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„Bittere Niederlage“ für Eintracht Frankfurt: Fortuna macht Feierabend

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Von: Thomas Kilchenstein, Ingo Durstewitz

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Redebedarf, wie so oft an diesem Sonntag: Martin Hinteregger (links) legt sich mit den Freiburgern Eggestein und Schmid (rechts) an.
Redebedarf, wie so oft an diesem Sonntag: Martin Hinteregger (l.) legt sich mit den Freiburgern Eggestein und Schmid (r.) an. © dpa

Eintracht Frankfurt muss durch das 1:2 gegen den SC Freiburg einen herben Dämpfer im Kampf um die europäischen Startplätze hinnehmen, freut sich aber dennoch auf Barcelona.

Frankfurt – Am Ende ging die dieses Mal etwas arg unter Strom stehende Abwehrkante Martin Hinteregger gar nicht mehr mit zurück. 1:2 stand es im Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen den SC Freiburg, tief in der Nachspielzeit, und da dachte sich der „Hinti“, er könne es ja auch mal als Mittelstürmer versuchen. Blöderweise kam dann gar kein Ball mehr nach vorne, und als Schiedsrichter Felix Brych nach 95 Minuten letztmals seine Pfeife bediente, ließ Hinteregger den Kopf hängen und stemmte die Hände auf die Knie. Alle Kraft wich mit einem Schlag aus dem schrägen Kerl, der sich an diesem Sonntag doch in allerlei Scharmützel verstrickte und sogar froh sein konnte, nach einer dämlichen Ohrfeige nicht vom Platz geflogen zu sein.

1:2 also gegen den SC Freiburg, der zum Schluss gar nicht so recht wusste, wie er sich diese drei Punkte verdient hat. „Wir müssen uns für den Sieg nicht schämen, aber wir hatten eine gute Effizienz und richtig viel Glück“, sagte Trainer Christian Streich und lag damit goldrichtig.

„Sehr bittere Niederlage“ für Eintracht Frankfurt

Es war nun nicht so, dass die Eintracht die Sterne vom Himmel spielte, gerade zu Beginn mühte sie sich, es stockte und ruckelte, und doch hatte sie eine ganze Menge Pech, ohne Zählbares aus dem Spiel gegangen zu sein. „Das ist eine sehr bittere Niederlage“, urteilte Eintracht-Trainer Oliver Glasner. „Das Ergebnis tut brutal weh, weil ich vieles gesehen habe, was absolut in Ordnung war.“

Gerade in der Endphase verweigerte Glücksgöttin Fortuna die Gefolgschaft: Erst schoss der eingewechselte Ajdin Hrustic den Ball fulminant an den Innenpfosten des Breisgauer Kastens (84.), und zwei Minuten später stand Daichi Kamada bei seinem Kopfball zum vermeintlichen 2:2-Ausgleich ein paar Zentimeter im Abseits. Künstlerpech.

Coach Glasner wollte sich aber gar nicht lange grämen. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Was sie abgerissen haben, nötigt mir Respekt ab und war aller Ehren wert. Die Leistung stimmt mich sehr zuversichtlich.“

Vor allem für den Donnerstag, dann steht der Festakt in Spanien an, das Viertelfinalrückspiel in der Europa League beim FC Barcelona. Dann gilt es, nach dem 1:1 in Frankfurt den Einzug ins Halbfinale klarzumachen. Das ist das erklärte Ziel. „Wir werden jetzt Kräfte sammeln für dieses Highlight-Spiel“, sagte der Trainer Glasner.

Und doch: Für die europäischen Ambitionen in der Liga war diese Niederlage ein herber Dämpfer. „Platz fünf ist jetzt weit weg“, führte Sportvorstand Markus Krösche aus. „Aber wir werden unsere Ziele nicht verändern.“ Unter Umständen würde sogar der siebte Platz für einen internationalen Startplatz, dann in der Conference League, genügen. Doch selbst der ist fünf Spieltage vor Schluss fünf Punkte entfernt. Sollte es am Ende nicht langen, wonach es aussieht, wäre auch die miese Heimbilanz schuld. Aus 15 Partien im Waldstadion haben die Frankfurter lediglich 17 Punkte geholt – Rang 16. „Wenn du gegen die letzten Sechs der Tabelle zu Hause drei Punkte holst, wirst du eher nicht deutscher Meister“, flüchtete Coach Glasner in Galgenhumor. So wird es nichts mit der Aufholjagd Richtung Europa.

Bevor es am Sonntag in Frankfurt aber überhaupt richtig losging, ging erst mal gar nichts, denn kurz nach dem Anpfiff kamen zwei Aktivisten auf die offenbar lange ausbaldowerte Idee, aufs Feld zu stürmen und sich mit Kabelbindern um den Hals am Pfosten des Eintracht-Tores festzuschnüren. Keeper Kevin Trapp, leicht verdutzt, redete kurz auf die beiden Männer ein, hatte aber keinen Erfolg, auch Schmähgesänge von der Tribüne bewirkten nichts. Die beiden Demonstranten gehören offenkundig der Umweltschutzbewegung „Letzte Generation“ an, die in den vergangenen Wochen mit einigen radikalen Aktionen für Aufsehen gesorgt hatte. Sie trugen Shirts mit der Aufschrift „Stoppt den fossilen Wahnsinn!“ Das Spiel war für drei Minuten unterbrochen, ehe die Männer vom Pfosten losgeschnitten und abgeführt wurden.

Als die Partie dann wieder lief, war es fast so, als hätte die schnelle Pause den Spielern den Stecker gezogen, was natürlich in keinem kausalen Zusammenhang stehen muss. „Wir haben 15, 20 Minuten gebraucht, um den Donnerstag abzuschütteln“, analysierte Glasner. „Da haben wir uns schwer getan, reinzufinden, auch die Intensität anzunehmen.“

Rafael Borré schoss nach elf Minuten vorbei, der für den müden Kamada in der Startelf stehende Jens Petter Hauge ein paar Minuten später viel zu lasch in die Arme von Schlussmann Mark Flekken. Die Führung der Breisgauer lag zwar auch nicht in der Luft, fiel aber trotzdem. Nach einem Fehlpass von Evan Ndicka und einem fehlerhaften Abwehrhalten von Tuta war es Vincenzo Grifo, der zum 1:0 vollendete (27.).

Die Eintracht, die früh auch Djibril Sow verlor, der mit einer noch nicht näher definierten Blessur am Innenband raus musste (31.) und zur MRT-Untersuchung geschickt wurde, kam erst im zweiten Abschnitt stärker auf, da schien sie ihre Müdigkeit und die mentale Trägheit abgeschüttelt zu haben. Filip Kostic drehte auf und machte nach schönem Pass von Hauge den Ausgleich (54.), und auch in der Folge blieben die Platzherren am Drücker.

Das Tor aber machten wieder die Freiburger und natürlich in Person von Nils Petersen (69.), der nun schon neun Tore gegen die Eintracht erzielt hat (so viel wie gegen keinen anderen Klub), davon sieben als Joker. „Wir haben die Eintracht an einem guten Tag zwischen den beiden Highlights gegen Barcelona erwischt“, sagte der SC-Stürmer und schloss auch in der verbalen Aufarbeitung korrekt ab: „Und wir hatten das nötige Quäntchen Glück.“ Kann man so stehenlassen. (Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein)

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