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Eintracht Frankfurt: Einsatzgarantie für Rafael Borré

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Von: Daniel Schmitt

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Wird den verletzten Jesper Lindström in der Startelf ersetzen: Rafael Borré.
Wird den verletzten Jesper Lindström in der Startelf ersetzen: Rafael Borré. © IMAGO/HJS

Stürmer darf für Jesper Lindström spielen, sagt Trainer Oliver Glasner. Der hat ein Vertragsangebot der Eintracht vorliegen, verspürt aber keinen Druck, sich zu entscheiden.

Bevor die Frage überhaupt gestellt werden konnte, lieferte Oliver Glasner bereits die Antwort. „Rafael Borré wird spielen“, sagte der Trainer von Fußballbundesligist Eintracht Frankfurt in Richtung der Reporter bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart. Und: „Er hat sich das verdient.“

Sie wäre natürlich ohnehin sofort gekommen, die Erkundigung nach dem Ersatzmann für die am linken Knöchel verletzten und damit für einige Wochen unpässliche Stammkraft Jesper Lindström, also legte Glasner wider seiner sonstigen Aufstellungs-Geheimniskrämerei die Karten freiwillig und offen auf den Tisch. Er fand dann auch einige Argumente, warum er Borré die Rolle als Lindström-Ersatz zutraut. „Rafa ist immer voll motiviert, stellt sich in den Dienst der Mannschaft, ist von unseren Offensiven der beste Spieler gegen den Ball und auch für Tore und Assists gut.“ Er, Glasner, habe jedenfalls vollstes Vertrauen in ihn, Borré. Dass der Kolumbianer über weniger Tiefgang als Lindström verfügt, weiß der Coach natürlich, „dafür aber ist Rafa ein bisschen mehr Stürmer als Jesper.“ Soll heißen: „Er hat mehr Killerinstinkt vor dem Tor, ein besseres Gefühl für Situationen im Strafraum.“

Es war diese Wahl des Trainers ohnehin die naheliegendste, weil, erstens, Borré zuletzt schon häufig während der Spiele für den Dänen eingewechselt wurde, er, zweitens, in regelmäßigen Abständen gelobt wird ob des Fleißes, und er, drittens, seit jeher ein Art Lieblingsschüler des österreichischen Fußballlehrers ist. Sich fürs große Ganze aufopfernde Teamplayer sind eben bei Trainer beliebt - wer mag es ihnen verdenken.

Coach widerspricht Manager

Auf Sicht wird der Ausfall von Jesper Lindström die Eintracht aber gewiss schmerzen. Wenngleich der 23-Jährige zuletzt nicht gerade in bestechender Form war, er im Gegenteil sogar ziemlich durchhing, wird sich die Statik des Frankfurter Spiels zwangsläufig ändern müssen. Einzig Randal Kolo Muani verfügt nun in der Abteilung Attacke noch über echte Sprinterfähigkeiten, um die Bälle hinter die gegnerischen Abwehrketten im Sauseschritt zu erlaufen, etwas, worauf der Eintracht-Fußball in dieser Saison durchaus fußt. Die Frankfurter werden sich daran anpassen müssen, zumal kommenden Mittwoch im Champions-League-Achtelfinalrückspiel beim SSC Neapel auch Kolo Muani rotgesperrt fehlt.

Es wäre also durchaus eine Option gewesen, und könnte es künftig werden, Daichi Kamada von der Sechs auf seine angestammte Position im offensiven Mittelfeld nach vorne zu ziehen, um das kreative Offensivspiel zu fördern. Gegen den VfB Stuttgart will es Oliver Glasner erstmal anders probieren.

Im Wochenverlauf hatte dessen Chef, der Sportvorstand Markus Krösche, derweil kundgetan, dass er gerade im Spiel gegen vergleichsweise tiefstehende Mannschaften weiterhin Verbesserungspotenziale bei der Eintracht erkennt. Sich gegen solch Teams mehr Torchancen zu erspielen, sei die „Königsdisziplin“ auf dem Weg zu einem Topteam.

Oliver Glasner hat darob eine diametrale Ansicht - und wurde ziemlich deutlich: „Wir erzielen regelmäßig Tore aus unterschiedlichen Phasen, mal aus eigenem Ballbesitz heraus, mal nach einem Konter, mal nach einem Ballgewinn im Gegenpressing. Wir tun uns mittlerweile fast einfacher gegen Mannschaften, die sich zurückziehen, als gegen jene, die uns attackieren.“ Er finde, beschloss Glasner, „dass wir dieses Thema, das uns letzte Saison begleitet hat, mittlerweile gut aufgearbeitet haben.“ Der Sportvorstand und der Trainer – (mal wieder) nicht einer Meinung.

Nur Stuttgart-Spiel im Kopf

Unabhängig davon aber strebt die Eintracht mit Oliver Glasner auch langfristig eine Zusammenarbeit an, sie hat ihrem Erfolgscoach ein finanziell verbessertes Angebot zur Verlängerung des aktuell bis Sommer 2024 laufenden Vertrags unterbreitet. Glasner sieht dies als „Anerkennung und Auszeichnung für die Arbeit des Trainerteams“, verspürt aber offenbar keine Eile, seine Unterschrift auf das Papier zu kritzeln. „Wir haben nicht den Riesendruck, dass bald ein anderer die Mannschaft coachen muss. Mein Vertrag läuft noch lange, wir werden das Thema in Ruhe besprechen.“ Frühestens in der nächsten Bundesligapause Ende März, also erst nach den Partien gegen Stuttgart, Neapel und Union Berlin, sei „vielleicht Zeit, das eine oder andere Gespräch zu führen.“

Glasner, das wird immer deutlicher, spielt in diesen Tagen auf Zeit, will abwarten, wohin die Reise mit der Eintracht in der laufenden Runde geht und wohin sie in den kommenden Jahren – Stichwort Kaderzusammensetzung – gehen könnte. Vorerst habe er jedenfalls nur die „schwierige Begegnung“ gegen den Abstiegskandidaten aus Stuttgart im Kopf, gegen eine Mannschaft mit „fußballerischer Qualität“. Des Trainers Marschrichtung ist klar: „Wir wollen gewinnen - wie immer.“ Auch danach musste an diesem Tage kein Reporter fragen.

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