühne bittet. Klar, hob die bescheidene Barca-Ikone an, sein Team habe auch schon den Hexenkessel am Bosporus überstanden, 2:1 vor frenetischen Fans bei Galatasaray, doch die Atmosphäre in Frankfurt sei einfach nur „unglaublich“ gewesen. „Dafür spielen wir Fußball.“ Er jedenfalls könne Eintracht Frankfurt nur beglückwünschen: „Großer Klub, große Mannschaft, große Fans.“

Am Donnerstagabend hat Eintracht Frankfurt auf internationalem Parkett mal wieder ein Glanzstück abgeliefert, sich selbst und den darbenden deutschen Fußball mehr als würdig vertreten. Das ist für einen immer noch der Mittelklasse zuzurechnenden Klub keine Selbstverständlichkeit, in Frankfurt aber schon der Standard. Eintracht kann Europa, Eintracht liebt Europa.

Eintracht Frankfurt hat noch realistische Chancen auf das Halbfinale

Die Hessen haben mit dem verdienten 1:1 und einer famosen Darbietung noch alle und auch realistische Chancen aufs Halbfinale. Die Aufgabe ist maximal schwierig, in nur fünf Tagen werden sie in Camp Nou den FC Barcelona schlagen müssen – nach 90 oder 120 Minuten oder aus elf Metern. Es zählt nur ein Sieg. Oder sie sind raus. Das wäre der normale Gang der Dinge. Aber was ist schon normal?

Natürlich haben sich die Vorzeichen nicht geändert, die Eintracht bleibt auch im Rückspiel der krasse Außenseiter, alles andere wäre vermessen. Zum einen wird Barca sehr wahrscheinlich nicht noch einmal einen solch tranig-tristen Auftritt wie in Frankfurt hinlegen, zum anderen schüttelt ein Team wie das von Oliver Glasner Leistungen wie jene vom Donnerstagabend nicht mal so aus dem Ärmel. Jeder Spieler ist an seine Grenzen oder darüber hinaus gegangen, hat mehr abgeliefert als eigentlich in ihm steckt. Das werden sie auch in Spanien wieder tun müssen, wollen sie das Wunder Realität werden lassen. Das Problem: Outperformance ist nicht beliebig und auf Knopfdruck abrufbar.

Eintracht Frankfurt: In der Bundesliga fehlt die Konstanz

Und genau das ist der Grund, weshalb Eintracht Frankfurt in der Bundesliga nicht in den Regionen zu finden ist, die einen Klub dazu berechtigen, auch in der kommenden Saison international an den Start zu gehen. Da fehlt insgesamt die Konstanz und die Klasse, es ist eine Frage der Qualität – gerade in der Offensive.

In einzelnen, speziellen Spielen, die exakt auf die Eintracht zugeschnitten sind (großer Gegner, wenig Ballbesitz, viel Raum zum überfallartigen Kontern), kann die Mannschaft über sich hinauswachsen und jedem Kontrahenten wehtun, aber um im harten Ligaalltag Woche für Woche beständig und seriös abzuliefern, braucht es mehr, braucht es ein generell höheres Grundniveau. Das ist nichts Schlimmes und im Jahr des Komplettumbruchs nachvollziehbar – und auch zur neuen Saison hin zu korrigieren.

Eintracht Frankfurt will Minimalchance auf europäische Plätze noch wahren

Sportchef Markus Krösche mahnt nun zu Recht an, dass der schwierigere Part am Sonntag kommt, das Heimspiel gegen den SC Freiburg. Will die Eintracht ihre Minimalchance nutzen, um doch noch die europäischen Plätze anzugreifen, ist ein Sieg Pflicht. Das wird, nach solch einem Highlight, schwer genug – mental und körperlich. Doch genau in solchen Partien zeigt sich, wie belastbar und gut eine Mannschaft wirklich ist. Freiburg, als Sandwich zwischen den Barca-Festspielen, wird zu einer Art Lackmustest. (Ingo Durstewitz)

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