Eintracht Frankfurt holt Remis gegen Fenerbahce Istanbul: Pflicht erfüllt, Kür wartet

30 gute Minuten reichen Eintracht Frankfurt, um in Istanbul beim 1:1 mühelos den direkten Einzug ins Achtelfinale der Europa League klarzumachen.
Istanbul - Am Tag vor dem dann locker-flockig heruntergespielten Remis im Sükrü-Saracoglu-Stadion zu Istanbul hat Eintracht Frankfurts Trainer Oliver Glasner schon ein kleines, durchaus positives Fazit gezogen. Er fand, dass sein Team bislang eine „sehr, sehr gute internationale Saison“ gespielt hätte, die nun mit dem direkten Einzug ins Achtelfinale der Europa League gekrönt wurde.
Durch das 1:1 (1:1) vor lediglich 15.000 Fans bei Fenerbahce schließt Eintracht Frankfurt die Gruppe D mit zwölf Punkten als Erster ab, der damit verbundene direkte Einzug in die Runde der letzten 16 Mannschaften bringt 1,2 Millionen Euro in die Kasse, der Gruppensieg zusätzliche 1,1 Millionen. Damit haben die Frankfurter ihren zweiten Matchball genutzt, schon im Heimspiel gegen Royal Antwerpen vor zwei Wochen hätten sie alles klarmachen können. In den sechs Gruppenspielen hat die Eintracht drei Siege und drei Unentschieden errungen. Im zweiten Spiel unterlag Olympiakos Piräus in Antwerpen 0:1, die Griechen ziehen als Zweiter in eine Zwischenrunde eine, die am 17. und 24. Februar gespielt wird.
Eintracht Frankfurt: Attraktives Los wartet
Den Hessen ist dies erspart geblieben, vorerst auch Gegner wie FC Barcelona, FC Porto, FC Sevilla, Bergamo oder Glasgow Rangers. Die Eintracht spielt nun erst am 10. und 17. März um den Einzug ins Viertelfinale - und dürfte einen namhaften Widerpart zugelost bekommen. „Wir stehen direkt im Achtelfinale, das hätten wir vor der Gruppenphase natürlich sofort unterschrieben“, sagte ein glücklicher Sportvorstand Markus Krösche, nach dessen Auffassung sein Team eine „sehr gute“ erste und eine durchwachsene zweite gezeigt hatte. Ähnlich sah es Flügelmann Timothy Chandler: „Wir haben dominiert und hätten mehr Tore machen müssen. Dann wäre alles einfacher gewesen.“ Aber, so der erfahrene Profi: „Wir sind Erster, darüber können wir einfach glücklich sein.“
Erstaunlicherweise hatte Eintracht-Trainer Oliver Glasner sein Team nur auf einer Position umgebaut, das war allenthalben erwartet worden, für den gar nicht erst an den Bosporus mitgereisten leicht angeschlagenen Jesper Lindström war Jens Petter Hauge in die Mannschaft gekommen. Eine Personalie, die der Begegnung in der ersten Hälfte guttun sollte, der Norweger belebte anfangs das Frankfurter Spiel, baute nach dem Seitenwechsel aber merklich ab. „Die Jungs sind alle fit, sie haben sich dieses Vertrauen verdient“, hatte Krösche im Vorfeld gesagt. Zum vierten Mal im Folge lief praktisch die gleiche Startformation auf. Überraschend war im Grunde nur, dass Verteidiger Martin Hinteregger erneut auf der Ersatzbank hatte Platz nehmen müssen und der bald 38 Jahre alte Makoto Hasebe den Vorzug erhielt. Die Nichtberücksichtigung von Hinteregger, der sich in dieser Woche im Training ordentlich reingekniet hatte, erklärte Glasner seinem österreichischen Landsmann: „Wir sind völlig im Reinen, wir Ösis“, sagte er vor der Partie im nur spärlich besetzten Fenerbahce-Stadion. Die Bedeutung der Begegnung hatte Glasner so umschrieben: „Heute ist wichtig, Sonntag ist egal.“ Am Sonntag empfangen die Hessen zu Hause Bayer Leverkusen.
Eintracht Frankfurt: Dominanz in der ersten Halbzeit
Die Frankfurter ließen aber sehr schnell kaum Zweifel aufkommen, dass sie dieses letzte Gruppenspiel sehr ernst nehmen. Sie waren sofort da, hatten die Kontrolle über Ball und Gegner und dominierten in den ersten 45 Minuten die Begegnung fast nach Belieben. Dass es dennoch zur Pause nur 1:1 stand, war fast ein Treppenwitz. Die Frankfurter waren haushoch überlegen, sie waren aggressiv, attackierten früh und intensiv, setzten die Türken enorm unter Druck. Die Hessen hatten Möglichkeiten, das Spiel früh zu entscheiden. Schon nach drei Minuten hatte Rafael Borré das erste Mal aufs Tor geschossen, über Filip Kostic liefen alle Angriffe, Daichi Kamada (10.) oder Kristijan Jakic (23. und 26.) vergaben jedoch. Und dann war es Djibril Sow, der im Stile eines abgezockten Angreifers nach 29 Minuten die hochverdiente Frankfurter Führung erzielte. Das hatte man dem defensiven Mittelfeldspieler gar nicht zugetraut.
Die Spieler von Eintracht Frankfurt in der Einzelkritik: Kostic marschiert, Sow trifft
In der ersten halben Stunde hatte die Eintracht mehr Ballkontakte, mehr Torschüsse. Und dann fiel nach 42. Minuten aus dem Nichts doch noch der Ausgleich - und Makoto Hasebe, bis dahin und danach der gewohnt umsichtige Stratege, hatte sich einen bösen Bolzen erlaubt. Er wehrte eine Flanke viel zu kurz ab, der Ball fiel Mergim Berisha vor die Füße, der mit dem ersten Torschuss von Fener den Ausgleich markierte. Das nennt man wohl eine kalte Dusche.
Eintracht Frankfurt in der Europa League: Die zweite Halbzeit war eher langweilig
Dass diese Aktion freilich schon der letzte Höhepunkt in einem immer langweiliger werdenen Europapokalspiel sein würde, konnte da noch keiner ahnen. Sicher, im zweiten Abschnitt strich mal ein Schuss des agilen Kostic hauchzart am Pfosten vorbei, schoss der eingewechselte Sam Lammers am Tor vorbei, kam Kamada um einen halben Schritt zu spät. Das war es aber schon in der zweiten Halbzeit, in der die Eintracht gleich zwei Gänge zurückgeschaltet hatte und das Spiel nur noch verwaltete. Das wiederum taten sie gut, Fenerbahce, das komplett auf Mesut Özil verzichtete, war auch nach der Pause zu keiner echten Möglichkeit mehr gekommen. Bemerkenswert dann eher, dass Eintracht-Trainer Glasner zum Ende hin noch die Edelreservisten Ajdin Hrustic, Sam Lammers und Danny da Costa einwechselte. Gerade Danny da Costa, seit Monaten ohne Spielpraxis, machte seine Sache in der letzten halben Stunde ordentlich. Einziger Wermutstropfen: Goncalo Paciencia sah kurz vor Schluss die Gelbe Karte und wird im Achtelfinale im ersten Spiel fehlen. Ist verschmerzbar. (Thomas Kilchenstein und Daniel Schmitt)
Hexenkessel war früher. Eintracht Frankfurt schnarcht sich am Bosporus zum Gruppensieg. Unsere Kolumne Ballhorn.